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Tagesblatt der Geschichte — 1815

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No. 130 - No. 151 (Juli)
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Tagesblatt de

No. 144. Freitag, den 21 ſten Juli 1815. j

Örceinelk:

Kriegsſchauplaß.
Berliu, den 15. Jull.

Unmnlttelbar vor dem Abschluß des Waffenſtilſſtandes
erlleß der Marſchall Davouſt an den Fürſten Blücher
nachſtehendes Schreiben : :

„Hauptquartier la Vilette, den 30. Junl.

: Herr Marſchaln.

Sie fahren fort, angriffsweisſe zu Werke zu gehen,
ohnerachret, der von den veröündeten Mächten erlaſſenen
Erklärung zufolge, durch die Thronentsagung des Kalsers
Napoleon keine Ursach zum Kriege mehr vorhanden |ſk.
Eden jetzt, wo neues Blutvergt-etien zu erwarten ſteht, er-
halce ich von dem Herzog von Alsufera eine telegraphiſche
Depeſche, von welcher ich hier eine Assſchrlst beifüge. Daß
dleſe Depesche buchſtäblich wahr iſt, dezeuge ich ,, auf melne
Ehre.” Nach Maaßgabe deſſen, was der Marſchall (Süs
c<et) meldet, kann es nun auch für Sie, mein Herr
Marlſchall, keinen Grund mehr geben, die Feindseligkeiten
fortzusetzen, denn sie tönnen doch von ihrer Regierung

nicht andere Verrhaltungsbetehle erhairen haben, als die

öſterr. Generale von der kaiſcrl. öſterrelchiſchen. Demzus
folge trage Ich bei Ew. Excellenz förmlich auf unverzügll-
che Einſtellung der Fruindseligkelten und aut Abichlicßung

eines Waffenſtillſſtandes an, während deſſ. n im Congreß

das Weitere regulirt werden kann. Ich kann mir uns-
möglich vorſtelen, Herr Marichall, daß mein Antrag von
Ihnen untrachtet bl.iben sollte; Ste würden vor der
ganzen Welt eine aroße Verantwortitchkeit auf ſich laden.
Uebrigens iſt es mir bei gegenwärtigem Autrage dbioß dare
um zu thun, daß dem Blutvergießen Einhalt geichehe,

und taß das Intereſſe meines Vaterlandes nicht gepsähre

det werde. Bin ich genöchigt, Ihnen gegenüter auf dem
Schlachtfelde zu ericheinen, so werde ich, bei voller Aner-
kennung Ihres Talents, doch wentgſtens die Uederzeugung
haben, daß ich für das Hellgſte auf Erden, ſür die Vrre-
theldigung und die Unavhängigkett melnes Vat-rlandes
die Waffen führe, und, welches Geſchick mich dann auch
Ôreff.n mag, ſo werde ich doch die Achtung Ew. Excellenz
verdient zu haben mir bewußt sſepn. Genehmigen Ste,
Herr Marſchall, wenn ich bitten darf, die Verſicherung
meiner hohen Achtung. j zt:
Unterzeichnet : j

der Kriegsmlniſter, Marschall Prlnz v. Eckmühl.

Aus der in dieſem Schreiden erwähnten telegrapßls
ſchen Depeſche des Marſchall Süchet, vom 29. Junt, wird
folgender Auszug genügen : f ;
VERS REOKCOEHE

. 1

Traktat vorgeſchriebene Poſicion zurück. R csg:
Unterhandlungen mir dem General Bubna fercigte 1ch







r Geschichte.

M. L. Im

Mm:

auch elnen Parlementair mlt gleichen Vorschlägen an des
General Frimont nach Genf ab. Er hat mir geantwocs
tet, daß, da er den Verhandlungen, die deshals mit den
verbündeten Mächten ſtatt finden werden, seiner Seits
gern entg.gen kommen möchte, er mir einen Waffenſtille

ſtand bis zum 2. Juli bewillige, da um diese Zelt tch von

meiner Regierung Beſcheid erhalten haben könne. ‘?
Auf vorhergehendes Schreiben des Marſchall Davouſk
e:hthke der Feldmarſchall Fürſt Blücher nachſtehende
zntwort : j
w Gegeben in wt Nzrtwathe, den uſten
z uli 1615.

Es |ſt irrig, daß zwiſchen den verbündeten Mächte
und Frankreich alle Urſachen zum Krtege aufgehört ha-
ben, well Napoleon dem Throne entsagr habe; dieser hat
nur bedingungswelse entsagt, nemlich zu Gunſten seines
Sohnes; und der Beſch'uß der vereinigten Mächte ſch.ießt
nicht alletn Napoleon vom Throne aus, ſondern auch alle
Miritallteder ſeiner Familte. !

Wenn yer General Frimont ſich berechtlgt geglaubt

hat, einen Waffenſtillſtand mit dem ihm gegenüterſt-hen-

den feindlichen General zu ſchließen, so iſt dies kein Mos
tiv für uns, eln Gleiches zu thun. Wir verfolgen unsern
Sleg, und Gott hat uns dazu die Mittel und den Wlllet
hertezen. . Sie zu, Herr Marſchall, was Sle thun, und :
ſtürzen Sie nicht abermals eine Stadt ins Verderben ;

denn Sie wſſſen, was der erbitterte Soldat ſich erlauben
würde, wenn Ihre Hauptſtadt mit Sturm genommen

würde. Wollen Sie die Verwünſchungen von Paris eben
ſo wie die von Hamburg auf ſich laden ? ;
Wir wollen in Paris einrücken, um dle rechtlichen
Leute in Schuß zu nehmen gegen die Plünderung, die
ihnen von Selten des Pöbels droht. Nur in Paris kant
ein zuverläsſtger Waffenſtll\sſtand Statt haben. Sle wols
l-n, Herr Marſchall, dieſes unser Verhältniß zu Ihrer
Nation nicht verkennen. f

Ich mache Ihnen, Herr Marlſchall, übrigens bemerke

lich, daß, wenn Sie mit uns unterhandein wrilen, es

ſonderbar iſt, daß Sie unjere mit Briefen und Aufträs
s geſendeten Officiere gegen das Völkerrecht zurück-
aiten. .
In den gewöhnlichen Formeln konventioneller Höfe
lichkeit habe ich die Ehre wich zu nennen,
Herr Marſclha lun
Ihr dienſtwllliger
Blücher. ‘/ : ;
CBerlin. Sper. Ztg.
Elnen ähnlichen Brief erhielt, laut dem Hamdurger
Eo; drr !etss Von Wellington, der denJelven uber-
antwortet ließ. u :
 
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