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Tagesblatt der Geschichte — 1815

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No. 43 - No. 64 (Maerz)
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Tagesbl









att der Geschichte.





| Nù. 56. Montag, den 20ſten März 1815.

. IR. V

Napoleons Einfall in Frankreich.

Noch iſt Bonaparte nicht eingefangen; er ſcheint vlel-
mehr mlt seinem Häufleln durch die Provence über Ga p
auf Gren o ble zu ziehn. Am 4. März wvar er zu
Bareme, und am Gten in der Gegend von Siſter on,
an der Grenze der Dauphiné, etwa 25 Lieues von der
Küſte und eden so weit von Grenoble. Nach der Gazette

de France war er bereits in Gap , hat fich aber von

da in das Gebirge von Dauphine gezogen.

Wegen der anhaltend trüben Witterung konnte

die Regierung durch den Telegraphen bis zum uaten
März keine neuere Mitthellung erhalten. Doch sverſichern
dir Pariser Blätter, daß ganz Frankreich mit Unwillen gegen

Bonaparte erfüllt ſey; daß er durchaus keinen Anhang fiude,

daß ſogar seine elgenen Leute ihn verlaſſen, daß er üterhaupt

wenig Franzoſen sondern meiſt Ausländer bei ſich hate.

Allenthalben, heißt es welter, läutet man die Sturmglo-

cten gegon ihn; der Weg nach der See zurück iſt ihm:
abgejchnitten; in Gretioble befehligt General March and,
an der untern Rhone General Mtol!ts unter Maſſena.

Folgendes ſind die näheren Umſtände, wie ſie uns
die Parijer Zeitungen mitcheilen : .

Paris, vom 8. März.

Der heutige Moniteur enthält Folgendes:

Wir haben bls heute gewartet, ehe wir die Nachricht
von der Landung Bonaparte's an der Küſte der Provence
mitthellten, weil die vorläufigen telegraphiſchen Berichte
noch keine Dercails gaben.

Bonaparte iſt den 26. Februar, Abends um 9 Uhr,
von Porto- Ferrajo bel ſtilem Winde, der auch. bis zum
1. März ſo gedlieben iſt, abgesegell. Er felbſt befand
sich auf einer Brigg, und 4 andere Fahrzeuge, aus Pin-
ken und Felouquen beſtehend, begleiteten ihn. Am Bord
derſelben waren höchfkens 1000 bis 1100 Mann, wovon
nur eln keiner Theil aus Franzoſen, dle übrigen aus Cor-
ſikanern, Neapolitanern und andern Bewohnern der In-
ſel Elba beſtanden. ]

Diese Fahrzeuge gingen den x. März In dem Golf
von Jouan, nahe bei Cannes, vor Anker. Die Truppen
ſtlegen ans Laus z 50 Mann marschlerten an demſelben

Tage nach Cannes, wo sie in den Malre drangen, ſich

nach dem Golf von Jouan zu begeben, um die Befehle
desjenigen, den ſie General en Chef nanuten, zu empfane
gen, Allein der Maire ſchlug dieſes Ansuchen rund ab.

Er erhlelt den Befehl, 3000 Rattonen noch für denſel-
ben Abend bereit zu halten.. :

An demselben Tage erſchlienen 15 Mann von der.

Expedition vor Antibes, und verlangren als Ueberläufer
voi der Inſel Elba zugelaſſen zu werden. Der General,

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Baron Coſtn, ein ausgezelchneter Officier, der zuglelch
mit ruhmvollen Wunden bedeckt ift, ließ ſie foglelch, als
er ſie aufnahm, entwafsnen. Kurze Zelt nachher erſchien
ein Officer, der die Stadt tm Namen von Bauaparte
aufforderte. Er wurde aber ſogleich arrettrt und ins
Gefängniß gebracht. Endlich erſchien ein dritter Emiſe

ſaire beim Commandanten, und verlangte die 15 Maun,

weiche verhaftet worden, zurück; zugleich lud er ihn im
Namen des Generals Drouot eln, ſich mit den Civll-
Autoritäten nach dem Golf von Jouan zu begeben.
Auch dieser Emiſſalre wurde anftatt aller Antwort
q Ff: ves; Tage marschierte dle gelandete Mann-

ſchaft nach Graſſe. Doch vermieden ſte, durch die

Stadt zu ziehen, sondern blieben auf der Straße von
Digne, wo dieser Haufen 1n der Nacht vom . bivoua-
quirt haben soll. i '

_ Den aten hatte General Morangier, welcher im :

Var - Departement commandirt, die Garntiſon von Dra-

gulguan und die Nationalgarden aus der Nachbarſchafe
Alle Straßen, welche den gelaudeen.Ö

zusammengezogen.
ten Truppen eine Gemeinschaft mit dem Meere, oder
die Möglichkeit, auf ihrem Wege zurückzukehren, hätten

erlauben können, wurden ſogleich beſeßzt und abgeſchnien.

teh, Eine Depeſche des Prinzen von Eßlingen meldet,
daß er ein Truppen - Corps unter den Befehlen des
Generals Miollis nach Aix dirigirt habe, um den Weg,
ut u Expedicions - Truppen elngeſchlagen haben,
. Der General Marchand hat zu Grenoble elne bedeu-

tende Macht verſammelt, um mlt denselben nach Um-

ſtänden zu agiren. t

Die erſten Nachrichten von dleſen Begebenheiten.
ſind am Zten zu Parls angekommen, und Moauſieur iſk
hierauf in der folgenden Nacht nach Lyon abgerelſet, wo

Se. Königl. Hoheit heute Abend ankommen werden.

Die Briefe aus dem mittäglichen Fraukrelch melden,
daß die daſigen Einwohner sowohl als die Authoritäten
vom beſten Geiſte gegen den Köntg beseelt ſind.

Heute hat die Regierung Depeſchen vom Marſchakll

Maſſena geyabt, welche dle Landung von Bonaparte

und zugleich auch ſeinen vergetlichen Versuch auf Anti-

bes melden, zugleich zeigt er dle Maaßregeln an, die

er ergriffen, um diesen Haufen von Abentheurern zu-
rückzutrelben. Die Stadt Marseille hat ſich in Maſſe
pur s den unverſchämten Angriff des Corſsen ab-
Ö Monsieur, Bruder des Köulgs, wird den Befehl
der Armee übernehmen, welche ſich jwiſchen Lyon und

Chambery verſammelt. Wle es heißt, Iſt ein Courler an
 
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