Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt
— 5.1925
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Richtiges Deutsch: Kölner Karnevalsulk von 1879
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RICHTIGES DEUTSCH
Kölner Karnevalsulk von 1879
Freude,
Jungens
Wir betreten stark betrunken
Jetzt des Fastnachts Tusculum.
Deine Zauber zaubern wieder,
Was die Mode streng verkeilt,
Vater, Mutter, Schwestern, Brüder,
Geht mit uns; wir haben Freud!
M otto:
schöner Kölner Funken,
aus dem Ferkulum,
Da heutzutage jeder Mensch sich einbildet, daß er derjenige sei, der die
richtige deutsche Sprache spricht, habe ich mir zur Aufgabe gemacht, es
Euch, verehrte Narren, mal klar und deutlich auseinander zu visternölle, wer
überhaupt derjenige ist, der das richtige Deutsch redet. Der Berliner meint, na
det richtige Deutsch, det sprechen wir, wir Hauptstädter; mer bubele et richtige
Deutsch, sagt der Kölner. Wer redet nun das richtige Deutsch ? Ich will es
versuchen, Ihnen zu beweisen, wer das richtige spricht.
I.
Da sagt ein Mann zu seiner Frau folgendermaßen: Liebes Weibfchen, deine
Freundin ist wirklich eine liebe Dame; aber siehst du, lieber Schatz, sie hat die
eine Unart an sich, immer über andere Leute zu schimpfen, und das mit anhören
zu müssen, ist mir sehr unangenehm; so möchte ich dich denn, mein liebes Weib-
chen, bitten, ihr mal zu verstehen zu geben, sie sollte das bleiben lassen, oder
wenn sie das nicht kann, soll sie überhaupt meine Wohnung ganz meiden.
Dogegen säht ne Kölsche andesch, dä säht esu: Hör ens, Tring1), die Ahl vun
hinevve2) es ganz got und wohl, ävver wenn se mer noch ens he erenn kütt3), un
schank4) üvver ander Lück5), dann kriggen ich se hinger mem Schlafitt, und
1) Trina, 2) hierneben, 3) kommt, 4) schimpft, 5) Leute.
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