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Tagesblatt der Geschichte — 1815

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No. 23 - No. 42 (Februar)
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Emm. m. m . I





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Y u Deutſchland. |
Ueber die ſtändiſche Verfaſſung in Heſſen.

~ Mie der Urſtamm, die Katten, feſt nnd ſtätig
in den Marken des alten Sltzes verharrte, so hat ein
feſter abgeſchloſſener Sinn, von alter nordiſcher Abſtam-
mung, ſich bei den Nachkommen erhalten, wenig durch die
nachbarliche Rührigkett gemildert und bewegt. Wenig
auch ward das Land durch mächtige Ritterſchaft oder rel-
<e Städte erregt; sein Boden iſt hart und seine Fluüſſe
nicht ſchiffbar. ~ Seit Heinrich das Kind von den Stän-
den angenommen und von kaiſerlicher Majeſtät zuin
Reichsfürſten erhöhet worden, ſammelte sich mehr und
mehr alle Macht um dite Fürſten. Aber Un solchem ru-
higen Ernſt hat von jeher die Waltung dleſes Landes ſich
bewährt und so treu haben die Fürſten in ihres Volkes
Eigenthüralichkeit ſich geſtärkt, daß Vertrauen und Liebe
zern Recht und Sicherheit ihrem Schutz uud ihrer Sorge
Äbertrugen. | .
_ Was ſich alſo in einer langen Folge treffllcher Für-
ſten befeſtigte, hat ausgehalten gegen die oft und nie
senug gerügten Sänden einer schlechteren Zeit; denn hier
wre an allen Orten war Sonderung von des gesammten

I III IN IF III III

Relches Leben, welſche Sitte, militairiſche Form und geiſte

"dtendes Zahlenweſen in der Verwaltung, zwischen Fürſt
und Volk getreten; aber wider alle Engfremdung war
ſtark und reich des Volkes feſte Natur und Treue. Dte
ſieben Jahre Leid und Noch haben es zum ersehnten Heile
gereinlgt, und der ihm wldergegebene Fürſt und das ge-
wohnte Vertrauen auf ihn verſichert jetzt dem Volke, daß
ſein theurr und wohlerworbnes Recht ihm werden muß;
und ſo ganz uad feſt iſt es in d em Bewußtsein, daß es
mit vollem Herzen und in tiefer Sehnsucht, aber, ſo ſtark
Zelt und Noth auch mill, roch ruhig harrt, daß die bel
Hr eingekehrte neue Zeit herausereibe in dle Wirklich-
eit. Ö Y

Aus dieser Gesinnung auch, glauben wir, und
weil die verhelßenen "Entſcheibungen des Kongreſſes
in hemmender Erwartung. halten, iſt der aus glelchem
Gründen nur leiſe fortgebildeten und nicht vollſtändig er-
neuten Verſaſſungsurkunde, nicht die äußere lebendige
Theilnahme und das friſche Leben begegnet, was, in so
großer Zeit, ſelbſt in den Sprödeſten erwecket worden.
In der Repräſentation iſt eben ſo durch jene Ver-
ordnung durchaus nicht ſtürmiſch geändert, und aus eig-
! Macht nur das eine beſchloſſen worden, was die Zeic

am dringendſten begehrte: die Hinzuzlehung der Bauern.

Schon werden die Greben und Vorſteher jeßt von den
Juſtizbeamten verſjammelt, ur zum nahen Landtage ihre

Deputirte zu wählen, und uur Bayern ſoilen, wie es



No. zz. Mittwoch, den 15ten Februar 1815.

Tag e s blatt der Ge ſchicht e.





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recht iſt, Bauern vertreten; und nicht wie es anfangs dle
allgemeine Beſtimmung ,, Verfaſſungskundige ‘“’ beinah
fe 4u1 Ut l)te zucores, In allgemeiner Beziehnng, über
unſere ſtändiſche V erfassung ſind wohl hier an rech-
!. zu Y uitigung der Stände kann in Heſſsen keine
Steuer aufgelegt werden, und über deren Verwendung
haben sie zu wachen und Rechenſchaft zu fordern. – Das
iſt ihr klar ausgesprochenes, immer beſtätigtes Rechte.
Land und Leute betresſend will es der Landesherr ſich nicht

. entgegen seln laſſen, ihre desideria anzuhören und über

besonders wichtige Angelegenheiten ſich mlt ihnen zu be-
rathen. ~ Dle allernächien Ergänzungen dileſes Thelles
unserer Verfaſſung, ſind in der von den Bevollmächtig-
ten unseres Landes, an die Fürſten v. Hardenberg und
Metternich mitübergebenen Note vom 16. November t 8t
ſchön anerkannt und eine niedergeſckte Kommilſſion iſt
eden jetzt mit Vorarbeiten über wichtige adminiſtracive
Gegenſtände für den nahen Landstag beſchäftigt.
(Fortsetzung folgt.)

ß England.

~ Auf die Angabe, welche vor kurzen in den Times
Über die Menge der Criminalverbrecher in London, im
Verhältniß zu der Einwohnerzahl erschien, macht ein un-
genannter Correſpondent 1n eben diesem Blactte die ge-
wiß sehr gegründete Bemerkung, daß, um dem Verbre-
chen zu ſteuern, man vorzüglich ein wachſames Auge auf
die Ursachen haben müſſe, und daß dazu besouders die
häufigen Gelegenheiteu gehörten, welche das Volk fände,
ſich zu berauſchen. ß ; ;

Man miäüſsſe daher sorgfältig darüber wachen, daß
keine neue Brantweinhäuſer angelegt würden, denn es sey
höchſt tadelnswerth, daß itzt nur dle Uebereinſtimmung
zweler obrigkeitlicher Personen des Bezirks, ohne Zuzie-
hung ihrer übrigen Amtsgenoſſen dazu gehöre, ein ſolches

_ Haus anzulegen.

~ Sir Grorge Collers kreuzt |Ißt mit ſelnen Schifs
fen bei den Azoren, und hat außer den dreti Schtffen,
mit welchen er ausgesegelt war, noch eln viertes, den Eu-
phrat, an ſich gezogen, so daß er dort jedem Geſchwader
die Spitze bleten kann. ~ Sollten die Amerikaner ſich



*) Was hier von Ständen gesagt wird, gilt nur für Heſe
ſen, Schaumburg und Rheinfels. Hanau hat noch keine.
Seine nie gewichene Aunhänglichkeit an Vaterland und Fürſt,
die ſich ſelbſt in den gefahrvollſten Zeiten kräftig ausgewie-
kh: hat Vs sicher und vollftändig dies Recht aller Deuts

en verdiene. :
 
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