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Tagesblatt der Geschichte — 1815

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No. 23 - No. 42 (Februar)
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Lebenszeit, und haben ſie darum w?

Tagesblatt der r Geschichte.

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L ES U E IEC E.

No. z; Sonnabend, den 1sten Februar s15.

UTE IF v CFF FF

| Deutsch! and.
Ueber dle ſtändiſche Verfassung in Heſſen.
C(Beſchluß.)

Die adelichen und bürgerlichen Boten berathen in
abgesonder rten Kammern. Diese Trennung ſchelnt uns
aber her nicht ganz zweckinäßtg,. Denn was sie an an-
dern Ort U angemeſsen und gerecht achren heißt: eine völ-
lig ttt! ¡ithümliche, wohl und fest begründete Gewalt der
Gemeinen, der der Pi irs gegenüber, mußte bei der gan-
zei An rwordnuug wohl fchlen, wie ſie denn auch nur eine
und gleiche Stimme mit den Adelichen in Verwpllligung
der Steuern haben (und dles iſt viellelcht der Grund

varum die Beſteurung der Rittergüter in der neuen Ver-
m jura voraus entſchieden Iſt, obroohl dem Hinzu-

tr êten des Bauerliandes, überall eine angemeſſene Aus-

gleichung jeues Verhä .itniſſes folgen muß). Das Feſthalten

an lolche Trennuna würde vie Stände die durch den [
im Jahr 1806 eben dnrch die neue Schuld deren Zinsen

Horcschritt der gejellſchaztlichen Entwickelung ſich allmäh-
lig nahe gekommen siud, nur läuger künſtlich auseinan-
derhalten und scheiden was ſich ttre<dtlnges ſollte. Das
Land iſt dazu auch allzukleln und wird die Vermittelung
der widerſtrebenden Interessen dadurch natürlich er-
wert.

L Zu einem plenum kann der Wunſch elner Kammer
belde verſammeln.
hinter den Adelichen ſtehen, bis ihnen endlich, da die
Schulden aus dem ſiebenjährigen Kriege alzuviele und
lange Zusammenkünfte herseiſührten, erlaubr wurde ſich
hinter ihnen zu ſsetzer (Der Büärgermelſter von Kaſſel,
der als Vorſitzen der ſtädttichen Kammer anzuſchn iſt,
hat seinen Platz seitwärts des Erbmarſchalls).

Die Stätte ſchicken ihre Bürgermelſter ; ſie ſind von
der Bürgerſchaft gewählt und vom Lande sh rern beſtätigt
(iu Kaſſel iſt zur Stunde noch der proviſsriſch ernantite
Bürgerwmeilſter); so viel wir wiſſen, geſchieht beides auf
ver das friſche, neue
Vertrauen des Volks noch die bejondere Verantwortlich-
keit gegen öaſſelse zum Halt. Cine gleiche Unannehms-
lichkeit hat die Zuſammenberufung der Greben, die zudem

nicht auf freie Wahl soudern auf Vorſchlag des Amts-
U. e ihre Stelle einnezmen. Dogs» ſuid es melſt un-

abhängige, reiche Bauern, und unterji üg t von den

DVorſkehern, werden ſte die freie Stimme ſich erhalten,
H chcrall aber ſiud bei der Rechtlichkeit der Regierung feine

helmllchen, elugreifenden Schritte zu beſorven; näher dem
Herzen liegt für den Augenblick der Wunſch, es wäre
ſtatt des engeren Landtags zu welchem jeder der fünf
Sitrôme nur twenlge Deputirte ſchickt durch Berufuug ge-
sſammter Ritter- und Landſchaſt der aügemelue Landtag

entschleden sind, |

Die Bürgerlichen mußten darin dann

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vétfztg: melt worden. So lange waren Fürſt und Volk _
gauselnander gehalten; wie freudig, wie erweckend hätte ein

sol < er Verein lein müſſen, gleichſam der erneute Butrd
des Vaters mit seinen Kindern.

In den Steuern hat mit dem beſten Wlllen nlcht
ganz das alte Maaß zurückgeführt werden können, aber
nur else, uud dleſe vermindert, iſt von den weſtphäliſchen

Auvgaben beizehalten. Und wenn es auſfällt, daß in der-
ſelben Veror ;dnung, welche die Stände beruft, Gegenſtände

die ſo ganz von ihrer Beiſtimmung abhängen, definitiv
ſo muß entschuldigen, daß bei dem drin-

genden Stand der öffentlichen Sache, eine vorläufige
Beſtimmung doch bis zum Landtagsabſchtede gelten
mußte, selbſt für die noch niche genehmigten Steuern.
Diese ſind die Landessſchuldentilgungs- und dte zugelegte

CGruund -- Stever für die Schuld aus dem ſiebenjährigen

Kriege; denn iſt glelch letztere bereits im Jahr 1764 von
den Ständen bewilllgt worden, so hat sie doch mit Zu-
ſtimmung des Kurfürſten, der Gläubiger geworden war,

die Tilgungsfteuer zahlt, aufgehört. Keineswegs jedoch
ist im Lande die Metnung, als sei eine dieſer Abgaben
wirklich überfliſſig, wohl | anercannt, wie Preis und
Verhältniß aller Dinge geſtlegen; nur dahin dringt jeder

Wunſch, daß dle Erhöhung auch den Gehalten zu gute

komme, unter deren Bedrängniß gzumeiſt die niederen
Staatsdlener und das auf Friedensfuß gesetzte, Milltair
hart leiden. Es soll nicht sein daß die, welche ihre Kräfte dem
Vaterlande weihen, in Mangel und Ernledrigung allen
friſchen Muth verkümmern. Am betrübteſten geht es na-
türlich in Kaſſel wo das Maaß alles Bedarfs in kurzer
Zeit ſich so ganz geändert, und doch iſt schon vor 10 und
20 Jahren viel gerechte Klage und viel Verderbniß wegen
allzuktiapper Besoldung entſtanden. Um ſos eher und voll-
ſtändlger wird jetzt die Regierung, rie es faſt alle um
uns her im Vaterlande gethan,. di e Verbesserung ſich an-
gelegen sein laſſen. Dahln müſſe dle Elnnahme des Lan-
des reichen und jd em unerlöplichen Bedürfniß ſoll da
nicht Schatz und Nothpfennig entzogen ſein, wo für alle
Gefahr und Noth lo reicher Schatz und so berelte Hülfe
in den Herzen bewahrt iſt.

Der Landſturm iſt in den Kriegszeiten (Verorbnung
vom 2. März 1814) in der alterthümlichen, zeltgemä-
ßen Welse, wle in den andern guten deutſchen Ländern be-
fohlen worden. –~ Seitdem ſcheint weniger Eifer und
thätige Bemühung, von oben her, dafür gewesen zu seln,
als z. B. im nahverwandten Darmſk.dt ſich mit ſo rel-
chem Erfolge erwiesen. Wir haben dieſe Säumuniß ſo
mehr zu bedauern, wit je lebendigerer Freude und Rührig-

fkelt, hier aller Orten und besord:rs auf dem Lande, dle

Volksbewafſuung, in alcer kriegeriſcher Neigung ergriffea
 
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