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Tagesblatt der Geschichte — 1815

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No. 152 - No. 173 (August)
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Z<cctencs

Krieg sſchauplaß.
Vom Niederrhein, ü. Auguſt.

Die Dekrete des Königs von Frankreich, nach wel-
<en die vornehmſten Anhänger Bonaparte’s beſtraft wers
den ſollen, werden, wie es heißt, nicht hindern, daß von
den verbündeten Mächten millitairi!ſch gegen alle diese
Personen verfahren werden wird, die in ihre Hände
kommen. j (Frankfurter Ober Poſt-Amts-Zeit.)

Lüttich, vom 11. Auguſt.

Ale Privatichreiben aus Parts ſtimmen dahln über-
ein, daß der Zuftand der Dinge jetzt dajelbſt von besondes
rer Art sey, und das ſich die Aliirten gemüßigt gejehen
haben, ſtrenge Vorſichts - Maaßregeln zu ergreifen. Es
ſind über 200 Personen arretirt worden, von denen es
helßt, daß ſie in eln Komplott verwickelt waren, welches
die Abſicht hatte, Luuwig K VUI. zu entſühren, und dann
die Volkswuth ſonſt auszulaſſen.

Zwiſchen den einzelnen auſgelöseten Corps und zivi-
ſchen mehrern Feſtungs. Commandantren iſt, wie es heißt,
eine Verbindung entdeckt worden, die aber bereits verei-
telt iſt. Genug, es ſind ſoiche Maaßregeln ergriffen, die
alle Anschläge der Uebelgeſinnten in der Geburt erſticken
werden. _ CHamuvurger Correſpondent.)

Paris, vom s. Augutt.

Dem Vernehmen nach haden Se. Rußiſch - Kaiſer-
liche Majeſtät eine ſehr nachdrückliche Erklärung an dle
Franzöſiſche Reglerung erlassen. :

: (Hamburger Correſpondent.)
P ar is, vom to. Aug.

Was seit einigen Tagen wegen einer Verſchwörung
zur Aufhebung eines Monarchen gesagt wurde, hat ſich
nicht näher beſtätigt. : z

Man versichert, daß Labedoyere in den letzten Ver-
hören sehr wichtige Geſtändniſſe über die Urjachen und
die Perſonen gemacht habe, welche die Rückkehr Bong-
partes von der Inſel Elba nach Frankreich Im vorigen
Monat Mirz herbeigeführt haben. s

Alle Waffen, welche zwiſchen Nevers und Briare in
den Malrien deponirt worden, ſind von den Öſterreichern
weggeführt worden. CBörſenliſte.)

Brüſſel, vom ro. Auguſt. z

î Zu Antwerpen ſind go Engliſ. Transportſchiffe mit
Belagerungsgeſchütz und andern Kriegsbedürfniſsen angekom-
men. (Hamburger Correſpondent.)

Deuetſchland.
: Stuttgart, vom 3. Juli. :
MA _ (Beſchlug.) .
_ Aber wie gewiß die Herſtelung der Verfaſſung zu
nächſt die elnzige Sorge der Stände ſeyn kan, und wie

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E t _ Mer ü ü t t t r L

, No. 167. Dienlſtag, den 22ſten Auguſt 1815.

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gewiß ſie Ihren Beruf nie so verkennen werden, daß ſie
ſich durch Unterhandlungen über einz.lne Beschwerden in
Erreichung dieſes höhern Zwekes ſtören laſſen könnten;
so haben ſie doch noch eine heilige Pflicht zu erfüllen,. ins
dem ſie Ew. königl. Majeſtät In der Bellage Nro. III.,
mit drei Unterbellagen, eine Darſtellung der B ſchwerden
des Landes zur Beherzigung allerunterthänigſt vorlegen.
Sle ſind ſich bewußt, daß sie hler nur von Wahrheitse
liece geleitet worden ſind, daß jede unreine Triebfeder,

jede ſelöſtjüchtige Abſicht Ihnen fremd 1ſk. Sle rufen Gott,

vor deſſen Rlchterſtuhl ſie einſt werden gefordert werden,
zum Zeugen an, daß ſie nicht die Arſicht haben, Ew.
köntgl. Maj. zu kränken; daß ſie keinen Vorwurf wenl-
ger verdienen, als den einer Verletzung der Ehrfurcht ges-
gen Ew. könlgl. Maj. Was ſie thun, geſchieht nur, well
ſie ſich vor Gott und lhrem Gewissen verbunden erach-
ten, Ew. köntigl. Maj-ſtät anzuzeigen, an welchem Rande
des Abgrunds der Staat ſich befindet. Es |ſt nichr blos
eine vorübergehende Noth, es iſt nicht blos die allgemeine
Verarmung, es ſind nicht blos ſinnliche Uebel, welche den
Staat drücken; die weisen geſsellſchaftlichen Einrichtungen
der alten deſſern Zeit ſind zerſtöre; die Grundpfeiler dee
Sittlichkelt, der Religloſität, welche einen Karatterzug der

Wöürtemberger ausmachte, ſind erſchüttert worden! Welche

Stütze der Throne kann ſo feſt jeyn, als dle Religioſität
des Volks; ſein Glaube, daß es ein moraliſches Band
gebe, welches auch ohne äußern Zwang die Verträge uns-
verletzlich mache; seine heillge Scheu vor dem Alterthum ?

_ — Oder war es nicht gerade die Leichtigkeit, mic der

man über das Heilligſte ſich wegsſetzte, die Verläugnung
des Rechts, die Verachtung des geprüften Alten, das
kühne Streben nach Neuem, was ſeit den lezten 25 Jah-
ren namenloſes Eleno über Europa verbreitet hat ? Kann
es alſo für das Intereſſe der Regterungen etwas Angele-
gentlicheres, etwas Wichtigeres geden, als den alten Glau-
ben der Völker zu retten; die Herrſchaſt des Rechts und
der Sittlichkeit von Neuem zu begründen; geſellſchafcliche
Einrichtungen, die durch Erfahrungen von Jahrhunderten
bewährt erfunden worden ſind, herzuſtellen und zu befeſtt-

gen! Selbſt nach Herſtellung der Verfaſſung wird es

schwer seyn, die Wunden, weiche dem Staate ſeit zehn
Jahren geſchlagen worden ſind, welche ihm in dieser jam-
mervollen Zeit noch täglich geschlagen werden, zu hellen.
Aber wie will man ohne dieſe Verfaſſung, ohne Kredit,
dem bedrängten Staat Hülfe ſchaffen? woher sollen die
mit Verzweiflung kämpfenden Uuterthanen Muth zu den

neuen, jedes Maaß überſteigenden Anſtrengungen erhalten ?

Wie soll das alte feſte Vertrauen, welches , ſtärker als
jedes äußere Band, Herrn und Land auf das innigſte ver-
bunden hatte, wieder gewonnen ~ wie soll der Staat in
dieſer neuen furchtbaren Kriſle gerettet werden? Etne
 
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