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Tagesblatt der Geschichte — 1815

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No. 43 - No. 64 (Maerz)
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Tagesblatt der Geschichte.







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z No. 55. Sonnabend, den 1 sten März 1819. z

Ü.ci. ml Q F) D

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; Deutktſſchland.

Man ſagt, daß der öftreichiſche F. M. L. Baron
von Vacquant an die Stelle des Generals von Fr t-
mont, weicher den Oberbefehl in Itallen übernehmen
ſosl, als Gouverneur nach M a Inz kommen reird. Kom-
mendant dieser Feſtung Iſt bekanntlich der preuß. Oberſk
- von Krauſeneck. An preuß. Truppen ſtehn das 1ſte

und Hte Reserve: Regiment in Malnz.
_ Der Köuig von Württemberg hat das unterm
17. Februar d, J. erlaſſenie Kornscriptions- Ge ſ et
wieder zurügecknommen. Man vermauthet, dies ſey datum

geſchchen, weil jene Benennung durch den Mißbrauch,

den Napoleon und die Selnigen mit der Sache getrie-

î ben, zu gehäsſſig geworden, um damit jetzt vor dem er-

wartungs- und hoſſsnungsvosen Deatſchland aufzutreten.
: Dresden, vom 11. März. '
Hier gehen jetzt allerlei Schmähſchriften heimlich

von Hand zu Haud, worin mehrere ehrenwerthe Män-

ner, die ſich um die allgemeine Sache verdient gemacht
haben, mit den jchändilchſcen. Verläaumoungen verfolgt und
für ihre ächt- vaterlänriſche Geſinnuung auf das bitrerſte
verketzert werden. Auch die Geijtlichen entgehen dieſer
Verketzerung nicht, unter andern iſt ein wohlgeſinuter und
rechtſchaffner hies ger Prrviger auf das heſrlgſte durch eiue
Sch mähichrift darum augcgriff.en worden, weil er die hie-
ſige Landwehr eingeſeegnet und durch eine Rede für ihre
Pflicht zu begelſtern gesucht hat. :
:s Man lieſt jeßt elne auf solche Schmähſchriften ſich
bezi-hende „A pella tion an ein verehrliches Pu-
blikum,'’ worin das ſchändliche Verfahren jener Verläum-
der auselnander gesetzt wird.

England.

Lon do n, vom 7. März.

Der lange gereizte und unterdrückte Unwile des
Volkes gegen irgend eine Beſchränkung der Elnfuhr
des Getraides aus der Fremde iſt geſtern losgebro-
hen. .: ~
§ Um die Stunde, wo ſich das Parlament versammelt,
liefen mehrere Volkshaufen zusammen, deren Anzahl in
jedem Augenblicke wuchs, die gegen die Kornbill deklamtr-
ten, und auf die Mitglieder, die am meiſten für dieselbe
gesprochen, schimpften. Die Eingänge zu dem Parla-
mentshauſe hatte man ſtark durch Conſtabel besetzen iaſ-
ſen, um einen zu ſtarken Zudrang und Unordnungen zu
verhindern. Um 1 Uhr wurden die Thüren zu der Gal-

. <lerie geöfſnet, die In einem Augenbl:cke angefüllt waren.

Man verſchioß nun alle Thüren, die durch dle Weſtmin-
ſter - Halle zu dem Haule führen, und ſtellte an jede der-
ſelben ein ſtarkes Commando von Conſtabelt, - ſo daß nur



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der bedeckte Eingang, der Weftminſter-Abtel gegenüber, für
die Parlamentsglieder frei blieb. Der Pödel, der diet
Vorhalle und die Eingänge hatte verlaſſen müſſen, faßte

mun außerhalb des Hauſes Poſto. Unter demſelsen wa-

ren mehrere, welche die bedeutendſten Mitglieder beider
Häuſer recht gut kannten und ſie den andern zeigten.
wenn ſie herankamen, um in das Haus hineinzugeheus.–

Das iſt Lord Stanhope, ~ dieſer der Kanzler der Schatze
kammer — und bei lhrem Elntreten folgte ihnen höhuen-
des Geſchrei oder Beifalljauchzen, je nachdem ſie für oder
gegen die Kornbill geſtimmt. Das Geſchrei von Außene.
keine Kornbill! éonnte man deutlich Im Innern des Hau-
ſes vernehmen.. Eine geraume Zeit hincurch begnügte
man ſich mit diesen Beweiſen von Zufriedenhelt oder
Unzufriedenheit mit den Parlametutsgliedern, dann ſchrite_
man aber zu Exceſſen, man hielt ihre Wagen at, und

zwang ſie auszuſtengen, und mitten durch den gährenden

Haufen unter Hohngelächter und Zlſchen zu gehen. Jetzt

warb es nötchig, das Militair zur Hülfe zu rufen, denn

Verſchiedene hatte der Pöbel sehr hart behandelt, ſie ſoll-
ten ihre Namen sagen, und wie ſie geſtlmmt, oder ſtim-
men wollten, unter andern Herr Fitzgerald, Kanzler
der Irländiſchen Schatzkammer. Des Hrn. Crookers
Leben waro ernſthaft bedrohet, der Pöbel warf ſich auf .
einen Wagen, und da er ſetnen Namen nicht nenien
woite, so zerbrach er die Wagenthüren, ergriff ihn beim

Ausſ|tetgen beim Kragen und versetzte ihm verichiedene
Schläge; da er sich immer nech weigerte, ſich zu nennen,
ſo ertlärte der Pddel, daß er nicht lebendig ins Haus
kommen ſollte. Er würde auch der ſchimpflichſten Be-
handlung nichr entgangen, und vielleicht nicht mlt dem
Leden davon gekommen seyn, hätte ſich die Wurh des el-
nen Povelhaufens nicht gegen den andern gerichtet, in-
dem ſie über ihre Handelswelse nicht einig waren. Wäh-
rend diejes Streites gelang es dem Hrn. Crooker, nach
dem Caffrehauſje des Obderhaujes und von da nach dem
Unterhauſe zu entkommen. Der Bericht von der ihm
widerſahenen Mißhandlung, so wie des Herrn Fltgerald
und anderer Weltglieder au den Sprecher, bewirkten nutr
die bereits erwähnte Requiſition des Militairs. Dies
geschah ungesähr um 10 Uhr, und bald nachher besetzte
ein ſtarkes Torps von Cavalleriewache und einige Infan-

terle das Haus, und zerſtreuete mit Erfolg den Pöbel.

Es war aber unn16özlich, dem wüthenden Pöbel in
den Gegenden der Stadt, wo man (ihn nicht erwartet
hatte, Cinhalt zu thun, denn als er vom Militalr vom
Parlameutshauſe vertrieben war, ſchrie er: „„nach Robin-
sons, nach Lord Eldons, nach Lord Darnleys, nach Lord

Elienboroughs Hauje ! ‘’ und dahin ging nun der Strom.

Zwiſchen 10 und 11 Uhr kam er vor Lord Eldons Hauſe.
in Dedſord Square an. Se. Herrlichkelt war nicht zu
 
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