van Hauth, Grit Hegesa
sation; — vor ihm offenbarte sich der Abgrund,
der den Hund, und sei es der hochrassigste, von,
einem englischen Gentleman trennt. Beim Anblick
der bis zur Erde herabhängenden Zungen dachte
er sogar: „Wie gut, daß diese Bulldoggen nicht
Pfeife rauchen; sie hätten diese edlen und schönen
Dinge doch nur verdorben!“
Mit ähnlichen Gedanken beschäftigt, schritt Lord
Edward Greyton auf der schattigen Lindenallee
weiter. Als er am Jagdschlößchen angekommen
war, fühlte er eine leichte Erschöpftheit, die wohl
den neuen Eindrücken und vielleicht auch der er-
mattenden Aprilluft zuzuschreiben war, und be-
schloß einzutreten, um sich ein wenig zu erholen.
Aber kaum hatte er die Tür geöffnet, als Lord
Edward Greyton wie angewurzelt auf der Schwelle
stehen blieb. Was er hier erblickte, wollten seine
Augen nicht glauben, schien ihm viel entsetzlicher
als der Zeitvertreib der nicht zivilisierten Hunde:
Lady Mary lag am Boden und preßte in Raserei
den zu ihr niedergebeugten unrasierten Kopf Johns,
des Piqueurs, an sich. Auf ihren Wangen, die ge-
wöhnlich bleich waren wie eine Sommernacht im
Nordlicht, war eine wilde tropische Morgenröte an-
gebrochen. Unbezwingbarer Zorn bemächtigte sich
des Lord Greyton; wild zerbiß er die Pfeife
zwischen seinen Zähnen und stieß die Wirbel
seiner Empörung und Verzweiflung in sie hinein.
Aber die glücklichen Liebenden in ihrer verbreche-
rischen Liebesseligkeit merkten nichts von dem
furchtbaren, rasend drohende Rauchwolken aus-
stoßenden Schatten auf der Schwelle und fuhren
fort, unmenschliche Worte der Leidenschaft und
Zärtlichkeit einander zuzuflüstern.
Lord Edward Greyton nahm alle Kraft zusammen, wandte sich schroff ab
und schritt auf der Lindenallee wieder den Weg zurück, den er gekommen war.
Sein erster Gedanke war: „Etwas Entsetzliches, nicht wieder Gutzumachendes
ist geschehen; zwei Jahre höchsten Schöpfertums sind zunichte, die beste aller
Pfeifen, die einzige ,E. X. 4“ ist für immer verdorben.“
Nach dem Lunch, währenddessen der Lord wie immer gleichmütig und gütig,
Lady Mary wie immer still und bleich war, traten die Gatten auf die Veranda
hinaus. Da nahm der Lord zärtlich den Arm seiner Lady und sprach:
„Liebste, heute abend reisen wir nach Kairo. Es ist für Ihre Gesundheit
unbedingt erforderlich.“
Lady Mary antwortete nichts, sie wurde nur um einen Schein bleicher, was
angesichts ihrer gewöhnlichen Blässe durchaus kein Leichtes war, und ihrer anderen,
freien Hand entfiel das Wildleder-Bändchen der Sonette von Elisabeth Browning.
Schlag acht Uhr abends brachte das Auto Lord und Lady auf den Bahnhof.
Als sie abgereist waren, suchte der Diener den Piqueur John, fand ihn friedlich
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sation; — vor ihm offenbarte sich der Abgrund,
der den Hund, und sei es der hochrassigste, von,
einem englischen Gentleman trennt. Beim Anblick
der bis zur Erde herabhängenden Zungen dachte
er sogar: „Wie gut, daß diese Bulldoggen nicht
Pfeife rauchen; sie hätten diese edlen und schönen
Dinge doch nur verdorben!“
Mit ähnlichen Gedanken beschäftigt, schritt Lord
Edward Greyton auf der schattigen Lindenallee
weiter. Als er am Jagdschlößchen angekommen
war, fühlte er eine leichte Erschöpftheit, die wohl
den neuen Eindrücken und vielleicht auch der er-
mattenden Aprilluft zuzuschreiben war, und be-
schloß einzutreten, um sich ein wenig zu erholen.
Aber kaum hatte er die Tür geöffnet, als Lord
Edward Greyton wie angewurzelt auf der Schwelle
stehen blieb. Was er hier erblickte, wollten seine
Augen nicht glauben, schien ihm viel entsetzlicher
als der Zeitvertreib der nicht zivilisierten Hunde:
Lady Mary lag am Boden und preßte in Raserei
den zu ihr niedergebeugten unrasierten Kopf Johns,
des Piqueurs, an sich. Auf ihren Wangen, die ge-
wöhnlich bleich waren wie eine Sommernacht im
Nordlicht, war eine wilde tropische Morgenröte an-
gebrochen. Unbezwingbarer Zorn bemächtigte sich
des Lord Greyton; wild zerbiß er die Pfeife
zwischen seinen Zähnen und stieß die Wirbel
seiner Empörung und Verzweiflung in sie hinein.
Aber die glücklichen Liebenden in ihrer verbreche-
rischen Liebesseligkeit merkten nichts von dem
furchtbaren, rasend drohende Rauchwolken aus-
stoßenden Schatten auf der Schwelle und fuhren
fort, unmenschliche Worte der Leidenschaft und
Zärtlichkeit einander zuzuflüstern.
Lord Edward Greyton nahm alle Kraft zusammen, wandte sich schroff ab
und schritt auf der Lindenallee wieder den Weg zurück, den er gekommen war.
Sein erster Gedanke war: „Etwas Entsetzliches, nicht wieder Gutzumachendes
ist geschehen; zwei Jahre höchsten Schöpfertums sind zunichte, die beste aller
Pfeifen, die einzige ,E. X. 4“ ist für immer verdorben.“
Nach dem Lunch, währenddessen der Lord wie immer gleichmütig und gütig,
Lady Mary wie immer still und bleich war, traten die Gatten auf die Veranda
hinaus. Da nahm der Lord zärtlich den Arm seiner Lady und sprach:
„Liebste, heute abend reisen wir nach Kairo. Es ist für Ihre Gesundheit
unbedingt erforderlich.“
Lady Mary antwortete nichts, sie wurde nur um einen Schein bleicher, was
angesichts ihrer gewöhnlichen Blässe durchaus kein Leichtes war, und ihrer anderen,
freien Hand entfiel das Wildleder-Bändchen der Sonette von Elisabeth Browning.
Schlag acht Uhr abends brachte das Auto Lord und Lady auf den Bahnhof.
Als sie abgereist waren, suchte der Diener den Piqueur John, fand ihn friedlich
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