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Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt — 5.1925

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Sydow, Eckart von: Goldgewichte der Aschanti
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https://doi.org/10.11588/diglit.63706#1039

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Andr£ Lhote

Holzschnitt aus „Grand Largue“

GOLDGEWICHTE DER ASCHANTI*)
Von
ECKART VON SYDOW
n diesen Goldgewichten klingt eine ursprünglich bedeutende Kunst genrehaft,
naturalistisch abgedämpft aus. Eine Etappe zurück liegt hinter ihnen die Kunst-
übung Benins, vielleicht das gemeinsame Zentrum oder wenigstens doch der
Höhepunkt des Gelbgusses von Nordwest-Afrika. Schon diese Kunst war durch
europäische Einflüsse aus ihrer eigentlichen Afrikanizität abgelenkt, — ihrer
Hybridität verdankt sie nicht minder als ihrer technischen Geschicklichkeit die
Popularität bei uns. Hier und da kam freilich noch das Alte, Ursprünglichere
zum Vorschein: Gesichter von Dämonen, Gestalten tier-menschlicher Zwitter-
gebilde, aufgerissene Mäuler gefräßiger Totemtiere. Aber das war schon damals
alles ein richtiger zoologischer Garten: mit den Vergitterungen und Käfigen
heraldisch-konventioneller Stilistik, — das Dumpf-Gärende ward in hohem Maße
sublimiert.
Seit jenem 16. und 17. Jahrhundert, in denen die Beniner Kunst blühte,,
scheint sich die Kunst des Gelbgusses nach verschiedenen Seiten hin ausge-
breitet zu haben. In Joruba, dem legitimen Erben Alt-Benins, in Dahomey, im
Grasland von Kamerun finden wir die mehr oder minder verwandelten Nach-
kömmlinge jener früheren Kunstübung. Überall geht die Entwicklung ins
Genrehafte, Naturalistische weiter, wenn auch ein Rest von hoher Haltung aus
dem höfisch-aristokratischen Ursprungslande mit ererbt wurde.
Am extremsten haben die Aschanti das Überkommene umgewandelt. Viel-
seitig, amüsant, graziös und geschickt, — alle Lobsprüche, die wir für Kunst-
gewerblichkeiten unserer Zeit auf Lager haben, können wir bedenkenlos auf die
Goldgewichte der Aschanti anwenden. Nur daß dort noch ein Hauch von
herberer Artung aus der geschichtlichen Abkunft her einströmt: irgend etwas
von Kriegertum, wenn auch nur durch Mesalliance vermittelt, mischt sich dem
Geräte des Kaufmanns bei.
*) Aschanti, ehemaliges Negerreich in Westafrika am Golf von Guinea, gehört heute zur
britischen Kolonie „Goldküste“.

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