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Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt — 5.1925

DOI Artikel:
Benjamin, Walter: Revue oder Theater
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.63706#1575

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dünnen, und sich langsam realisierenden Beziehungen einer Zeit, in der die Post-
kutsche das modernste der Verkehrsmittel war. Es rechnet mit dem Spießer und
nicht mit dem Bourgeois, es ist unbrauchbar geworden, als der Einzug der
Massen in die großen Städte begann. Die Revue kommt dem Abwechslungs-
bedürfnis des Großbourgeois entgegen, mehr in der Zahl als in der Art und Ein-
richtung ihrer Darbietungen. Sie wird bald den Vorrat ihrer Einfälle erschöpfen;
seitdem sie den Frauenkörper bis zur absoluten Nacktheit entkleidet, hat sie
keine andere Variation mehr zur Verfügung als die Quantität, es werden bald
mehr Girls als Theaterbesucher sein. Zwischen der Revue und den Phantasie-
kräften der Bewohner der großen Städte steht wehrend der Kordon der Bildungs,
trabanten, unter ihnen der Dichter, den Blick auf die Unsterblichkeit des Pantheon
gerichtet. Die Revue hat es nicht nötig, im scheuen Bogen um das von dem
Dichter besetzte Gebiet herumzugehen, sie mag ganz frech eindringen! Die feier-
liche Kontinuität der Akte, die uns nichts erspart, aber nur kleine Territorien
bestreicht, können wir uns nicht leisten. Die einzelnen Szenen müssen reizend,
überraschend und appetitlich beisammenstehen. Heiteres neben Ernstem! Die
Virtuosität der Schauspieler neben Theateringenieuren I Sie wird das Wembley
der Theaterkunst sein.)


Caden
 
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