Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt
— 5.1925
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.63706#1051
DOI Artikel:
Wöllwarth-Wesendonk, Inga: Jiu-Jitsu
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.63706#1051
Otto Sohn-Rethel
JIU-JITSU
Von
BARONIN INGA WÖLL WAR TH- WESENDONK
Mein Lieber,
Sie schreiben mir, daß Sie Jiu-Jitsu roh und unweiblich finden. Ich habe
es mir — sagen Sie — nur zugelegt, um eine ostasiatische Pointe in meine
Physiognomie zu bringen. Und Jiu-Jitsu ist, das will ich Ihnen fürs erste mit-
teilen, gar keine ostasiatische Angelegenheit, die als exotische Mode hierher-
gekommen ist. Die Erfinder des Jiu-Jitsu sind die Raubtiere, und von ihnen
haben die Japaner gelernt.
Aus der Sprung- und Falltechnik der Raubtiere und den Tanzbewegungen
der Geishas ist der japanische Kampfsport komponiert. (Sie können also
wählen, zu welchem dieser beiden Elemente ich durch das Jiu-Jitsu zurück will.)
Es bedeutet: Durch Nachgeben siegen. Also Sieg der Intelligenz, der besseren
Nerven über die Kraft. Dies betreffs der Roheit.
Jiu-Jitsu braucht die moderne Frau, seit die Courtoisie der Männer auf den
Hund gekommen ist.
Ich wollte zuerst nur Self-defence lernen; so kam ich zu dem Trainer Rothe.
Je mehr ich erfuhr, um so größer wurde mein Interesse. Zwei, drei Monate
vergingen, dann kam ich an den Meister. Ich war schon oft gewarnt worden
vor diesem Jiu-Jitsu-Meister Charles Buse und seinen harten Griffen. Er hat
sich in China und Japan ausgebildet; System Raku. Seine Lehrer: Meister
Shyma, Ted Dinert und Charly Ericson. Er hat selbst Meister Raku besiegt.
Wurde später Jiu-Jitsu-Champion für Australien, und das bedeutet sehr viel,
denn die australischen Briten sind erstklassige Leute in diesem Kampfsport.
Ich habe festgestellt, daß Meister Buse ebensowenig roh ist wie irgendein
anderer Jiu-Jitsu-Mensch, den ich kennengelernt habe. Gerade beim Jiu-Jitsu-
703
JIU-JITSU
Von
BARONIN INGA WÖLL WAR TH- WESENDONK
Mein Lieber,
Sie schreiben mir, daß Sie Jiu-Jitsu roh und unweiblich finden. Ich habe
es mir — sagen Sie — nur zugelegt, um eine ostasiatische Pointe in meine
Physiognomie zu bringen. Und Jiu-Jitsu ist, das will ich Ihnen fürs erste mit-
teilen, gar keine ostasiatische Angelegenheit, die als exotische Mode hierher-
gekommen ist. Die Erfinder des Jiu-Jitsu sind die Raubtiere, und von ihnen
haben die Japaner gelernt.
Aus der Sprung- und Falltechnik der Raubtiere und den Tanzbewegungen
der Geishas ist der japanische Kampfsport komponiert. (Sie können also
wählen, zu welchem dieser beiden Elemente ich durch das Jiu-Jitsu zurück will.)
Es bedeutet: Durch Nachgeben siegen. Also Sieg der Intelligenz, der besseren
Nerven über die Kraft. Dies betreffs der Roheit.
Jiu-Jitsu braucht die moderne Frau, seit die Courtoisie der Männer auf den
Hund gekommen ist.
Ich wollte zuerst nur Self-defence lernen; so kam ich zu dem Trainer Rothe.
Je mehr ich erfuhr, um so größer wurde mein Interesse. Zwei, drei Monate
vergingen, dann kam ich an den Meister. Ich war schon oft gewarnt worden
vor diesem Jiu-Jitsu-Meister Charles Buse und seinen harten Griffen. Er hat
sich in China und Japan ausgebildet; System Raku. Seine Lehrer: Meister
Shyma, Ted Dinert und Charly Ericson. Er hat selbst Meister Raku besiegt.
Wurde später Jiu-Jitsu-Champion für Australien, und das bedeutet sehr viel,
denn die australischen Briten sind erstklassige Leute in diesem Kampfsport.
Ich habe festgestellt, daß Meister Buse ebensowenig roh ist wie irgendein
anderer Jiu-Jitsu-Mensch, den ich kennengelernt habe. Gerade beim Jiu-Jitsu-
703