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Tagesblatt der Geschichte — 1815

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No. 23 - No. 42 (Februar)
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Tagesblatt der Geschichte.

t A







No. 3.4; Dounerſtag,

Or

~ aa. II 2

Vien, den roten Februar.

Nach eingegangenen ſehr glaubwürdigen Nachrichten iſt
nunmehr zwiſchen den auf dem Congreſſe anweſenten
Gesandtschaften der größern Mächte, in vollkommenem
Ciuverſtändniſſe eine Uebereinkuaft über die küuftlgen Be-
ſitungen der preußiſchen Mouarchie geſchloſſen worden.

Die Unterhandlungen ſind ſtets von dem Grund-
ſatze ausgegangen, daß P reuſien in Rücksicht auf Bevöl-
kerung, Einküuſte, Seibſtſtänd igkeit und Sicherhelt, we-
nigſtens wieder in einen eben ſo guten Zuſtand versetzt

werden müſſe, als derjenige war, worin es ſich zu An.

fange des Jahres 186053 befand. Di ies hâtte zunächſt da-

durch bewürkt werden können, daß Preußen wieder in

den Beſitz aller der Länder gescett worden wäre, welche

es in gedachtem Zeitpunkte beſaß. Dagegen aber erhoben

ſich unvermeidliche Schwierigkeiten.

. Es ſchien wünſchenswerth, -in Zelten, wo dle Elgen-
thümlichkeit des Volksgeiſtes sich faſt überall so kräftig
ad achtbar gezeigt hat, auch Polen, ſo welt es ohne
Verletzung der Rechte und Sicherhelt der benachbarten
“taaten möglich iſt, in eine der Entwickelung ſelter be-

ſondern Nazionalität günſtigere Lage zu bringen. Preu-

Hen hat nicht angeſtanden, diese wohlthätige Abſicht ſei-
nerſeits dadurch zu unterſtützen, daß es ſich gegen ange-
meſſene Entschädigung des Anspruches auf den Wiederbe-
ſitz derjenigen Thelle von Polen begeben hat, die nicht
ganz unentbehrlich ſind, um eine zweckmäßige Verbindung
gzwiſchen ſelnen übrigen ältern Staaaten zu bewäürken.
Demnach wird Preußen künftlg an ehemallgen polniſchen
Provinzen nur besißen :
1. Weſtpreußen und den Neßdiſtrict in den
Grenzen, welche ſie vom Jahre K; bis zurn Frieden zu
Tilſit hattenn.

2. Die Städte Danzig und Thorn; leßtere
mit einem nen beſtimmten Gebiete, welches den ehemall-



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m. Ô

den 16ten Äcbrzat. 1§ts.

gen elnspringenden Winkel zwiſchen Wektpreußen und dem
Thorn zuiächſtliegenden Theile des Nesdlſtricts ausfüllt,
3. Vom ehemaligen Groß- Polen denjen|gen Theil,

welchen dle Gewäſſer längs der Linie von der polniſche

blelbenden Stadt Wilczin an der Grenze des Netz-
Dlſtricts über Po widz, Sluvpce, Peiſern, Kaliſch,
Grabow, bis an dle ſchleſiſche Grenze in der Nähe der

Stadt Pitschen auf eine ſehr natürliche Art abſchneiden.
Kalisch mit ſelnem nächſten Umgebungen bleibt jedoch bet

Polen.
Dleſe Grenze besſr!edigt dlejenigen Anſprtiche, deren
ſich der Preußiſche Staat wegen ſselnes wichtlgſten Ins-

tereſſe nicht begeben konnte, indein ſie die durch den Verluſt

von Danzig, Thorn, dem Bromberger Kanal, und dem

Kulm- und Michelauſchen Krelſe zerrütteten innern Wirthe.
ſchafts- und Verwaltungs - Verhältniſſe Weſtpreußens,

und die grade Verbindung zwiſchen Preußen und Schl êe
ſten wiederherſtellt.

Der Handel ſämumtlicher Häfen in Of- und Weſte-
preußen erhält durch besondere Traktaten eine allen Thels
len günſtige Freiheit und Si cherheit.

Halireuth und Ansbach konnten nlcht zurückge-
nommen werden, ohne die innern Verhältniſſe des bater-

ſchen und ſelbſt zum Theil des würtembergſchen Staats

zu zerrütten, und bet der so sehr zerſtreuten Lage dieſer
Länder eine faſt unübersehbare Menge von Schwierigkel-
ten und Beſsorgniſſen aufzuregen. Preußen hat daher
nicht umhin gekonnt, der Ruhe Deutſchlands das koſtbare
Opfer dieſer ſchönen und wohlgeſinnten Provinzen gleich-

falls gegen voſſſtändige Entſchätigung zu bringen.

Endlich haben NRückſi<hten auf die um die Sache
Deutschlands so hoch verdienten auswärtigen Mächte ele-
nige Verbeſſerung der Verhältnisse der mit ihnen verbun-
denen deutſchen Häuser wünſchenswerth gemacht. Dleſe

Verbeſſerung kann der geographiſchen Lage nach haupt- t :
 
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