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Tagesblatt der Geschichte — 1815

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No. 65 - No. 85 (April)
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Tage sblatt der Geschich

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No. s9. Freitag, den „ten April 1815.

AGIT





PII

Deutctſchlan d.

Nachrichten von den Bewaffnungen der klei-
neren Staaten Deutſchlands. ;

Für das Tagesblatt der Gefchichte ſcheint es eine
besondere Angelegenheit, ja Pflichr zu seyn, dieſe Nach-
richten zu jainmeln und mit zuchetilen, jetzt wo das poſſ-
tiv Büje {n äuſſerer kraftvoller Einheit jauchzend wieder
aufgetreten Iiſt, und auf bretten und edenen Wegen wohgl-
berechneten Stoff ſicher findctz während das , in der

Menlchenbruſt eingeſenkte Wahre und Gute, nur ſchver

irdiſche Kräfte zum Widerſtand aufzubieten vermag.

Es iſk daher jeder wohlgermeinte Versuch, jede redli-
<e Bemùüyung für eine Einhett a u ch des Guten, ſchäz-
zenss und dankenswerth! – wir hoffen recht vicle er-
muthigende Nachrichten mittheilen zu können, und begin-

. nen auszugsweiſe mit dem uns gegevenen Berichten über

" L d tkassio 'in der freien Stadt H am-

bur g.

Nach der im Juni und Juli gesſchehenen Auflösung
des Corps der Hanſeatiſchen Bürger - Garden, und der
Reducirung des Hamghurgiſchen Antheils der Legion auf
600 Mann Garuiſons Solsaten, wurden durch Anre-
gung_des guten Geiſtes Hamburgiſcher Bürger, mehrere
Versuche zu elner eigenen Bewassſnung gemacht, die aber
mißlangen, wie ſie denn auch mißlingen mußten, aus Ur-
sachen dle jetzt zu verſchweigen und hinter sich liegen zu
laſſen gerathen iſt, da es nun nur darauf ankommt, zum
Beſſereu raſch vorwärts zu gehen.

Am 10. Septbr. endlich kam an erbgeſeſſene Bürgerschaft

elne Propoſiton zur Errichtung eines Bürger - Millitairs,

Dieſen Namen gab man der neuen Bewaſſuung, weil
der ältere „„Bürgergarde, ‘’ mehreren Personen unangenceh-:
ine Erinnerungen erweckte! beide Benentungen ſind nicht
! ziveckmäßlg und ſühren unrichtige Nebenbegriffe mit
[ch. :

_ Der Propoſitlon war eln organlſirendes Reglement,
ſo wie eins für den Dienſt beigesügr; die Bürgerschaft
nahm in der Freude, die Sache zu haben, alles ohne
viele Unterſrchnng an, und zugleich wurde aus Senat

und Bürgerſchaft elne Organijations - Comnmilſſlon nie-.

_ dergesestzt.

Dtej- aus ſehr wackern Männern boaſtehende Com-
miſſion |tteß ſogletch beym Zumwertſchreiten auf große
S- thwierigkeiten: – Das Reglement ohne Sachkenntnlß
ln höchſiunbeſtiimmten Ausdrücken abgefaßt, bot allenthal.
ben iiuſicherheiten und Wangel dar, und war und blieb
doch Geſetz; für die zur Organiſation unumgänglichen
Ausgaben war kein Thaler ausgeſetzt, und nur für den
küunfrigen Ecat eite künſtlge Auflage beſtinmt.





t k.









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Die Commission, wie auch Senat, Bürgerſchaft und
Publikum, wünſchten den ehemaligen Anführer der hate
ſeatiſchen Bürgergardrn, den Oörliſtlleutenanet Mettler-
kamp, an die Spitze des Bürger. Milltairs, dieſcr wellte
ader diele Stelle nur annehmen, insofern vorher nach
ſeiner Auſicht das Reglement verändert würde. Dadurch
entſteaend neue Hemmung bis mau. Herr Kleudger, einen
angeſehenen Kaufmann, willig fand, jenen in der 1htn zue
gedachteu Stelle zu ersetzen.

Es war ein günſtiges Sch'cksſal das hlerin obwaltete:
es mußte der ſchäßenswerthe Hr. Mettlerkamp erſt gang

woieder zum bürgerlichen Geſchäftsleben zurücktreten, da-
mit deſſen vorige miiitairi!lche Thätigkeit ſich I1n ihre

Reinheit aus vreche und für den etwanigen Nothfall um
ſo eingrelfender ihm bereitet bleibe. Es fonnte auch bet-
der Organlſsation ferner die Wirksamkeit des Herr Mett-

lerkamp bei weitem nicht von dem guten Erfolg seyn, als -

dle des Herrn Kleudger, deſſen ernſte, ruhige und be-
ſtinmte Gemüthsart ganz geelgnet ſcheint bewaffnete
Bürger zu befehltgen, und der, ohne vorher ausge-
ſpr o chenen öfsentlichen Charakter, ganz unbefangen
rag ens tqLt:.rteics Wahl, wie durch die E-nen-
hung der Bataillons. und Compagnie - Chefs aus mstkel-
loſen, rechilichen, eifrigen, thätlgen Mäuneru, hat die
Commission ſich großes Verdienſt erworben, welter konnte
ſie aber auch, ohne Geld und Unterktütung, 2 Menat
lang nichts ausrichten.

Plötzlich ( Ende Decemkers ) wurde begriffen, daß
wenn man nicht dieſe oder jene Geſahr laufen wollte,
die Bürger bet dem Abzug der ruſſiſchen Truppen die
Sorge für Ruhe und Stlcherheit der Stadt ſelbſt über-
nehmen müßten, und daß es nöthlg ſey, dem General,
Grafen Bennigsen vor seiner Abreiſe die bewsffete Bür-
gerſchaft zu zeigen. é j
! Cs gehörte ein raſcher, man möchte sagen, nicht sehr
Beſsonnener Entſchluß dazu, dleſem Anſtanen Folge zu leiſten.
~ Wem aber der gute Wille, und der röhrige l:icht auf-
zuregende Sint der Hamburger bekaunt iſt, kaun ſchon
ein Wageſtück beginnen ~ und auch dies gelang. '

Der Hamburger Correſpondent giebt über dieses erſte
öffentliche Auftreten der Bewaffi ung nähere Auekuuſe.

Wie eln electriſcher Funke ſchlug dleſer Anblick etnts
ger bewaffneter Dürger bei Allen eln, ~ jedem er-
ſtand das Frühjahr 1813 lebendig und kräſtig in der
Erinnerung *), und in wenig Wochen war Jeder, der nur

q



*) Es muß hier der erſte Errichter der Bürger - Garde zy
nennen nicht vergeſſen werd-n = der in ſo oielen Vers
hältniſſen um Hamburg hochverdiente Patriot, Herr von

: Heß. Zu einer Zeit, wo außer den entferntern preußil[chen
 
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