Heinrich Heuser
II ARG I \I LI E\
Lederer contra Kolbe.
Nun hat Georg Kolbe dasselbe Schicksal erlitten, wie Ernesto de Fiori mit
seinen Max-Reinhardt-Karyatiden. Die Ausschmückungskommission des Reichstags
(sein Verschönerungs-Verein) hat, nachdem sie soeben Lovis Corinths Ludwig
Frank - Porträt refüsierte, Kolbes Ebert - Büste abgelehnt. Hier das Gut-
achten des Professors Hugo Lederer. Kommentar ist überflüssig, es lebe die
Siegesallee!
„Es ist nicht angenehm, über Arbeiten von geschätzten Kollegen richten zu
müssen.
In diesem Falle halte ich es aber für meine heilige Pflicht, nach meiner
besten Überzeugung und voll reiner Sachlichkeit die Arbeit des Herrn Pro-
fessors Kolbe: Darstellung des verstorbenen Reichspräsidenten Ebert, in
Bronze, für den Reichstag, den wichtigsten Punkt in Deutschland, auf das
schärfste zu kritisieren.
Das Beste muß in diesem Falle gerade gut genug sein — das muß der Leit-
stern des Künstlers sein, dem es übertragen ist, aus Vertrauen zu seinem Ruf
(Herr Kolbe ist Mitglied der Akademie der Künste) ein derartiges Werk anzu-
fertigen, welches geschichtliche Bedeutung haben soll und muß.
Schöne, bedeutungsvolle Auffassung des Kopfes des Präsidenten, künstlerisch
gut durchgebildete Formen, Ähnlichkeit, „jawohl“ Ähnlichkeit, sonst haben
solche Dinge keinen Sinn — siehe: Rubens, Tizian, Menzel, Lenbach, Rodin,
Schlüter, Rauch, Begas — um nur einige zu nennen —, alle diese großen
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Lederer contra Kolbe.
Nun hat Georg Kolbe dasselbe Schicksal erlitten, wie Ernesto de Fiori mit
seinen Max-Reinhardt-Karyatiden. Die Ausschmückungskommission des Reichstags
(sein Verschönerungs-Verein) hat, nachdem sie soeben Lovis Corinths Ludwig
Frank - Porträt refüsierte, Kolbes Ebert - Büste abgelehnt. Hier das Gut-
achten des Professors Hugo Lederer. Kommentar ist überflüssig, es lebe die
Siegesallee!
„Es ist nicht angenehm, über Arbeiten von geschätzten Kollegen richten zu
müssen.
In diesem Falle halte ich es aber für meine heilige Pflicht, nach meiner
besten Überzeugung und voll reiner Sachlichkeit die Arbeit des Herrn Pro-
fessors Kolbe: Darstellung des verstorbenen Reichspräsidenten Ebert, in
Bronze, für den Reichstag, den wichtigsten Punkt in Deutschland, auf das
schärfste zu kritisieren.
Das Beste muß in diesem Falle gerade gut genug sein — das muß der Leit-
stern des Künstlers sein, dem es übertragen ist, aus Vertrauen zu seinem Ruf
(Herr Kolbe ist Mitglied der Akademie der Künste) ein derartiges Werk anzu-
fertigen, welches geschichtliche Bedeutung haben soll und muß.
Schöne, bedeutungsvolle Auffassung des Kopfes des Präsidenten, künstlerisch
gut durchgebildete Formen, Ähnlichkeit, „jawohl“ Ähnlichkeit, sonst haben
solche Dinge keinen Sinn — siehe: Rubens, Tizian, Menzel, Lenbach, Rodin,
Schlüter, Rauch, Begas — um nur einige zu nennen —, alle diese großen
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