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Tagesblatt der Geschichte — 1815

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No. 43 - No. 64 (Maerz)
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EIÒIOſkſk] O on. y

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Deut ſchlan d.

Hambur g, vom 7. März.

Der hiesige Senator Dartels, ein Mann von gro-

ßer Einsicht, Thätigkeit und feſtem Charakter iſt mit der
hiesigen G eiſtlichkeit in einen heftigen Federkrieg ge-
rarhen. Er 1[t nämlich ir die zur Zeit der franzöſiſchen
Hereſchaft eingeſührte Civil!ſtands Iiegtiſter. Die Betide-
haltung derſclben wäre wickiich in unjerer Stadt eine
gute Sache. Allein weil ſte franzöſi-chen Urſprungs iſt,
und die Einküntte der Kirchen und der Oberhäuſer schmä-

lert, ſo wlder]een ſich derſelben unſere Geiſtliche aufs

heftigſte, obglelch man, wie es ſcheint, genetgt iſt, ſelöt
eine Entichäciguug dem jetztigen Oberküſter zu geben. Es
geht hier wie allenthalben. Es iſt leicht-r für etnen Arzt,
aus dem Gifte eine hellſame Arznei zuzubereiten, als eine
noch so zwectmäßige Clurichtung betzuhalten, weil ſie von
der verhaßten franzöſiſchen Regierung ausglng.

Mit unser Bürgergarde geht es vortreffich.
Sie iſt glänzend getietdct, vortreſſslich eingeûbt und gewaff-
net. Auch verrlcht.t sie den Dlenſt 1n Verbindung mlt
den beivehaltenen Hanjeaten sehr pünktlich. Die bürger-
liche Reiterei iſt vorzüglich schön. Sie beſteht aus lau-
ter jungen reichen Leuten, welche alle die vorzüglichſten
holſteinliſchen Pferde haben, der ſich kein Prinz zu ſchä-
men braucht. Dabet ſind sir geüdte Reiter. Die Parg-
de, welche jeden Sontag ſtatt findet, 1ſ wirklich ſehe
glänzend. Kein Monarch hat wohl eln ſchöneres Jäger-
korps als das. unsrige iſk. Man ſieht hieraus, was der
gute Wille vermag. Diese ausgeſuchte schöne Bürger-
garde hat ſich in einigen Monaten gebildet. Sie iſt jetzt
zusammengenommen effective 8000 Mann ſtark.

di Es ſind nur noch wenige Ruſſlſche kranke Offiziere
er.

Noch immer weiß man ſich kaum von der Freude
zu erholen, welche jeder Bürger empfindet von der viel-
Jährigen Cinquartirungslaſt befreit zu seyn. "

Aus Copenhagen ſchreibt man uns unterm 4. März
daß Oeſtreich Frankreich und England hehr gut für den
Krcdnig von Dännemark geſtinnt ſtnd. Ste dringen da-

rauf, daß Schweden dtie vielerlei ungegründeten Forde-
rungen aufgleot, die es gemacht hat, um einen Vor-
wand zu haben, in Rücksicht von Schwediſch Pommern
den Kieler Traktat nicht auszuführen. [e...

Frankfurt, am Main, vom 4. März.
_ Das Gerücht, welches ſich hier verbreltet hatte, man
habe hier Schritte verſucht, um mit dem Anſang des lau-

fenden Jahrs dle a n g e b l i < von dem Rath und
der Büigerſchaſt (d ie kein Wort da vo n wußte) an-

genummene Berfaſſung, jedoch ohne die In der gucachtle



No. zo. Sonnabend, den 11ten März 1815.02

sblatt der Geschichte.



© x

M IV. „M- > Zen
WN AF F I r IRE

chen (?) Entscheidung des oberſten Verwaltungs- Depar-

tements vom 19. Jull v. J. enthaltene Zuſätze und Mo-

dificatlonen ~ j. B. der Rathswahlen, der Einberufung
aller Stände, besonders der Gelehrten und der nicht
Großhändler in den Bürgerausſchuß re. ~ elnzufühs-
ren, ſcheint durchaus ungegründet zu ſeyn. Auch wider-
legt ſich für jeden, der mit der Geſchichte der hiesigen Ors
gantſatlons Proj:kte bekannt iſt, dieſes Gerücht von helbſt.
Daxrjenige Verfaſſungs-Projekt nehmlich, w.Ichcs das oberſte
Verwaltungs- Departement bei seiner guiachtlichen Entscheie
dung vom 19, Jull v. I. weiche selbſt uur ein weiteres
Projett iſt, zu Grunde legte, iſt keineswegs das einzige
osfiziell zu Stande gebrachte Projeft, ſondern vlelmehr der
vierte von mehreren ſucc:ſſ1we entſtandenen offiziellen Vor-
ſchlägen zur inneren Geſtaltung der hieſigen Stadtverfaſ-
ſung. Aurh iſt dieses Projekt ketneswegs m t Zuzlehung
der Bürgerſchaft oder einer Repräsentation derselben zu
Stande gebracht worden; vielmehr iſt es das Reſullat.
einer bloßen Uedereinſtimmung der Minorität des derma-
ligen provisoriſchen Raths Personale mit dem Perſonale
des provisoriſchen Bürger- Ausschusses der (auf etliche 30
reduzirten) Z1ger, welcher letztere n ie mals eln wirklicher
Repräsentant der Bütgerſchaft gewesen war, ſondern erſt
durch die neueſten Projekte (einer zweckmäßtgen Organisa-
tion) dazu erhoden werden sol. Weder der Rath, des-
ſen Oöliegenheir (nach den kaiserlichen Resolutionen) es iſt,
die Adminiſtration der Stadtverfaſlung mäbhlg zu beſsor-
gen, noch der Bürger- Ausſchuß (mit den Neuvern) deſ-
ſen Beruf es Iſt, die Adminiſtration des Raths in elnt-
gen Punkten zu controlllren, hat die Pflicht oder die Be-

fugniß die Stadt ~ gegen den Willen der Bürgerschaft ~
zu organlſiren, oder ohne Rückfrage bei der Bürgerſchaft

Organiſations Vorschläge (zur Zernichtung der reichsſtäds
tiſcher Verfaſſung) zu entwerfen. So sehr man in hie-
ſiger Stadt eiuer endlichen feſten Beſtimmung der innern
Verhältniſſe entgegen harrt, so wün]chr man doch keltes-
wegs, daß dieſe Beſtimmung ohne g rü nd lich e Wäürdls-
gung elner ſo wichtigen Angelegenheit erfolgen möge, und
daß man durch Einführung einer mangelhaften Eturich-
tunng, dergleichen die im vierten Projekt vor-
geſchla gene in den Augen aller Un b e f a n g e-

n e n iſt, an die Stelle des bisherlgen nun etumabl auf-
gedrungenen Proviſoriums, abermals nur eln Proviſso-
rium, oder was noch schimmer ſeyn würde, eine nach

Hattztes angeordnete definitive Einrichtung möge treten

Niederlande.
HBrüſſel, vom 23. Januar. ,

Das Geläute der Slocken in allen Klrehen und
ösentliche Herolde haben heute dem Volk die Beſtimmung
 
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