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Tagesblatt der Geschichte — 1815

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No. 174 - No. 195 (September)
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Tage sblatt

I



No. 175. Sonnabend, den aten September 1815,



Kriegs ſchauplaß.

Die politischen und dlplomatiſchen Verhandlungen

zwischen den Europäischen Mächten, die gegenwärtig zu

Paris gepflogen werden, drehen ſich hauptsächlich um ien.

2 Punkte:.

1) Der von Frankreich
tlonen. . :

zu leiſtenden Krlegscontribu-

2) Der von [hm zu machenden Abtretungen.

; In dem großen Proceſſe, der im Felde bereits durch-
. gefochten iſt, und im Cabinette noch durchzufechten iſi,
kreten Frantfreich auf der einen, und die alliirten Mächte
sf der andern Seite, als dle belden Hauptpartelen
gu. j i

Von Selten Frankreichs ſtehen den Leiſtungen, dle

man ihm abfordern könnte, an Kriegscontrlsutlonen so

J so wenig als an Provinzen, Hinderniſſe im Wege, denn

a, dle Franzoſen haben das deutliche Gefühl und

Bewußtſseyn, daß ſie völlig besiegt ſind, und keinerlei Wi-
derſtand mehr zu leiſten fähig ind. M -

b, ſie erkennen auch, daß die Mächte mit der voll-

ſten Gerechtigkeit dle befraglichen Opfer von Ihnen fordern

lig, solche zu bringen, und verlangen nur, daß man ſich
!. hee §telgen hzuslichen Angelegenheiten nicht miſchen

c, dle Cabinette der andern Mächte endlich sehen
ein, daß die Vorgaukelungen von dem empfindlichen Ehrs-
gefühl, und dem relzbaren Stolze der Franzoſen, dem
man ſolche Opfer nicht abfordern dütfe, ohne einen neuen
allgemelnen Brand zu entzünden, eltel Worte ſind, und
daß man jetzt recht gur ſolche Anforderungen thun, und
realiſiren könne, ohne das Mindeſte zu wagen. Von dieſex
Seite daher weder Widerſtand noch Widerſpruche.

_ Dlie ganze Entscheidung ſchelnt ſich daher um den
Punkt, und um die Frage zu drehen, wle die den Fran-
zoſen abzunehmenden Lelſtungen unter den Mächten der
Gegenpartei zu verwenden und zu verthellen wären? _

gad r. Der Putnfkt der Kriegscontributlonen wird

weniger Schwierigkeiten verurſachen ; die Mächte des Con-
tinents in Ihrer gegenwärtigen Finanzverlegenheit bedür-
sen alle Geld, und wenn England keine ſolchen Forderun-

der Geschichte.

R/ R F n s C r q p CE O R E E

Sie ſind daher wie man behauptet, ziemlich wil.

A EE

c S f e H s s n

; gen macht, so wendet es doch gegen die der andern Mächte

weniger ein, da ſie Gegenſtand eines untergeordneten In-
tereſſe für England ſind.

2. Die Abtretungen von Provinzen betreffend :

Dle Prooinzen, die hler in Betracht kommen, und Ges-
genſtand der Reclamation ſind, ſiud alle diejenigen, die
der Natur nach und hiſtorlſch und geographiſch nicht zu
Frankreich gehören, und ihm dennoch einverleibt ſind, also
einige Theile Italiens; nach Deutſchland: Lothringen, Els
sſaß, die Bisthümer, und einige andere Thelle; gegen
Holland zu: franzöſiſch Flandern, und überhaupt dle ſo-

genannten franzöſiſchen Niederlande.

Was die italläniſchen Stükke betrifft, so laſſen wlr

dleſe als Gegenſtände einer untergeordneten, und entferns

tern Wichtlgkett dahin. geſtellte ſehn. Dle franjöſiſchen
Niederlande mit den darin gelegenen bedeutenden Feſtuns-
gen würden, schon der Lage und der Natur der Sache nach,

dem Königreiche der vereinigten Niederlande zufallen. Dies

ſer Zuwachs des letztern Königreichs würde für England

eln doppeltes Intereſſe haben.

a, indem er die Maſſe der Kräfte, und inſonderhelt
die Sicherhelt der Grenzen von jenem vermehrte, welches
bis jetzt von England noch Immer, als eln, seinem Schutze
und seiner Ovberherrilchkelt unterworfener Staat angeſe-
hen worden iſt, daher England in dieſer Rückſicht jede,
den Niederlanden zugetheilte Vergrößerung als eine Ver-
mehrung ſeiner eignen Kraft betrachten kann.

b, Hat England bereits die Verbindlichkelt übernom-
men, elne bedeutende Geldſumme zu verwenden, um die
Grenzen des Königreichs der vereinigten Niederlande durchs

neuanzulegende Feſtungen zu ſichern. Durch die Gewin-

nung der niederländiſchen franzöſiſchen Feſtungen, und
deren Einverlelbung in das Köntgreich der Niederlande
würde es dieſer Verpflichtung überhoben.

. Elnige ſind jedoch der Melnung, daß England ſelbſt
die Bergrößerung des Königreichs der vereinigten Nie-
derlande nicht wünſche, damit dieſer Staat nicht
ſtärker werden, und ſich dadurch verſucht fühlen möchte,

der Vormundſchaft Englands ſich zu entziehen.

Was Elsaß, Lothringen und die Zubehörungen bes-
trifft, ſo roürden dieſe Thelie Deutschland zufallen ; wie
ſie aber vertheilt, und welche neue Veränderungen tn Hin-
ſicht des jesigen Beſitzes der Provinzen daraus hervorge.
 
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