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Tagesblatt der Geschichte — 1815

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No. 1 - No. 22 (Januar)
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+ E .



Om EHE

Tage sblatt der Geschichte.







f, II

No. 18. Mittwoch, den 25ten Januar 1815.

m UD . . L F2
. CF > F R5

Deut ſchlande

Die Frankfurter O. P. A. Zeitung enthält über dle
Lage und die Anſprüche der Katholiſchen Kirche ein
Schrelben aus Wien, worln es heiß!: "!

Während bas Publitum über dle Entſcheidung
der wichtigſten politiſchen Fragen fortdauernd in der glet-
chen Uugewißheit ſich befiudet, bieten ſich dem Menſchen-
freunde und deutschen Patrioten manche Gegenſtänbs an
dleſem merkwürdigen Verſammlungsorte dar, welche, ob-

wohl außer Berührung mit jenen politiſchen Streitfräagen,

für dle öffentilche Wohlfahrt dennoch von dem höchſten
Intereſſe ſtind. .

Zu den Gegenſtänden dieser Art gehört unter an-

dern auch der verwaiſte Zuſiand der katholiſchen Kirche
[n Deutſchland, die während der Napoleoniſchen Unter-
drückungszelt unglaublich gelltten hat. Jhre Wiederher-
ſtellung gehört nothwendig mit zu der allgemeinen Ne-
generatlon des deutschen Vaterlandes, und auch für die
künftlge organische Einrichtung des deutſchen Mational-
bundes | dle Auſrechthaltung ihrer Rechte und Freiyel-
ten höchſt wichtig. ! ;
Mehrere würdige Männer des deutschen Klerus, von
. dem beſten Cifer für das JIutereſſe ihres Standes oder
auch für die noch wesentlichere Wohlfahrt der Kirche selbſt
beseelt, ſind von verschiedenen Seiten als Abgeordnete
für die katholischen Angelegenheiten hier gegenwärtig.
Dahlr: gehört der Freiherr von Wambold, Domtdtechant
von Worms und Kapitular von Aijchaffenburg, neöft dem
Kanonikus Helfertch aus Speier; ferner der General-
Vikariuvs Freiherr von Weſſenverg und Freiherr von Sple-
gel, Domdechart von Mikdſter. i

Der eine Thell des koathollſchen Klerus verlangt und
erwartet von deni Kongreß vorzüglich nur seine Penſio-
nen und alle ihm durch den R ichsdeputatlons Hauptſchluß
von 1313 gewährten und verheißenen, obwohl unvilig ge-

nug nie In Erfüllung gebrachten perſöhnlichen Vortheile
und Entſchädlgun en. Der andere Theil aber dringt,
weniger betümmert um dieſe p.rsönliche Angelegenheit,

vorzüglich nur auf ole Wirdereilnj:tzuug der Kirche in die
ihr durch widerrechtliche G wait enrriſſenen geiſtlichen
Rechte und Freiheiten. . :

Die Wünſche und Forderungen der katholischen Kir-
che In Deutſchland sind Im Weyjentilchen au] folgende Ge-
genſtände gerichtet : U? ;

1) Daß für die kirchlichen Ang-legenhelten der Ka-
thollken in ganz Deutſchlatit elne allgemeine Regulirung

ſtatt finde, nicht aber jeder cli zine grdßere oder kieinere

Staat, der katholiſche Uniucithanen hat, darüver nach
Willkühr verfügen, oter atge'onvert Corcordate mic dem
Paöſte abſchlicßen möge, camit die aite germanijehe Kir-







che auch fernerhin als solche beſtehe und die National- Eln-
heit des deutſchen Vaterlandes auch durch dleſes, elnem
großen Theil seiner Bewohner heillge und durch sein Al-
ter ehrwürdige Band feſter verknüpft und unerschütterlich
aufrecht erhalten werde,

2) Geht das Verlangen der katholischen Kirche in
Deutſchland dahin, daß vou den geiſtlichen Gütern, wel-
che noch nicht verkauft ſind, oder auch miltteiſt anderer
Ausgleichungen der Kirche so viel zurückzegeben und aus-
gemittelt werde, daß ihre wesentlichſten Juſtitute, dite Bliss
thümer, Kapitel, Seminarien und andere Erzlehungs - und
wohlthätige Anſtaiten, unabhätrglg von aller Staatsbesol-
dung uud hinreichend fundirt ſeyen.

3) Daß die geiſtlichen Rechte der Kirche und ihrer

. Biſchsſe in der Ausüung iyres Amtes auf keine Weilſe

gehindert, auch die alte Freiheit der germanlſchen Kirche
ſich durch die Kapitel ihre Führer und Biſchöfe selbſt zu
erwählen, aufrecht eryalten werde. Die Wiederherſtel-
lung und allerdings nethwendige Reform der Kapitel,
ſo wie die würküche Wahl würdiger Biſchöfe würde
dann von ſelbſt folgen, sobald man erſt über dieſe Grunde
ſätze einverſtanden iſt.

DHleibt döte Hoffnung nicht unerfüllt, daß die hier
versammelten deutſchen Fürſten und Staatsmänner über
die erſten Grundlagen etner Konſtitution für Deutschland
mit einander ütereln kommen werden, so darf man auch

als gewiß annehmen, daß einige allgemeine Beſtimmuns

gen über die kirchlichen Angelegenheiten der deutſchen Ka-
thollken in den Entwurf der deutſchen Verfaſſung mit
werden aufgenommen werden und nach der für diesen
Gegeti.ſtand nicht ungüuſttgen Stimmung der mächtigsten
deutſcheun Furſtcn und größten Staatsmänner darf mat
wohl erwart!tn, daß sie ocm tief gefühlten Bedürfnisse
und dem beſſecrn Geiſte der Zeit angemeſſen ausfallen
werden. '’ ; s gust

Frankfurt am May n, vom 15. Januar.
Frantfurth am Meyn darf ſtolz einhertreten unter
denen Städchen, wo ſür die Erhattuag deutjſcher Volkss
eigenthünilichteiten in Sitten nnd Spr-che mit Elfer ge-
arbeltct wird, und dies i [t um so rühimüucher, da gerade
hier viele Umſltäube zuſaminentrajen, um dem södſen
Fremden Eingang und gerave uuter den erſten Klaſſet
Auhä ger zu verſchaffen. é
Fraiuich giebt es hier noch manche, welchen der neu-
en, durch ble Stchlacht vri Leipzig vervelgeiührren oder
eiuzeletteten Ordiung der Binge ulcht ganz gunſtig und.
Viele wägen vie Borthelle di- jie orimzeu könnte, ad ge-
gen die, welche man einer Verrjaſſang vantte, ute verena
leicht jſchaſfen kotute, weil fie es nut der Zirchriuchkeit
der Writzel uicht genuu nuaym,
 
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