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Tagesblatt der Geschichte — 1815

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No. 174 - No. 195 (September)
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. . No. 188. Mittwoch, den 20ften September 1e815n.

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mp

Hrieg sſchau pla ß.

In 163 des Tagesblattes war, aus dem Rheln.
Merk. entlehnt, eln Schreiben aus Brüſſel, über die Schlach-
ten vom 15. ~ 16. Junius. Manche darin vorkomniende
Angaben werden jetzt durch ein, ebenfalls Im Rhein. Merk.
mitgetheiltee, Schreiben aus Chartres vom 15. Auguſt
berichtigt, aus welchem wir Folgendes ausheben :

„„Was den Tag vom xsöten herbeigeführt, und wie
es gekomenen, daß Bülew nicht in ihm hat auf dem
Schlachcfeld erscheinen köunen, wird ſich küuſcig auftlä-
ren, wenn dle Correſpondenz zwiſchen den preußiſchen Ge-
nerälen und dem König der Niederlande bekannt gewor-
den. ß -
An diesem Tage führte der Feldmarſchall, gleich Schwe-
rin, etn Regiment ſelbſt gegen den Feind, und am Abend
half der General von Grollmann eigenhändig einige Ka-
nonen, die ſich verfahren hatten, herausardeiten, während
wenlaſt:ns ſechstauſend franzöſiiche Garderelter, nicht ſie-
gestrunken, sondern besoffen, und doch nicht das Herz ha-
hend Ihn anzugreifen, 1hm ihr vive l'Empereur und ä
Wrrlin zubrüllten. Eben so weniz yinderte das Geſchrei
"sen General Thielmaun, rubig in Sombref, alſo auf
"Ferm Schlachtfeld, zu übernachten, und ſpät erſt Im Dun-
fel ſelne Schützen aus Ligny zurückzuziehen, welches die
Franzosen Trotz ihrer ungeheruern Uebermachr nicht zu ers
obern im Stande gewesen waren. Während nun Napo-
leon seinen eiteln Hoſfnungen ſich überlleß, ſammelte un-
ſer Feliherr mit Gneiſenau und den übrtgen Führern die
zurückgetrlebene, aber unüberwundene Armee, und führte
ſie am 17tén In Schlachtordnung nach Wavre, zur Ver-
wunderung Grouchys und Vandammes, die Ihn gänzlich
geſchlagen glaubten. 5.5;

_ Am ugten des Morgens geſchah der Aufbruch der
drei Heerhaufen, die beſtimmt waren, dem Feind in den
Rücken zu fallen. Nichts war dabet einem blinden Zu-
fall Preis gegeben, alles vielmehr von den F.loherren zum
voraus bedacht und überlegt. Kelu Bauer hatte den
Schlachtplan gemacht, wie es der Aufſat, im Merkur

vom 254ſten vermuthen läßt, der Fürſt war vielmehr ſchon

um 12 Uhr in der Gegend des Schlachtfeldes, und nur
wegen der Schwierigkeit der Wege zwiſchen Wavre und
Planchenoit konnte das Heer nicht eben ſo ſchnell zur
Sielle ſeyn, was aver auch zum Guten ausgefallen, weil
ohne das die fſeranzöſiſche Armee vielleicht noch bei Tage

lhren Rück,ug angetreten, und dadurch ihre gänzliche Vers

nichcung von ſich abgewendet hätte.

Nachdem Planchenolt am Abend mit dem Bajonette
den alter franzöſiſchen Garden abgenommen war, und
dabel unser Geſchüt und Klieingewehrfeuer furchtbar un-
ter ihnen gewüther hatte, führte Gneiſenau erſt das recht

pz.

: entſcheldende, die unabläſslge Verfolgung aus, dle elgente
lich alleln und so mit einem Schlage den Feind verdore

ben hat, und Ihm und dem Heere als der rechte Meiſter-

ſtrelch angerechnet werden muß. In Genappe warde Gn

neral Duhesme nicht von Braunſchweigern, dle über eine
Meile davon ferne waren, ſondern von Preußen verwunsr
det und gefangen. ‘'’ y j . u -

Joigny an der Yonne, vom 29. Auguſt.

Die Ruhe der beſetzten Provinzen gletcht der Stille
vor einem Gewitter. Stle ſcheinen alle nur auf eln Zets-
chen zu warten, zu den Waffen zu greifen. Selbſt die
zurückhaltendſten Männer sprechen von R volution u. dgl.
Am unerträglichſten ſind den Franzosen aber die fremden
Gouvernements und Adminlſtratlonen. Seit der Präfekt
des Yonne. Departements ſelnen Poſten in Auxerre vers
laſſ:n hat, und, sich für den Augenblick hier überflüſſig
glaubend, nach Paris gegangen iſt, ſehen ſich dle Einwohe
wohner gar für verlaſſen und verloren au. Noch täglich
treffen hier ganze Haufen von der aufgelöſeten Lotre- Ars
mee ein, die nach Hause gehen. Man ſcheint von diesen
Menlchen, die, meliſt Bonaparte mlt Lelb und Seele ere
geden, nun müſſig Im Lande heruwſtreifen, nichts zu fürchs
ten. Indeſſen 1iſt man veroundeter Seits- für ale Fälle
auf selner «Huth. Es werden alle Telegraphen zerſtôrt,
um zu verhindern, daß dle Franzöſiſche Reglerung mit
der Nation eorreſpondire. (Alt. Merk.)

~ Anfangs hielten es dle Franzoſen für elne herts
liche Kriegsliſt, daß ſie der Welt aus allen Mäulern zus
riefen, der König sei mit ein hoher Allitrter,
und komme nur, nachdem man den Tyrannen adgetrleben,
die Helfer wieder heimzuwelſen; jetzt da der Pfiff n.che
angeſchlagen, wird ihm daſſelbe, das ſie Ihm In den Mund
gelegt, zum Verbrechen angerechnet, und es wird mit eis
ner Barcholomäusnacht gedroht, die uns indeſſen wach
und munter finden wird. An all den Worten dürfen wlx
nur geruhig vorübergeyen, wir wiſſen ſchon, daß, wcnn ſte

_ elnmal den tragischen Cothurn angeſchnallt, und die Maske

mit dem metallnen Mundſtück vorgenommen haben , die
Stimme weithin tônt; aber das will ulche viel verſchla-
gen, ſind wir nur eintg darüber, wie wir zu haudeln has
ben. Ä (Rhein. Merk.)
Aus der Schweiz, vom 5. September i
_ Dos große O eſterreichiſche Magazin, welches It: Lör-
rach angelcgt war, wird nach Mümpelgard gebracht. Der
Transport der Munitlon aus Hüuingen nach dem Gals-
genderge dauert fort. CAle. Merk.)
Alle Pariſer Zeitungen ſtellen in gleichlautenden Aus-
drücken die Wegnahme der Basr-ll-fs von Trlumphbogen

gam Carrouſſeiplaz so vor, als geſchche fie wegea der Uns

ſchickiic keit, dafi der Köntg aus ſeinen Zimmern die oſt

wiederholte Aobtldung des Mannes vor Augen haden
 
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