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Tagesblatt der Geschichte — 1815

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No. 86 - No. 108 (Mai)
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Tagesblatt





E E Q M ÂvÀ



No. g1. Montag, den sten Mai 1815.

der Geschichte.





mE. . . . -



: r

Deuetſch land.

F cs V GW. ' t

Wien, vom 3. May.

Eln durch einen Kurier angelangt-r Bericht des Ge-
Herals der Kavallerle, Baron Frimont, vom 2s. April,
enthält über ble letzten Vorfälle in Itallen im weqfentil-
<hen Foigendes: f tes ;

. Während F. M. L. Graf Nelpperg den bereits ge-
meldeten Angriff üver. den Ronco Fluß den 2oten v. M.
ſo melſterhaft ausführte, rückte der Major Pirquet von
Fenuer Jäger gegen Cetlenatico, in welche Gegend er
Tags vorher pouſſtrt hatte, vor, ſorcirte die dortige
Brücke mit den Jägern uud einem Deraiſchement von
Toscana Dragoner unter dem Rittw-|ſter Harrucker,
ê drang in die Stadt, und brachte durch die Hitze seines

Angrifſs die jehr überlegenen feindirchen Astheilungen
dergeſtalt in Unordnung , daß er Ihnen einen ansehnliehen
Verluſt an Todten und Verwundeten verurſachte und 300
Feinde, worunter eln Hauptmann vom Generalſtabe, ge-
sangen mitführte. Unſer Verluſt beſteht in einem Todten
und 47 Bleſſreten. î ;

Bei dieler Gelegenheit hat Major Plrquet sich neu-
erdings als einen utnternehmenden und ausgezeichneten
Staadsoffizier bewährt; der Gauptmann Sallava, vort
Fenuer Jäger, und Nirtmeiſter Harrucker verdienen die
rûhmiichne ECrwähnune. K
_ Nuùachdem der Feind elne feſte Stellung am Savis,
ivelche er noch am æ2.ten mit etwa 20,000 Mann be-

ſett hielt, ohne einen Angriſf von unserer Seite abzu-
warten, pldtziich verlaſſen hatte, zog er ſich nach Rimini

!!? urid hielt noch am aten jeine Arrtlergarde |n
aviguano. î f

; F. M. L. Bianchi war bereits am 25ten lt sel- . xi q u.egilch. tet “. E .
tiem Gros in Cortona eingetroffen , und rechnete Folig,. daher dem Lord Bentink Ihren Entſchluß zu erkennen,

“elve rückgänglge Bewegung zu machen, und Ste würden

no at 26ten zu erteichen. Der Könlg Joachim hat
neuerdings Verſuche gemacht, Unterhantiungen anzuknä-
pſen, welche, wie die vorhergehenden , von der Hand ge-
wieſen wurden. ß j

Nach ſtehendes iſt der wörtliche Inhalt des Schret-

bens. des Chefs des Generalſtaßss der neapolitaniſchen
Arrnee, Millet de Viiieneuve, an den Oberbefehlshaber
der öjierreichiſchen A: mee tn Italien: f 5.5 |
„Hrrr General! Der Könlg von Neapel glaubte aus
gerechten Bejorgniſſen, welche ihm durch die Verhandlun-
gen zu Wien üder die Stcherheit ſeiner Staaten einge-
flößt worden waren, und nach den unerwarteten Eretg-
. niſſen, welche die Coalitlon der europälſchen Monarchen
gegen Frankteich wieder erneuern zu können ſchlenen, daß
er die Linle wieder beſjeßen müſſe, und ſie zu beſetzen das

U. mti.

Recht habe, welche er während des letzten Krieges kraft

einer förmlichen, von den Generälen Nuyent und Livion

unterzeichnetcn Convention inne hatte, auf die er duch

keine spätere Stipularlon Verzicht gelelſtet, und von der
sch die neapolltaniſche Armee nur in Folge rein convene
ttoneller Berabredungen entf:rnt hatce. Se. Maj-ſät

ſchweichelten Sich, daß Ihnen dieje Linie ohne Wider-

stand eingeräumt werden würde, und vielleicht würden

kelne Feindseligkeiten verübt worden ſeyn, wenn Ew. Exe

cellenz dite Mittheilungen erhalten hätten, welche durch

unvorherg-sehene Zufälle, die wir zu ſpät erfahren haben,

abgelenkt worden ſind. Da die öfterreichiſchen Truppen

zu Cesena auf die neapolitanischen Truppen gefeuert hat-

ten, mußte der König glauben, daß es auf Ihren Befehl

geſchehen sei, und daß Ew. Eyxcell.nz von Ihrem Hofe
durchaus feindliche Inſtructionen gegen Ihn erhalten hät-

ten. Sobald Sich Se. Majeſtät, ohne es gewollt zu
haben, im Kriege gegen eine ſo große Macht ſahen, hiel-

ten Sie es für nôthtg, von allen jenen Hülfsmitteln Ge-

brauch zu machen, die Ihnen ſelt langer Zeit in Jtalien
angeboten wurden, und deren Ausdehnung Sle bisher
nicht einmal näher zu bewahrheiten ſuchten. Die Bewe-
gungen unserer Armeen gegen Bologna, Ferrara und
Modena ſind Ew. Exceil. bekannt; während sie ausge-
führe wurden, erſah der König aus Communicatlenen mit
Lord Bentink, daß die gegen lhn begonnenen Felindfetig-
keiten nicht die Folge elnes:verabreteten Planes waretr,
weil dieser engliſche General meldete, daß er hlerüber keine

Neotifieatton erhalten habe; zugieich erfahren Se. Maj.

aber auch, daß England, mit dem Sie in Frîeoen bletberr
wollten, Thell an dem Kriege. nehmen köante, wenn er

fortgeſezt würde. Dleſe doppelte Benachrichtigung ere
zeugte den Wuuſch, day eine Aus1dhnung mit dem öſter:
keichiſchen Hofe möglich ſein möchte. Se. Maj. gavzen

Et. Excellenz einen Wafßfenſtillſtand haben vorſchiagen
laſſen, wenn Sie nicht hefürchtet hätten, daß ein ſolcher
Vorschlag niche als etn Mittel ausgelegt werden dürfte,
die Thätigkeit der Militär Dispoſicionen gegen Ihre
Armee in einem Augenblick aufzuhalten, wo ſie einen

Näckzug antrat.

Jetzt, da ſich der König mit felner ganzen Macht
in der Linie befindet, dle er zu wählen für gut befand,
jeizt, da er ſattſam bewieſen hat, daß ſeine Bewegungen
nicht gezwungen warten, und daß er vellkommen M: iſter
derselben gewesen iſk, autoriſiren mich S?. May., Ihnen,
Hr. Marſchall, bekannt zu machen, daß Sie zu Wien

neue Erklärungen verlangt, und Ihrem Hofe Eröffuun-
gen gemacht haben, wovon Ste ein glückliches 9iejultat

erwarten. Inzwiſchen beſsehlen mir Se. Mej., Ew. Exs-
 
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