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Tagesblatt der Geschichte — 1815

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No. 218 - No. 238 (November)
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Deutſchlande.

Wien,. vom 4. November. .l1-

Der zwar nicht neue,; aber gewiß sehr nutssare Vor-
ſchlag, anch In Friedenszeiten die Truppen ju verwenden,
nachdem. ſte bel allen Ereigniſſen so langwieriger Kriege
Ihre Folgsamkeit Fuaittsam erproht haben, „wird nunmehr
nusgeſihrt. Da ſich bet gegenwärtiger Erweiterung der
)räânzen Des Oslterrelchiſchen Kalserſtaates, ſelbſt nach
Embringung der zahlrelchen Ueberzähligen, ketne be-

iſächtliche Verminderung des Standes der Artieen den:

ken läßt, lo haben Se: Mejeſtät, der Kalſer, defohten,

die zurück kehrengen Trupperz zu öffentlichen Arveiten zum lues Subordiuations Verbrechens wegen deſectirt. Nun. .
iſt er beinah? ſchon jelt G Jayretz durch seine Thels ge.

Beſken des. Landes zu denutzen. th Diese Idee, deren Vor-
treſflichkelt zu allen Zelten anerkannt war, wurde immer
nur theilwéiſe und ſehr unvalltommen ausgekühet. - Der

wlirtlge General Weyrother ſchrieb ſehr faßllch über dle:

ſen seinen Liebtingsgegenſtand, als er im Jahre 1802
zum Mitardeiter des neuen Cyxercier- Reglements nach
Mien berufen wurde. Die bekannten Zeitereigniſſe ers
laubten ketne Auefüß:ung. Um die verlorene Zeit
mögl.chſt nachzuhohl.-n, wird nun auf mehrern Punkten
zugleich stgeßoben. Zuvörterſt wird der hieſige Neuſtäd-
ter Canal bls Trieſt forcgetührt, und ein anderer zur
Vr'uiidung der Donau mit der Save gegraben. Zur
Ve täihruna im Innern wird der Marchfluß regulirt, deſ-
ſen Sch fahrt sehr beichwerlich 1ſ. In Jealien soil ein
Catcsl von Matland über Pavia bls an den Po geführt
werten, wodurch dielen Proviuzen gewiß ein ſehr großer
Vorthell ber-itet
ſtelung und Vollendung der alten Siraße von hier nach
Prag, wodurch vier Poſten erſpart, und dle Gebirgswege
umgangen würden. Hauptsächlich werden auch in Huns-
garu feſte Commerzial. Straßen angelegt werden ; ein Ges-
genſtand, der bisher in diejem reichen, zu jeder Verfüh-

rung mit Ueberfluß begadten Lande noch ſehr wenig in

Anregung gebracht worden iſt. :

_ Die lettten Tage der vercfloſſenen Woche ereignete
ſic) ein merkwürdiger Diehſtabl. Zwei Herren, guten
Üuſehens, kamen in die Boutique des Kaufmanns Haas
b. I., der einen bedeutenden Handel mit Gailanterte - und
Saunuckwaaren führt. Sle jchickten 1hren Wagen, da
nur wenige Schritte von da zum Operntheater ſel, uach

Hauſe, und behlelten nur einen Domeſi.cken zurück, der

vor der Thür des Kautladens die prächtigen Stücke in
ber Auslage zu bewundern ſchten. Kurz darauf kam etn
iwelter Lackey, ſich gegen eluen dleſer Herren eines Auf:
trages zu entledigen. Er erhielt Befebl, zu warten, da
man eben allzu ſehr beſchäſtizc ſel. Der Handel währte

iIndeſſen zu lauge, da man alig. faßten Diainant - Schmuck

hel ſich hatte, den man vertau]chen roollte, Wahrend dles



wiro. Auch ſprtcht man von der Here

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No. 231 Montag, den »oſten November 1815.

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ſer Zeit schienen dle ztveil Diebe von Domeſtlken sch mlîe
dem Beſehen und Bewundern der Prätioſen (n. der Ause
lage zu beſchäftigen; ſie ſchnitten dle Giäser durch, und
entwetideten mehrere der vorzüglichſten Stücke. Jest ere
innerten ſich die Herren, vaß es ſpät ſey, und verjora-
<en, morgen wieder zu kommen. All:s wurde ſo gejchickt
ausgeführt, daß man erſt bei m Sperren der Boutique
den Biebſtahl wahrnahm, deſſen Betrag auf 14,500 Fl.

hieſigen Geldes angegeben wird. Di- Polizet 1ſ um so

aufinertfſamer, die Thäter auszuforſchen, da man n <ht
ohne Grund vermuthet, daß dieß auch wohl eiuer von
den Gente. Stretchen bes berüchtigten Graſel seyu könnte.
Dleſer Diebes - Hauptmann war vormahls Soldat und

walcjarnen, Thetts klug ausgedachten Streiche in OÖeſtere
reich bekannt, Vox zwei Jahren saß er zu Sonnverg,
und entkam wteder. Man fiug ſelther seinen Vater und
an 20 einer Gxrſellen; die Bande aher, die ſich unter 1h-
rem kecken Autührer ſtark fühlt, konnte noch nicht gang
aufgehoben werden. Graſel charakteriſirt ſelne Räubereietw

dadurch, daß er nle ſchlechte Bauerhöfe beunruhigt, sons

dern melſt In Pfarreten und Amtshäuſern einſpricht, das-
her auch elne große Zahl von Landeseinwohnern als Mit-
ſchuldige In Verdacht und eingezogen ſind, :

Frankreich. i)

Aus eluewn Hsrezsen F.. Paris, vom sten
Murat iſt, wie man ?ree Ücnimnt; durch den jetzls :

gen inter1miſtijchen Polizeiminiſter zu Neaprl, Herrn von
Mediet, in die Falle gelockt worden. Sobald dieser die
Ankunſt Murats in Corſica erſahren hatte, sandte er
verſchiedene vertraute Perjouen dahin ab, die Murat er-
klärten, daß ailr Neapolitaner ſelne Abweſenheit bei der
leßigen kdnigl. Regierung, die keineswegs gefi:le, aufs

höchſte bedauerten, und daß, wenn er nur erſchiene, Al-

ler Herzen und Arme, ſo w e es vormals mit Bonaparte
in Frankreich geweſ.n, gleich für 1hn jeyn würden. Mu-
rat, der die Kunſtgriffe der Potizet nicht verſtand, ließ
ſich richtig verleiten. t / î ;

Die Miltair- Polizei wird jetzt ſchon zu Parls ſehr
ſtrenge gehandhabt. Auf allen Brücken, die nach dieſer
Hauptſtadt führen, ſtnd Gend’armes ausgeſtellt, die alle
Oificiers und Soldaten anhalten, deren Papiere nicht in
der Regel ſind. Eine Folge diejer Aufſicht iſt die Arre-
tirung mehrerer Staabs -Öfficlters gewesen, welche die
hurgettice Polizei bisher ſeir langer Zeit vergebens auf-
geſucht hatte. ; !
Dee Bevollmächtigten der vier großen Mächte haben
die Conventlon des Definitiv- Friedens- Tractats, ſo wle
 
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