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Tagesblatt der Geschichte — 1815

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No. 65 - No. 85 (April)
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Tagesblatt

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.. T-

Deutſchland.
Wien, voin 11. April,
Krieges. Anfang.

So eben aus Rom uud Malland elulaufenden Nach-
richten zufolge, hatte der Könlg von Neapel, nachdem
ihm der freie Durchzug durch die päpſtlichen Staaten
verweigert worden , dennoch am 22. März das römiſche
(Gehlet gewaltsam überschritten, und war milt seiner
Hauptinacht aus den Marken gegen die Legationen vor-
gerückk. Er fing die Feindselig ke ite n gegen die in
dieſer Gegend aufgeſtellten f. k. Truppen damit an, daß
er ſie am 31.. v. M. bei Cesena angriff.

Den neueſten Berichten zufolge hat der F. M. L.

Frelherr von Bi anchi dem Könige von Neapel am 4.

d. M. am Panaro etn glückliches Gefecht geliefert,
1wobel der neapolltaniſche General Filanglert ſchwer ver-
wundet, und 200 Gefangene in unsere Hände fielen.

Allen von den Ufern des Rhein s, aus der Schweiz

und aus Italien einlaufenden Nachrichten zufolge ver-
ſtärkt fich täglich die köutgliche Partei in den südlichen
und weſtlichen Provinzen Frankceichs. Mchrere Berichte
ſprechen auch von eruſthaften Auftritten, welche in Pa-
ris zwischen den Einwohneen und Soldaten täglich Statt
finden. Vonaparte soll ſich zu ganz eigenen Vorſichts-
maaßregeln in den Tuillerlen bewogen gesunden haben.

Wien, vom 9. April.
So eben aus Turin vom 3. d. M. durch außerar-

bentliche Gelegenheit einlaufende Nagctrichten beſtärigen ..

vollkommen, was neulich über die Stimmung des Volkes
im ſüdlichen Frankreich geſagt worden. Von Bg-
yonne bis Antibes iſt allenthalben die welße Cocarde
aufgeſteckt. Es geht das Gerücht, daß die Marſetiater
und die Nationailgarden des Var Departements, unter
Anführung des, von Rapoleon abgeſetzten Präfecten Bou:
thillier, zu G a p eingedrungen ſeyen, und dieſe Stadt, die

ſich ür Bonaparte günſétg gezelgt hatte, verbrannt haben.

Eituige Compagnien, die von Lyon nach Chamdbery
beordert waren , ſollen hierauf Befehl erhalten haben,
j pz Hrevoslt aufzubrechen - welches man für vedroht
. " Se. Maj. der Könlg von Baer n hasen vor-

geſtern in der Frühe die Rückreiſe nach Ihren Staaten

der G

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' No: hb... Montag, den 17tcn April 1815.

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L L3 R.

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w: angetreten. Tags zuvor iſt der Prinz Carl, und geſtern
Se. könlgl. Hoheic der Kronprinz von Balern edendahin

abgereliſt. Se. königl. Hehelt der Großherzog von Da-

den werden dem Vernehmen nach im Laufe dieſer Woche

in Ihre Staaten zurückkehren.
_ HDiùrcleldorf, vom 7. April.

In allen Provinzen Deutschlands, auf denen die

Herrſchaft Napoleons eine Zeitlang laſtete, hat auch das
böſe Princip in manchem Gemüätyhe mehr oder weniger
Wurzel geſchlagen.. Cs giebt allenthalben menſchiiche

Naturen, in denen die Selbſtsſucht so mächtig iſt, daß ſe

jedes Gefühl des Gemeinſinses, des Vaterlandes und der
Ehre erſticke und die ein Leben bei Braten, Wein und
Schande elnem Leben bet schwarz Brot und Frelhelt uns-
endlich welt vorziehen. Da nun in cer That während der
auswärtlgen Unterjochung viele Einzelne ſich recht gut
fanden; so wünschen manche von ihnen das allgemeine
Verderben ihres perſöniichen Gewinſtes wegen zurück. ~
Es gleht andere, die während jener Unterjochung durch
elne wahre, trotz aller Bemühung nicht mehr vergeſſen zu
machende Anhänglichkeit an die Sache der ausländischen
Verderber ſich selbſt gänzlich entehrt haben.
den, ſo lange etne rechtmäßlge Herrschaft und eine ge-
ſetzuuäßige Freiheit der Natlon aufrecht ſteht, immerhin
ihr gatzzes Ledelang mit einer levis notae macula bee
flecit umherwaudeln und nur elne ailgemetne Ernledrinung
kdunte ihre verzüglichere vergeſſen machen. Dlieſe und
noch mehrere atdere Urſachen betvirken, daß der Vater
und der Mittelpunkt der Sünde In Deutſchen Landen
bis dieſen Tag Anhängs-r findet, die ihre Arme nach ihm
ausſtrecken, und es ſchcint, daß die Anzahl dieser Athän-
ger je größer wäre, je länger eine Provinz von dem Un-
gerhüm beherrscht worden iſt. ss. z :

So iſt es auch 1n unſerm Lande. Im Anfange, als
man dle erſte Nachricht von Bonaparte's Landung und
Fortschritten erhielt, waren die meiſten Menſchen überrascht -
und verwirrt. Allein es war gerade dleſes eine Zelt, in
welcher die Schelmerei der Schelmen ſich recht klar zu
Tage förderts. Ju der erſten Freude ihres Herzens uber
die Auferſtehung ihres Herrn uno Melſters beſaßen nur
wenlge, doch bereits bekannte Vertuoſen Kälte und Ruhe
genug, ihre Gefühle zu verbergen , dle viele sogar recht
laut und unterholen äußerten So hat bis jetzt ſchon
dieſe Begebenheit den großen Nutzen, daß ſte die Böcke
von den Schafen uoch ſchärfer ſondert. Gar liedlich an-
zuhören waren die verſchiedenen Gewänder, in denen ſich
die innern Geſinnungen hüullten. Bei einigen, dle ſich,
obgleich nicht 1m Stande, ihrem eigenen Hauſe und ihrenr
Haushalt vorzuſtehen, dennvch geſchickt ſühlen, Kaiſern
und Königen zu rathen, Tadel des Wiener Congreſſesz

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