Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt
— 5.1925
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https://doi.org/10.11588/diglit.63706#0928
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Zuckmayer, Carl: Zwei Gedichte
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0 Herbst in Wäldern, seligen Feuers Brunst!
O Todesschrei der Bäume, die im Sturm versinken l
0 später Tag im warmen Sterbedunst
Und wilde Nacht, und kalter Frühe Blinken!
Als ein Oktober ihn begrub,
Lag er sehr groß im aufgewühlten Sumpf.
Doch als der Tauwind wehte, hub
Er schon zu faulen an, und der zermorschte Stumpf
in mildem, phosphornem Verwesungsscheine
Bei Nacht zu leuchten, und der Aste Knauf
Zerfiel wie Ahehl von menschlichem Gebeine,
und junge Bäume wuchsen au<f ihm auf.
*
ÜBER DIE PFERDE
„Das Paradies auf dieser Erde
Liege auf dem Lücken der Pferde,
In der Gesundheit des Leibes
Und am Busen des Weibes."
(Alter Reitersprud).)
Über die Pferde hat der Herr die himmlische Satteldecke gebreitet,
Die in schönem satten Blau von ihren Flanken strahlt,
Wenn sie abends im Sommer die Brust vom Heuduft geweitet,
Schnaubend zur Tränke gehn und der Flug ihrer Ahähnen im Winde prahlt.
Über die Pferde hat der Herr die Reiter gesetzt,
Daß sie die Pferde lenken und daß sie den Pferden dienen.
Wer aber sein Pferd ohne Not sporniert, ins Ahaul reißt, peitscht,
schindel und blutig hetzt,
Der wird ini Jenseits von Pferden zerstampft und verreckt tausendmal
unter ihnen.
Früher trugen die Pferde Aiänner zum Kampf und waren
Helfer und Retter vorni Feind, vorrn Steppenbrand, vor Gefahren.
Unterm Kalifen AU ward es Gesetz, mit den Pferden abends die
Sure zu beten.
Schmal und blutig war der Ahond im Auf gang, wie der krumme Säbel
de.> Propheten.
Und die Lieblingsslute des Propheten war an Schweif und Ah äh ne
wunderbar
Ahit drei Wirbeln geziert, deren jeder ein erblicher Adel war:
620
O Todesschrei der Bäume, die im Sturm versinken l
0 später Tag im warmen Sterbedunst
Und wilde Nacht, und kalter Frühe Blinken!
Als ein Oktober ihn begrub,
Lag er sehr groß im aufgewühlten Sumpf.
Doch als der Tauwind wehte, hub
Er schon zu faulen an, und der zermorschte Stumpf
in mildem, phosphornem Verwesungsscheine
Bei Nacht zu leuchten, und der Aste Knauf
Zerfiel wie Ahehl von menschlichem Gebeine,
und junge Bäume wuchsen au<f ihm auf.
*
ÜBER DIE PFERDE
„Das Paradies auf dieser Erde
Liege auf dem Lücken der Pferde,
In der Gesundheit des Leibes
Und am Busen des Weibes."
(Alter Reitersprud).)
Über die Pferde hat der Herr die himmlische Satteldecke gebreitet,
Die in schönem satten Blau von ihren Flanken strahlt,
Wenn sie abends im Sommer die Brust vom Heuduft geweitet,
Schnaubend zur Tränke gehn und der Flug ihrer Ahähnen im Winde prahlt.
Über die Pferde hat der Herr die Reiter gesetzt,
Daß sie die Pferde lenken und daß sie den Pferden dienen.
Wer aber sein Pferd ohne Not sporniert, ins Ahaul reißt, peitscht,
schindel und blutig hetzt,
Der wird ini Jenseits von Pferden zerstampft und verreckt tausendmal
unter ihnen.
Früher trugen die Pferde Aiänner zum Kampf und waren
Helfer und Retter vorni Feind, vorrn Steppenbrand, vor Gefahren.
Unterm Kalifen AU ward es Gesetz, mit den Pferden abends die
Sure zu beten.
Schmal und blutig war der Ahond im Auf gang, wie der krumme Säbel
de.> Propheten.
Und die Lieblingsslute des Propheten war an Schweif und Ah äh ne
wunderbar
Ahit drei Wirbeln geziert, deren jeder ein erblicher Adel war:
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