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Tagesblatt der Geschichte — 1815

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No. 86 - No. 108 (Mai)
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T a g k

Neo. 9o. Sonnabend, den sten Mai 1815.

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Deutſchland.

Kö l u, vom 24. Arvril.
Geſtern Morgen iſt das Königl. Beſſltzergreifungs-
HPatent für daß Grogyherzogthum Niederrhein hier an sem
Stadthauſe, in Beisein atler Militatr- und Cluil: Behör-
den, ſo wie des gesammten Officier- Corps unserer Bür-
ger - Miliz, selerlich verkündet worden. Das Geiäute al-
|er Glocken, der Douner der Kanonen und ein äuserſt

glänzendes Bankett verherrlichten diejen feſtichen Téa,

von welchem an wir uns endlich wieder eines beſtimmten
. Vaterlandes rühmen dürfen. Es iſt höchſt erfreulich und
ein wichtiges Vorzeichen unserer Zukunft, daß wir zu-
gleich mit dem Beginn dieser neuen Zeitperiode eine neue
Epoche für eine jedem Staatsbürger gleich wichtige An-
gelegenheit, für das Erziehungs- und Schulwesen felern.
Denn heute, am zweiten Tage, wo wir uns Preußen
nennen, geſchah hier die Eröffnung neuer Schulanſtalten,
die an der Stelle der früher beſtandenen Französischen,
für dle Zwecke tyranniſcher Gewaltherrſchaſt sbſichtlich
auf Beſchränkuug der Kenntniſſe berechneten Lehr - und
Erziehungs- Methode, uns wieder die Vortheile einer gu-

ten, würdigen, deutſchen Erziehung verſchaffen sollen: ein

deutlicher Beweis, wie ſehr unsere neue Regierung ach-
tet, was die eigentliche wahre Würde des Menſchen aus-
macht; wie gut ſie erkennt, was der Bürger vor allem
andern vom Staate zu erwarten berechtigt iſt. ß
Die Eröffnung dieser Anſtalten, eines Gymnasiums
und zweler genau damit verbundener Colleglen, geschah
mlt angemessener Feſtlichkelt. Mach der in der ehemali-
gen Jeſuiten, Kirche gefeierten Meſſe, vollzog Dx. Gras-

hof, welchem von dem General-. Gouverneur die Leltung

des öffentlichen Unterrichts anvertraut wurde, in Gegen-
wart der vornehwmſten Mllitair- und Civil, Behörden die
Cinführung der Lehrer mit einer Rede, welche diesen ihre

_ OPliichten und den Eltern das, was ſie von ihnen erwar-

ten dürfen, kräftig und lebhaft darſtelie. Veſouders be-
wmerkte man in dieſer Rede, die von mehrern der Herrn
Profeſſoren im Namen der Uebrigen in entiprechendem
Sinne deautwort.t wurde, die nur zu wahre Schilderung

der Anſstreugangen, wodurch . die franzöſtiche Regierung
nlcht nur dte deutſche Sprache durchaus zu verbanuen,

ſondern uns methodisch. aller Volksryumlichkeir zu berau-

ben unb zur gänziichen Charakterloſigkcit heravzuwüidtgen

trachtete. j
"Vir dürfen als Deutsche unsre Kinder uun wieder
gzu Deutſchen erziehen, und es |!ſ der erſte Zweck der

meuen Ar! ſtalten, dles Jowohl durch gehörige Erweiterung

. rder Kenntuiſſe, als durch eine richtige Leitung des Cha-
vafters an ihnen zu vollbringen. j:

_ (L. d, B. H.)



W FI WI III TE

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IJ

Wi en, vom 30. April.

Se. k. k. Majeſtät haben geruht, dem General-Feld-
Martichall - Lieutenant Baron Bianchi das Ober - Com-
maudo der Armee auf dem rechten Po - Ufer zu verlel-
hen. Diese Armee nimmt den Namen der Armee von
Neapel an. Die Armee in Ober - Italien bleibt unter
den unmittelbaren Befehlen des Generals der Cavallerie,
Baron v. Frimonte. s

Wien, vom 29. Aprll.

Durch einen am 24ſten d. Monats aus dem Haupt-
quartier des Ovberbefehlshabers der Armee in Itallen ah-
gegangenen Courier überſchickt der General der Cavallerie,
Baron v. Frimont, den Rapport des F. M. L., Grafen
v. Neipperg, worin derselbe meldet, daß der Feind ſeine
ſtark verſchanzte Stellung bei Cesena in der Nacht vom
22ſten auf den 23ſten pidtzlich verlaſſen habe, und in größ-
ter Elle seinen Rückzug fortsetze. / ; ;

Durch eben denselben Courier iſt folgender Kriegsbes-
richt angelangt: :

Hautquartier Mantua, den 24,. April 18t5. I
Die Verfolgung des Feindes nach den Gefechten von

Ravale und Caſaglio wurde ununterbrochen fortgeſest.
Dle Aufſtellung deſſelben am Panaro gab ihm keinen

Haltpunct mehr, und ſchneller noch, a!s er übel berech-

nend gegen die Legationen, das Toscanlsche und Modene-
ſiſche vorgerückt war, mußte er, jedem Grfechte ängſtlich

gausweichend, die ſcheinbaren Vortheile mit bedeutendem

Verluſte aufgeben. !
F. M. L. Baron Bianchi rückte sonach mit dem

unter ihm ſtehenden Armeecorps in Bologna ein, wäh-

rend die Diviſion des F. M. L. Grafen Neipprrg den
rückgängtgen Bewegungen der Neapolitaner auf dem
sel! ſstzets. Imola, Faenza, und am igt.n d. M. Forlt
eſctzt hatte. Zt. z ;
Am rechten Ufer des Ronco - Fluſſ:s 4l:ß der Feind
die 7000 Mann ſtarke Division Lecchi, in einer durch
Terrain. Vorthrile ſehr begüuſtigten Poſit'on zurück, und
wan. erhleit die Nachricht, daß eiue noch eedeutcudere

Truppenzahl det Ceſena verſchanzt, ſich aufgetellt h1öe.

F. M. L. Graf von Netpperg entſchlog ſich, den
Feind ohne allen Zeitverluft anzugrcisen, deta chirte zu
bieſem Ende die Brigade des G necale, Ci.afen Haugs-
wis durch. das Gebirge über M lvela gegen Roverlanp
um deſſ:n linke Flaute zu dedroy u, uud ſüuite mt ge-
rechtem Vertrauen auf die Tapykertcit ſeiner Tcuopen- am
21 ſten d. M. in der Mitcagsfunde den Ucbergang über
den reiſſenden Ronco Fluß im Augeſicht der ganzen feind-

lichen Linie aus.
 
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