mich von meiner Heimat, und das Herz schwoll nun bei den heimat-
lichen Wiener Liedern. Mitten in dem tropischen Afrika widerhallte
es von „Da habt’s mei G’wand“, „Der alte Steffel blickt auf uns dann
nieder“ usw. Der gekühlte Pommery floß auf der zu Leder ver-
trockneten Zunge herab wie Öl, und der verschlummerte Übermut wurde
immer wacher und wacher. Als es schon sehr dunkel geworden war,
traten wir den Heimweg an. Wir hatten beschlossen, die Musikanten
mit an Bord zu nehmen. Und siehe, es standen nur zwei Wagen zur
Verfügung, so daß die Musikanten den einen Wagen füllten, während
wir sechs Herren uns teils im Wagen, teils auf dem Rücken der Pferde
tmterbrachten. Das eine Pferd aber war ein Maulesel, der gewaltig
ausfeuerte. Der Kutscher schimpfte portugiesisch und gab m't der Peitsche
einem der Reiter einen Schlag. Daraufhin sprang dieser ab und prügelte
den Kutscher ordentlich durch. Der Kutscher weinte bitterlich und
fuhr dann in die Stadt, aber nicht, wie wir wollten, in den Hafen zum
„König“, sondern zu der Polizeistation, und pfiff dort einige Male. Dar-
auf kamen einige portugiesische Polizisten heraus, denen der Kutscher
uns unverständliche Dinge erzählte. Die portugiesischen Polizisten be-
gannen nun mit uns zu sprechen. Wir aber verstanden kein Wort.
Da packte einer von ihnen einen der englischen Offiziere bei dem Arm
und wollte ihn aus dem Wagen herauszerren. Dieser aber sprang aus
dem Wagen und boxte den kleinen Kerl nieder. Da pfiffen nun die
anderen Polizisten, und es kamen ihrer noch zwanzig aus der Wachstube
mit gezücktem Schwert heraus. Ich stürzte mich auf den einen, entriß
ihm das Schwert, und nun fing eine regelrechte Schlacht an. Die Eng-
länder waren nicht so glücklich wie ich, ein Schwert zu besitzen, und
verteidigten sich mit den Fäusten. Es regnete nicht nur Finsternis,
sondern auch dicke, schwere Regentropfen herab. Als die Schlacht auf
ihrem Höhepunkt stand, erscholl ein Kommandoruf, und der Kampf
hörte auf. Wir wurden in die Wachstube geführt, und dort konnte
man bei Licht erst alle Verwundungen sehen, welche die Folgen des
Kampfes waren. Niemand hatte mehr einen Hut, dagegen Löcher in den
Kleidern und den Kragen abgerissen, und alles war über und über mit
Blut befleckt. Der Offizier, der dem Kampfe ein Ende bereitet hatte,
eröffnete ein Protokoll mit den Personalien. Er verstand nur Portu-
giesisch. Nach langem Warten kam endlich ein französischer Dolmetsch.
Französisch konnte nur ich, so daß nur meine Aussagen protokolliert
werden konnten. Der Kutscher hatte angezeigt, daß wir ihn verprügelt
hätten. Als der Offizier unsere Nationale festgestellt hatte, wurden wir
unter Eskorte zum englischen Konsul geführt. Dort war der Kommandant
der Eskader und einige Offiziere eben zu Gast. Der Konsul konnte sich
vor Entsetzen bei unserem Anblick nicht erholen. Als ihm der Werde-
gang der Geschichte mitgeteilt wurde, lachte er und konstatierte vor
allem, daß wir nüchtern waren. Dann entließ er uns in loyalster Weise.
Ich sollte nun auf das österreichische Konsulat geführt werden. In
Delagoabai hatte man von der Existenz eines Staates, der Österreich
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lichen Wiener Liedern. Mitten in dem tropischen Afrika widerhallte
es von „Da habt’s mei G’wand“, „Der alte Steffel blickt auf uns dann
nieder“ usw. Der gekühlte Pommery floß auf der zu Leder ver-
trockneten Zunge herab wie Öl, und der verschlummerte Übermut wurde
immer wacher und wacher. Als es schon sehr dunkel geworden war,
traten wir den Heimweg an. Wir hatten beschlossen, die Musikanten
mit an Bord zu nehmen. Und siehe, es standen nur zwei Wagen zur
Verfügung, so daß die Musikanten den einen Wagen füllten, während
wir sechs Herren uns teils im Wagen, teils auf dem Rücken der Pferde
tmterbrachten. Das eine Pferd aber war ein Maulesel, der gewaltig
ausfeuerte. Der Kutscher schimpfte portugiesisch und gab m't der Peitsche
einem der Reiter einen Schlag. Daraufhin sprang dieser ab und prügelte
den Kutscher ordentlich durch. Der Kutscher weinte bitterlich und
fuhr dann in die Stadt, aber nicht, wie wir wollten, in den Hafen zum
„König“, sondern zu der Polizeistation, und pfiff dort einige Male. Dar-
auf kamen einige portugiesische Polizisten heraus, denen der Kutscher
uns unverständliche Dinge erzählte. Die portugiesischen Polizisten be-
gannen nun mit uns zu sprechen. Wir aber verstanden kein Wort.
Da packte einer von ihnen einen der englischen Offiziere bei dem Arm
und wollte ihn aus dem Wagen herauszerren. Dieser aber sprang aus
dem Wagen und boxte den kleinen Kerl nieder. Da pfiffen nun die
anderen Polizisten, und es kamen ihrer noch zwanzig aus der Wachstube
mit gezücktem Schwert heraus. Ich stürzte mich auf den einen, entriß
ihm das Schwert, und nun fing eine regelrechte Schlacht an. Die Eng-
länder waren nicht so glücklich wie ich, ein Schwert zu besitzen, und
verteidigten sich mit den Fäusten. Es regnete nicht nur Finsternis,
sondern auch dicke, schwere Regentropfen herab. Als die Schlacht auf
ihrem Höhepunkt stand, erscholl ein Kommandoruf, und der Kampf
hörte auf. Wir wurden in die Wachstube geführt, und dort konnte
man bei Licht erst alle Verwundungen sehen, welche die Folgen des
Kampfes waren. Niemand hatte mehr einen Hut, dagegen Löcher in den
Kleidern und den Kragen abgerissen, und alles war über und über mit
Blut befleckt. Der Offizier, der dem Kampfe ein Ende bereitet hatte,
eröffnete ein Protokoll mit den Personalien. Er verstand nur Portu-
giesisch. Nach langem Warten kam endlich ein französischer Dolmetsch.
Französisch konnte nur ich, so daß nur meine Aussagen protokolliert
werden konnten. Der Kutscher hatte angezeigt, daß wir ihn verprügelt
hätten. Als der Offizier unsere Nationale festgestellt hatte, wurden wir
unter Eskorte zum englischen Konsul geführt. Dort war der Kommandant
der Eskader und einige Offiziere eben zu Gast. Der Konsul konnte sich
vor Entsetzen bei unserem Anblick nicht erholen. Als ihm der Werde-
gang der Geschichte mitgeteilt wurde, lachte er und konstatierte vor
allem, daß wir nüchtern waren. Dann entließ er uns in loyalster Weise.
Ich sollte nun auf das österreichische Konsulat geführt werden. In
Delagoabai hatte man von der Existenz eines Staates, der Österreich
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