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Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt — 5.1925

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Wedderkop, Magnus: Arabesken um Plato
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https://doi.org/10.11588/diglit.63706#0433

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ARABESKEN UM PLATO
Von
MAGNUS p. WEDDERKOP
Wo mein Plato Paradiese schuf.
Fr. Hölderlin.

Die älteste Plage der Welt sind ihre Verbesserer. An ihnen liegt
es nicht, wenn sie heute noch steht. Sie sind im Gegensatz zu
Mephisto „ein Teil von jener Kraft, die stets das Gute will und stets
das Böse schafft“. Böse Menschen wie Napoleon oder Machiavelli, die
die guten Absichten nicht rechneten, verurteilten deshalb „die Ideo-
logen“. Gute Menschen, z. B. Schiller, priesen sie enthusiastisch bei
ihrem Auftreten, hielten aber, wenn die Sache zum Klappen kam, nicht
durch und sprachen später, wenn das Unheil aus gestanden war, nicht
mehr gern davon.
Der Erste, der sich auf dem Gebiete der Weltverbesserung Ruhm
gewann, war Plato von Athen. Er schuf das Wunschbild eines Staates,
die älteste Utopie. Schon früher hatte er Aufsehen erregt, als er die er-
staunte Welt mit einer zweiten neuen Welt, einer Welt der Ideen und
Ideale beschenkte, der größten Phantasmagorie, die man je gesehen, in
die Luft gebaut wie jene' Operettenstadt Wölkenkuckucksheim seines
Freundes Aristophanes. Hierher nahm Plato die Bausteine zu seinem
Idealstaate. Sein Fundament ist die Idee, die auf dem höchsten Gipfel
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