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Tagesblatt der Geschichte — 1815

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No. 43 - No. 64 (Maerz)
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Tagesblatt der Geschichte.

IIIA

ECE



E l b a.
Napoleons Lebensweiſe auf der Inſel Elba it

Höchſt einförmig: er geht regelmäßig um 5 Uhr aus, wan-
dert nach Marclana, und kehrt gegen ro Uhr wleder zu-

. rück, um zu frühſtücken. Zu Hauſe bleibt er bis um 6

Uhr Abends, darauf geht er wieder aus, um entweder zu
Fuß oder im Wageir, in Begleitung eines einzigen Offi-
clers, die nämliche Wanderung zu machen. p

Wenn Napoleon zu Fuß |ſt, so bleibt er bei dem
Erſten Beſten ſtehen, und wenn Ihm selne Unterhaltung
gefällt, ſo geht er ganze Stunden lang mit ihm herum.
Folgender Umſtand ereignete ſich sogleich den andern Tag
nach seiner Ankunft auf der Insel Elba: Um 2 ſtieg er
zu Pferde, um an der Rheede ſpaziren zu relten. Ein
Landmann, der ihn in Begleltung vieler Engländer be-
merkte, glaubte, die Insel wäre an England abgetreten
worden, und da er Napoleon ſelbſt für den von dem
Könlge von England abgeſchickten Befehlshaber hielt, so
fiel er auf die Knie nieder, und hielt in dieſer Stellung

die pomphafteſte Lobrede auf die Engländer, und ergoß

ſich in Schimpfreden gegen Napoleon. Da er italienisch
ſprach, ſo verftanden die Engländer kein Wort von dem,
was er sagte; Napoleos fragte nach der Ursache selner

Klagen. Bel dieser Frage zählte der Landmann alles

das Unglück auf, das seine Familie durch die Conſerip-
tion, die Abgaben u. ſ. rv. erlicten hatte. Er würde nicht
aufgehört haben, wenn Napoleon seinen Spazicrlit nicht
fortgeſezt hätte, ohne Ihm weiter zu antworten. Der
Landmann, dem man nunmehro sagte, er habe mit Na-
poleon gesprochen, war einige Zeit wie vom Donner ge-
troſfen und lief eiligſt davon. Selt dieſer Zeit hat man

ihn nicht entdecken können, ſo viele Nachſorſchungen man

auch ſchon angeſtellt hat. t
(Aus dem europäiſchen Aufseher.)

Schwenke. ' i

~ Folgendes iſt in Beziehung auf die Rüſtungen

in Waadtland von der Berner Regierung bekannt ge-
macht worden: ;
î Während
Ständen der bevorftehenden Entwickelung der ſchweizeri-
chen Angelegenheiten auf dem Kongreß zu Wien ruhig
entgegen ſah, werden ſeit ders Anſang letter Woche im
Kanton Waadt urplöslich bedeutende militäriſche Zuriiſtun-
gen gemache, eine Menge Truppen zur ſtündliczen Be-
reithaltung aufgeboten, ein beträchtlicher Atrtillerietrain
ausgerüſtet, und Kanonen und Munttton auf verſchledene
Punkte, auch in der Richtung gegen Freiburg und Bern,
verlegt, und alle ölele außrrorventlichen Maßregeln zu-

Bern mit den äbrlgen eldsgenössiſchen



No. 43. Mittwoch, den 1ſten März 1815.





F t

III ) FEET

gleich mlt elnem solchen Gehelmniß getroffen, das in

Kanton Wasdt ſelbſt großes Aufsehen erregt. Es iſt je..

dermann bekannt, daß der Stand Bern, der mit allen
ſsetnen Mirtſtänden im Frieden leben will, und solches öf-
fentlich und wiederholt erklärt hatte, durch keineclet Maß-
regel irgend eine andere Ursache zu Mißtrauen und zu
militäriſchen Rüſtungen in andern benachbarten Kantonen

gegeben, ja sogar die Garniſou der Hauptſtadt ſeit Ane

sang dieſes Jahres beträchtlich vermindert hatte. Allein
die neulichen außerordentclichen Rüſtungen in der Waadt,
deren Zweck, wie ſonſt unter eldsgenöſſiſchen Ständen

. Üblich, nlcht angezeigt worden, und alſo ganz unbekannt

iſt, haben die hieſige Reglerung bewogen, nicht nur der
Tagsatzung und den fremden Herren Miniſtern davon uns
verwellte Kenntniß zu geben, sondern ihr auch die Pflicht
auferlegt, durch Anordnung angemeſsſener Anſtalten für
die Ruhe und Sicherheit des ganzen Kantons und deſſen
Hauptſtadt zu sorgen. Dieses wird auf Befehl der Re-
gierung der Stadt und Republik Bern hiermit öffentlich
bekannt gemacht, um allen falschen Darſtellungen zuvore
zukommen, indem die hlerſeitigen milltäriſchen Maßregeln
nur durch die Rüſiungen in der Waadt verurſacht wor.
den ſind, und ganz beſtimmt kelnen andern Zweck haben,
als die Vertheidigung des Kantons gegen jeden ungerech-
ten Angriff; zu welcher Vertheidlgung Jeder biedere Ber-
ner, nach ſciner Vaterlandsliebe und ſeinem Ehrgefüßl
mitzuwirken, ſo willlg als bereit iſt. s :

England.

Lees Ein engl. Geſchwindſchrelber hat berechnet, daß
ein Parlamentsredner in einer Stunde ungefähr 7009.

Worte spricht, und wenn ihn der Zorn ergreift, ſo be-

läuft ſich dleſe Auzahl auf 7500 Wörter.
: . (Fr. O. P. Zeit.) '

© — Ueber den Gebrauch der Damp fmaſchin en, -
[n England wovon neulich in unsern Blättern die Rede
war, rheilte die Petersburger Zeitung noch folgendes mit:

„Kürzlich hat man in England angefangen, ſich ſelbſe.

fortbewigende Dampfmaſchinen zu machen, die hauptſäch-
lich zum Foertschasſen der Kohlen aus den Kohleugruben
nach den Flüſſen gebraucht, und jetzt gegen frühere Mas-
ſchinen der Art sehr einfach eingerichtet werden. Sie be-.
wegen ſich auf einer Ciſenbahn fort, ziehen zuweilen 20
und mehr Fuhren mit. Kohlen, und machen 6 Werſte
(faſt eine deutsche Meile) in einer Stunde. Ich habe

eine derglelchen Maschine gesehen, die bis 28 Fuhre.

mit Kohlen, von denen jede 162 Pud enthäit, folglich
eine Laſt von 4536 Pud fortziehen kann. Nur ein Meuſch,
der auf derselben reitet, dirigirt und läßt ſie blog durch
das Drehen elnes Hahns, entweder geschwinder oder lang-
 
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