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Tagesblatt der Geschichte — 1815

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No. 218 - No. 238 (November)
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c L

.A.

Preußen.

Beriin, vom 3. Nov. ..

Geſtern Nachmittag verbreltete sich hier das Gerücht,
daß laut mehreren glaub w ür digen Pr ivatna ch-
richten über Wien, der Exkönlg Murat mit 200 Mann
in Calabrlen gelandet, aber daselbſt gefangen genommen
worden ſepn. Der kommandlrende Officier have sogleich
einen Courler nach Negpel abgesandt, und um Verhal-
tungsvefehle gebeten. Darauf ſ:y der Befehl eingegan-
n, angenblicklich Kriegsgerlcht über denſelben zu halten.
Das Gericht verurtheilte ihn zum Tode, und dieses To-
desurcheil ward nach Verlauf von 6 Stunden witklich
vollzogen. Murat ſoll ſich dadei hôchſt ſtandhaſt bewleſen
haben. Ohne ſich die Augen virblnden zu laſſen, fiel er,

von 8 Kugeln getroffen, und gab augendlicklich seinen

Geiſt auf.

; ſ leßte Zeit hat er dazu benutzt, ſelner Frau zu
ſchrelben, so wie dem öſterreichl'chen Kaiſer, deſſen Gnade
er ſeine Hiuterbliebenen empfohlen hat.

Die Bistätizung dleser tnt ere ſsſant en Nachricht |ſk

u erwarten. .

z Day ſich Murat von Corſica mit etwa 300 Mann
auf verſchtedenen kleinen Schiſſen geflüchtet, wird auch
durch elnen Brief aus Livoruo vom 6. Oct. gemeldet.
Es wird aber hinzugesetzt, man wiſſe nicht wohin.
Ferner wird auch aus London unterm 24. Oct. ge-
. meldet, daß das engliſche Ketegsſchlfî Meander in Ver-

_ fFoldung des mlt 3 kleinen Fahrzeugen von Corſica entflo-

henen Murats begriffen ſey.
_ Den Ziäſten hpeißten die Allerhöchſten hier anweſen-
den Herrſchaften auf der Pfaueninſel bei Potsdam.
Den 1. Novemöder behjuchten Höchſtdleſelben das
Monument der Königin im Garten von Charlotten-
burg. . Abends war bei dem Hoſfmar-
ſchall und Staatsminiſter, Grafen von der Golz, großer
Ball. Der Eingang der ſchônen Wohnung des Mialſters
war sehr geſchmackvoll und gläuzend etleughtet. .
. Gr.ſirrn beſuchten belde Majeſiäten die Univerſität,
und die Herrn Profeſſoren Rudolphi und Lichtenſtein hats
ten die Ehre, Höcbſtoieſelben In den Sälen der anatomt-
schen und zoologiſchen Muſeen zu begleiten,

_ Frankreich.
P artis, vom 22. October.
Mehrere Oificiece von verſchtedenem Range, nament-
lich der Adjuvanc des General Claujei, joilen am rgten
um 6 Uvyr früh verhaftet wocdven jeynu. Auch nach dem
_ General Claujel ſeiösſt, den man (n der Grzend von Bas-
youne vermuto.t, wurden Nachforſchuugen angeſteilt.
HDle in BUltry befindüuchen Raſſen haben dite Wälle

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Tagesblatt der



G eschi ch t k.

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der Stadt wieder mit Kanonen besetzt und der Dleirſt
wird ſeit elnigen Tagen mit mehr Strenge verſehen.
Das Hte Preußische Armercorps unter dem General
Tauenzien hat im Deparrement der Untern- Seine Can-
tonnirungs . Quartiere bezogen, und es müſſen deshait auf
jeden Franken der gewöhnlichen Auflagen noch 19 Cent.
bezahlt werden.
î Der Herzog von Angouleme iſt am 21sten um halb
9 Uhr in Lyon elngetroffen. : |
In der Sitzung der Pairs am z2äſten dleſes |ſi be-
ſchloſſen worden, daß dem Meonlteur auslchlieglich etn
Auszug tt dem Tagsprotocolle des Hauſes mitgetheilt
werden ſolle.
Man trifft Anſtalten, die Basreliefs vom Pallaſte_
des Corps legislatifs abzunehmen. .
Paris, vom 24. October.
Man hat jetzt die Büſte Bonapattes aus dem Hofe
des Hotel des Droits reunis, weggenommen, welche Im
Hintergrunde aufgeſtellt war, hat aber wieder dle lateimnte

„sche Unterſchrift ſltehen laſſen. Dies iſt nun das zwelte

§!ts.t daß die Büſte weggenommen wird, und dle Juns
chrift bleibt..

î Vorgeſtern Abend um 6 Uhr bellebten 5 oder 6 Ml-
litalrper onen In der Unlform der alten Garde, einen
Vorübergehenden, und zwangen ihn, Redensarten, welche
jeden guten Franzoſen kräuken mußten, anzuhören und
ſogar zu wiederholen.

T ou lo u ſe, vom 29. September.

Freltag Abends zwiſchen 6 und 7 Uhr führte elt
Detaſchement von Gendarmen, von Cyprien kommend,
einen Dies nach dem hieſigen Gefängniſſe. Der Pöbel
llef zuſammen und schrie Ihm nach: herunter mic den Fe
derirten, herunter mit den Räubern, ins Gefängniß mit
dieſem Föderirten. Als der Unglück'iche ſah, daß die Gee
ſeliſchaſt immer größer wurde, und drohend auf ihn ein-
drang, glaubte er derſelden ihren Irthum benehmen zu
müssen, er kehrte ſich alſo plötzlich um, und ſagte in set-

ner Provinzlalſprache mit ſichtbarem Unwillen: Um Goten.

tes Willen, metne Herren! laſſen Sie mich dsch in Ruhe,
ich bin kein Föderirter, fragen Sie dleſe Herren ( Gen-
durmen) hier, ich bin ein Dieb. Dieſe Worte machten,
daß der Irthum ſogleich verſchwand, und er Haufen zer-

Mrreute ſich,.

England.
London, vom 17. Oct.
Die Mlliz von Weſtminſter |ſt abgeſegelt, um den
Aufstand ver entlaſſenen Seeleute im Norden zu dämpfen.
Auch von Portsmuth ift zu demſelzen Zweck eine ECxpe-
diilon abgegangen.
Dir Porcupine (das Stachelſchwelu) und der Comus
 
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