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Tagesblatt der Geschichte — 1815

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No. 196 - No. 217 (October)
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Tagesblatt der G

j No. 200 Sonnabend,

N f UR. LIV GD IW

Kriegsſchaupla ße

Schrelben aus Paris, vom 5. Septkermbker.

Wir müſſen in Abſicht der zuküufelgen Lage Frank-
reichs wiederholen, was wir ſchon früher ſagren, und was
wix durch alle größere und kleinere Vorgänge immer aufs
rewe beſtätigt ſehen: daß nur diejenige Einrichtung Dauer
and Slcherheit verſpricht, welche auf Boilkschum und des-
ſen hochheillges Recht gegrünbet iſt. Der wahre tlefe
Wunlch des Volkes, der demjenigen nicht verborgen bélel-
ben kann, ber ihn ernſilich erkennen will, die Richtung

zur Freiheit und zum edlern Bürgerthum, muß von uns,

wo wir fle finden, geehrt und gepflegt werden. Unſre ge-
rechten Ansprüche und Forderungen werden dadurch nicht
beſchränkt; unſre Freiheit bedarf zu ihrem Beſtehea und
Blügyen kelner fremden Stklaveret, unſer Gedelhen keines

fremden Untergangs; das R echte ſteht überall ohne

Streit neben einander, jedes iu ſelnem Kreiſe; aber eben-
daſſelbe, was ben Franzosen eln Zwang iſk, iſt es auch

uns, und l|\i die Urjache, um dercentwillen man uns unsere.

Länter, unſler Geld und vi-les Andre, das wir anzuſpre-
chen haben, vorenthäle. . ~~ Has DDlautvergie-
ßen lin jüdllchen Fraukreich hört noch nicht auf; prote-
ſkantiſche Flüchtlinge ſud hler augekommen, um den Schutz

bes Könlgs anzurufen gegen dle Gräuel, die von denjent- .

gen, die ſich seine elfrlgſten Anhänger nennen, begaugen
werden. Auch von den beiden proteſtantlſchen Mächten,
England und Preußen, erwatten die Verfolgten nachdrük-
liche Vertoendung zu ihren Guuſen. s
; : (Deutſcher Beob.))

Schrelöen aus. Paris, vom 17. September.. .
Cs ik bereits verſchledentitch lu öffentlichen Blättern

dle Rede davon gewesen, daß den Franzojen von allen
gehaßten Fremdlingen die Preußen ele gehaßteſten find.

Es {t das ganz natürlich. Der Streit zwischen Preußen
und Fraukrelch war vom Anfang nicht bloßer Kaslnets-
î und dlplomatiſcher Streit, sondern er war und ,'ſt der

Streit zweler entgrgengesetzter Grund- Prlnzlpten. Durch
den in Preußen erwachten höheren Stun |ſ hauptſächllch

Her Bongapartlsmus geſtürze. Das können dle Franzoſen
den Preußen nie vergeben. Im offenen Felde nlederge-
worfen uud auf feine audere Art ſich rächen Esuuend,
verbreiten fie eben so abſurde als in ſich nichtige Ver!äum-
dungen gegen die letztern. Aerger als die Vandalen iu
den von Ihnen eroberten Ländern ſollen die Preußen in

Hrankretch hausen, und 1hr Heer soll von elnem gewaltthär

kigen und geſelzloſen Kaſtengelſte reſeelt sein, ungefähr,
wie die ehemaligen Schaaren Bonapartes. ;

_ Ju der That, es iſt beinahe \ein Mann im preußl-
ſchen Heere, der nlc<ht, außer der allgemetnen Schmach
ves Vaierlaudes, noch eine bittere perſönliche Beleldl-

c E _ O ~

ze ſch i ch t e.

den 7ten October 1usn.

UF f Dial



FP MG cw Ü Ü e cn nnr;

gung an den Franzosen zu rächen hat, und es wäre wahr-
[lich nicht zu verwundern, wenn dieses Rachgefühl ſich In
ſéarken Zügen äußerte. Allein man braucht ſich nur nite
einem leidenſchaft- und partetloſen Auge in den Landſchaf-
ten umzusehen, in tenen tile Preußen lhre Quartlere ha-
hen, um ſich zu üikerzeugen, daß derselbe hohe und fromme
Siun, der dleſes Heer zum Slege geführt, es auch nach
dem Siege uicht verlaſſen hat. '

Wenn Preußen von dem uuermeßlſchen Naube, der
ihm in ſiteben ſchr:cklichen Jahren abgepreßt und abgequäle

worden |ſt, jetzt elniges zurückfordert; so kann es hinſicht-

iich ſelner desfalſ gen Anſprüche nur eiu Vorwurf treffen,
nämlich der, daß ſîtr zu geringe ſtnd und ſselnem Volke
nicht gerechte Entſchädigurg und Erleichterung gewähren,
Was aber das Betragen der Truppen und das Verhält-
niß elnzelner Franzoſen und Preußen betrifft, ſo kann

nulrgends eine feiedlichere Ruhe und ein gesetz mäßigerer Zue

ſtand herrſchen, als in den Landſtr.cken, die von den
Preußen beſetzt ſind, und nirgends ſtehen 1n der That die
inmvohtter und die ſsremden Krleger in. elner so freundlie
c<en Stellung zu einander, so daß es wirklich auffallend
Ik, wie, gegen den allgemeinen Haß des franzöſiſchen Vol-
kes gegen die Preußen, das Privatverhältniß des einzelner
Franzoſen und Preußen abſticht. : ! , :.: 8
_ Dog ytin und wieder Unordnungen und Exzeſſe, vor-
züglich in jener Zelt, als die siegreichen Preußlſchen Heern
den zerſtäuhten Franzoſen In so raſchen Märſchen folgten
und oft an det akllernothwendigſten Bedürfniſſen Mangel

litten, vorgefallen ſind, das läßt ſich wohl vernünftlger
_und möglicher Weise nicht anders erwarten: allein der
gallgemeine Slnn des Heeres legt hlerin dem anders ge-
sinnten Elnzelnen welt ſtärker Zaum und Geblß an, als

die ſchärfſte Krlegszucht es vermöchte. W .
Daß im Uedbrigen eln Heer, das so natlonel iſt, a ls

das Preußiſche, das nur durch die Idee entſtanden iſt,
und durch die Idee gehalten wird, in dem elne ſo groeſe..
Anzahl: von Menſchen ſich befindet, dle eine vollendete

wiſſenſchaftltche Erzlehung genoeſſen haben, die an die ſtreng
geſetzmäßlgen Formen des bürgerllchen Lesens gewöhne

ſind, daß ein ſolches Heer nie In einen übermüthigen und

uubändlgen Prätorianer - Haufen ausarten könve, das
katy wohl nur Bosheit oder. <Hisdfiet ' Arche ſetcr:
Die Ruſſen werden jetzt Pu Sei Franzosen .

den Franzoſen les
Francois du Nord genannt.

(F. O. P. Z)

Unter den B.volmächtigten von Preußiſcher Selle...

zum Abſchluſſe des Frlerens, nenut das Journal des
Deébats auch den Gencral, Grafen v. Guelſenau. ?
§ - Haris, voin 26.. Sept. j -
îClne ſtvrke Colonne Preußiſcher Truppen iſt dlesen
Morgen, uach Arpajon und Etanipes zu, ge] -hen worden.
 
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