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Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt — 5.1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.63706#1222

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Meister hatten hohen Respekt vor der Natur, vor der Durchbildung einer Stirn,
der Haarpartie, Ohren, Nasen und Augen. Modellierung des Gesichts und
Kopfkonstruktion, respektive Nackenbehandlung. Auch die Partie hinter den
Ohren und der Hinterkopf muß schön durchgebildet sein, dieser kann unter
Umständen die schönste Aufgabe an einer Büste sein. Nebensächliche Details
gibt es bei einer Büste überhaupt nicht.
Eine Bronze darf nicht den Eindruck machen, als ob es festgewordener
weicher Ton ist — eine klare Formbehandlung erfordert dieses edle Material.
Das Gesamte: Sockel und Büste, muß gut gegeneinander abgestimmt und
für den Platz berechnet sein.
Bevor die Büste und der dazu gehörige Sockel in Bronze hergestellt werden,
müssen Unterlagen in oben angeführter Weise vorliegen.
Die Ebert-Büste des Herrn Professor Kolbe trägt den Stempel der Ober-
flächlichkeit, die geradezu beleidigend ist für den Zweck, dem sie geweiht
sein soll, für das ganze Volk. Das ist nicht genial — das ist gepfertzt!!! Das
ist auch nicht gekonnt — das ist mangelhaft!!! Einen anderen Ausdruck finde
ich dafür leider nicht.
Mit Bedauern mußte ich hören, daß der Herr Reichskunstwart die Büste
empfohlen hat —- hier liegt Fachunkenntnis vor, die bedeutungsvoll ist. Ernste
Betrachtungen sind in diesem Falle nötig.
Ich schlage vor, die Anfertigung der Ebert-Büste Herrn Professor Bleeter
(München) oder Herrn Professor Ulfert Jansen (Stuttgart) zu übertragen.
Als Platz für die Aufnahme der Ebert-Büste und der nächstfolgenden
Reichsoberhauptbüsten schlage ich die Nischen in der Wandelhalle vor.
Ein Schema dazu würde ich gerne herstellen. Ich denke mir eine Säule,
auf der die Büste in gutgeschnittener Form steht. Im Alten Museum gibt es
gute Beispiele dafür.
Wo sollen wir hinkommen, wenn Leute im Rufe des Herrn Kolbe derartige
Aufträge so behandeln!“
Erinnerungen an Maurice Utrillo.
Von Werner Dücker.
Mein Gott, ist dieser Mann, seitdem ich ihn 1914 zum letzten Male sah, be-
rühmt geworden! Mit Charlie Chaplin, Jack Dempsey und Prof. Einstein gehört
er zu den Großen dieser Erde, und wenn ihn der Pariser von heute zufällig auf1
der Straße sieht, so wird er bestimmt seine petite femme am Ärmel zupfen und
sagen: „Sieh mal, da geht Maurice Utrillo“, was immerhin als ein bemerkens-
wertes Zeichen von Berühmtheit gelten kann. In der Tat: die Werke dieses
seltsamen Menschen haben sich im Laufe des letzten Jahrzehntes die Welt er-
obert, und man wird sie ebenso in allen namhaften Museen dieser Erde finden,
wie man sie in den Palästen von Riverside Drive, Park Lane, des Faubourg
St. Honoree und in den Villenschlössern des Grünewalds und am Wannsee
bewundern kann. Man spricht von geradezu märchenhaften Preisen für seine
Bilder, Sagen und Legenden umspinnen sein ewig rätselhaftes Wesen, und alle
Kunstbeflissenen der Welt befinden sich in einem ständigen und hastigen Run
hinter seinen Werken. Das war nicht immer so, aber dennoch kann niemand
behaupten, daß dieser Mann über Nacht so einfach „gemacht“ wurde, denn
jeder Eingeweihte, welcher den Werdegang dieses phänomenalen Talentes
aus eigener Anschauung und damit wirklich kennt, wird wissen, daß niemand
derartig unerbittlich um seine Anerkennung ringen mußte, wie gerade Maurice

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