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Tagesblatt der Geschichte — 1815

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No. 43 - No. 64 (Maerz)
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Neo. 48. Mittwoch,

namik. U

Vermiſchte Neuig keiten.

Nach Briefen aus Neapel, ſagt die Gazette de
France, findet zwischen dileſer Stadt und der Inſel Elba
ein lebhafter Briefwechſel ſtatt. Die Prinzeſſin Paullne
macht häufige Reiſen von Elba nach Neapel. ;

Öeffentliche Blätter verſichern, der Buchhändler
Cotta habe den ganzen litterariſchen Nachlaß des Prin-
zen de Lig n e um 10000 Franken gekauſtc.

Der Ldnig von Neapel ſoll die Abſieht haben,
seine Gemahlin zur Regentln des Königreichs zu ernen-
nen. st;

Schweden.

Wer dle geheinie Geſchichte des ſchwediſchen Hofes
kennt, welÿ, wie utelen Einfluß die verschiedenen Par-
theien unter dem bortigen Adel und vermöge derſelben,
Privat. Nelguug oder Feindſchaft und mannigfaltlge
Cinwürfung fremder Mächte auf die Individuen deſſel-

_ ben, au| die inneren und auswärtigen Verhältnisse des

Reichs gehabt haben. Um nicht der früheren Begeben-
heiten zu erwähnen, wo Rußland und Frankreich Mützen
î und Hüthe (so hießen die Parthelen) einander gegenüber

ſtellten, ſo weiß man, daß die Revolution von 1772,
welche Guſtav UI. größere Macht verschaffte, nur das
Werk einer Parthei unter dem Adel war, daß ſein Tod
1792 nur durch dle Beleldigung elniger der erſten Mit-
glieder deſſelben (dle er ohne Ursach verhaften ließ, um
die berüchtigte Slcherhelts,. und Verelntgungs - Akte zu
errichten, und wider Willen frei geben mußte, nachdem
er weder die Mitwürkung elnes der verſchledenen Regi-

' menter noch den Aufruhr des Volks wider ſie erregen

konnte) veranlaßt wurde, und daß der Adel Jelbſt unter
diesen nach unumſchränkter Gewalt ſtrebenden Könige,

vermöge selner seltenen Inconſequenz und sein Beſtreben,
die vornehmsten Familien um ſich zu ſehen, erhöheten
Einfluß erhielt, den er in den ſpäteren Ereignissen harmo-
nirend mit dem Volke immer mehr geltend zu machen
wußte. Er zog Volk und Militalr auf ſeine Seite, und
war des letzteren um so gewiſſer, da nie ein höherer Po-

ten als die Capltainſtelle an Bürgerliche vergeben wur-

de, bis dle durch die franzöſiſche Revolutlon zuerſt geweckte

HOppoſitlon derselben in dein Aufſtande, der Ferſens Tod

veranlaßte, entſcheldend hervortrat, und ſich In der
Schooniſchen und andern Unruhen der folgenden Jahre
gegen viele vornehme Famillen äußerte. Das Beiſpiel
der Norweger, welches dle im Januar 16810 vom Gra-
fen ie la Gardie in Anregung gebrachten Wünſche noch
mehr anſeüerte, da in dem Adel selöſt elne Spaitung
zwiſchen den vornehmsten alten Familien und den vielen
jüngeren Statt fand, welche mehr für das Volk waren,

esblatt der Geschichte.









E i . m. i.. 5

den sten März 1815.

I> SV R

> FI g 2

sür welches auch ein Theil des höheren Adels ſich erklärte,
trug viel dazu bei. Wie sehr übrtgens dte Regierung mit

den Ständen der Bürger und Bauern überetaſtimmt, zelege.
der Umſtand, daß der Reichstag nicht In Oerebro, ſondern
wieder in der volkreichen Hauptſtadt eröffuet iſt, beren

Bewohner in den lettten Jahren lebhaft angeregt worden
ſind. Daß man aber von der ariſtokratiſchen Parthei
unter dem zahirelchen mächtlgen und französiſch cultlvir-
ten Adel keine ſchwache Oppoſitlon erwarten dürfe, be-
welset die heftige Rede des Freiherrn Cederſtröm im Ja-
nuar 16810 und manche andere Ereigniſſe.

Von einer angebliche Verſchwörung, welche nach der
Morning Chronicle im vorigen Monate Statt fand,
iſt bisher nichts bekannt geworden. Glaubwürdige Nach-

richten melden vielmehr das Gegentheil, und Relſende -

aus Stockhelm wußten nichts von den Unruhen , welche
man in andern ſchiwediſchen Provinzen vor ihrer Ab-
reiſe vorgefallen glaubte. So wenig ſich Detaills über
einzelne Individuen zur Publicationen eignen , so iſt
doch bemerkenswerth, daß der Hr. v. Piper, cnicht
Graf Piper) AQuartiermelſter der Garde und Schwas
ger des Grafen Fadian Ferſen (eines Bruders des ermore-
deten Grafen Axel und der Oberhofmeiſterin der Köntlgin,
Gräfinn Piper, die durch den Aufstand beim Begräbniſſe
des Kronprinzen bekannt rourden), ein hoffnungsvoller
junger Mann, keineswegs nach einer wirklichen gefährli-
chen That öffentlich, ſondern vielmehr auf seinem Zlmmer
seinem Leben eln Ende gemacht hat. Es hat ſich nach-
her erwieſen, daß seine zerrüttete Finanzen an ſeinem
Tode Schuld waren. ;

Freilich iſt es gegründet daß General Adlerkreuz seinet
Poſten bei der Armee niedergelegt, und ihn dem durch
die Verhandlungen zu Moß bekannten General Björuſtier-

na abgetreten hat, allein wwan weiß wenigſiens nicht öfs-
fentlich eine politiſche Ursache davon anzuführen. Adlern

kreuz, der zugleich mit Feldmarſchall Eſſen im vorigen
Jahre ein Obſervationscorps gegen Norwegen comman-
dirte, iſt ſchon früher durch kühne Handlungen und küh-
ne Sprache bekannt geworden. Er war es, der dem ab-
geſeßten Könige Guſtav Adelph 1V. den Degen abzufor-
dern wagte, und bei der merkwürdigen zweiten Kronprinzen

wahl die in 2 Tagen für den Prinzen von Pontecorvo

entſchied, nachdem vorher unter mehreren andern ausländl-

ſchen Competenten zuerſt der Herzog von Auguſtenburg uuan
dann der Herzog von Oldenburg dle meiſten Stimmen er-

t hauts. eben ſo freimüthig redete als mancher gehane
atte.

Ö.. 1 'Eyzglapk.
~ Lord Caſtlereagß wird den 27. oder 28. Februar

in London erwartet.

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