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Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt — 5.1925

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Kuh, Anton: Wie Adalbert Sternberg aus Wien abreiste
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https://doi.org/10.11588/diglit.63706#1289

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Graf Sternberg und Altgraf Erich Salm Photo Weitzmann, Wien


WIE ADALBERT STERNBERG AUS WIEN ABREISTE
Vo n
ANTON KU 11

Seit Wien aufgehört hat, die schöne, bezaubernde, menschliche Stadt
zu sein, die es früher war, eine Bühne der aufregenden Bagatellen
und Narreteien, und sich, wie ich ebenso boshaft wie richtig sagte, in
ein „Belgrad am Gebirge“ verwandelte — seither war es immer nur die
Vorstellung von drei, vier Menschen, die meiner Rückkehr dahin Sehn-
suchtsflügel gab.
Zu den drei, vieren gehörte Adalbert, aus dem urgräflichen Hause
der Sternberge, mit der sprichwörtlichen Visitenkarte: „Geadelt unter
Karl dem Großen, entadelt unter Karl Renner“.
Denn dieser Sternberg, das große Enfant terrible auf der parlamen-
tarischen Bühne Altösterreichs — im Sitzungsbericht hieß es: „Graf
Sternberg (Wilder)“ —, er spazierte gleich Peter Altenberg, der sich
so lärmerzeugend und monologistisch um die eigene Achse drehte, als
sei die ganze Stadt nur eine Arena für seine monomanen Erhitzungen,
breit, laut und souverän durch die Stadt, hutlos, den breitmündigen,
cäsarischen Bullykopf voran, immer, selbst wenn nüchtern, berauscht
und doch nie betrunken, und wenn er, ohne in seiner Rede abzusetzen,

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