Tagesblatt der Geschichte (1815)

; Basel, vom 18. Jali. ;
Selt elnlgen Tagen haben wtr in unserer Gegend
wieder zahlreiche Durchmäriche von öft.rreichiſchen Trup-
pen. Dle ganz! Relerve rückt In Frankreich ein. Dieſes
ſchelnt auch nicht überſlüfſig; bis jetzt hat ſich noch keine
einzige elſ=ſMſche Fceſtung ergeben
§ Die Armee des Erzherzogs Ferdinand |ſt jetzt Mei-

ter d.r ganzen Franche- Comte’ und Bourgogne; General
Fiimont ſolite am r7tin zu Lyon eturück.un. Ingzwilchen
iſt nicht zu läuanen, uud Cin wohner wie Soldaten ver-
hehlen e auch nicht, daß ſie die welße Fahne nur ge-
qzwungen auſpflanzen, uud belm erſten Anlaß wieder los-
zubrechen geneigt wären. Alſo iſt Vorsicht, und Nach]en-
dung von Verſtärkungen, kelneswrges unusthisnzen.

(Allgemeine Zeitung.)
Brüssel, vom 24. Juli.

Das Gerücht, daß ſich Conte uud Valenciennes er-
geben hätten, har ſich bls jetzt nicht beſtätigt.

Die Besatzung zu Lille beſteht aus 10,000 Mann,
melſtens Natlonalgarden. Es iſt daſelbſt von den begü-
terten Einwohnern eine außerordentliche Contribution er-
hoben worden, unter dem Vorgeben, daß diese Summe
nöthig sel, um zu verhlrdern, daß ſich die Allitrten Met-
fier von Lille machten. Die Summe iſt auch bald voll-
zähllg geweſen. Man welß nicht, was man von einer
ſolchen Maahßhregel denken ſoll, die auch von der Königl.

Regierung ſcheint gebilllgt zu sein. i ;

) Aus Dünrttirchen hat man den General.Polizel Com-

wuiſſalr verjagt, der ein wahrer Blutſauger war. ;
i _ (Hamburger Correlpoudent.)

~~ Englische Kriegsichlffe llegen bereits auf der Gle

ronde, unweit Bourdeaux. General Clauzel hat dle Stadt

in Belazerungsſtand ertlärr. Auf der andern Seite iſt

Lord Exmouths Geſchwater vor Marfeille angekommen,
und ſuchte, nach einem Bericht vom x1. Juli, nur einen

bequemen Landungsplak;,, um die Landtruppen, unter Ge-
neral Lowe, ſogleich auszuſchlsfen. U
i ; . (Bsrſenllſte.)

Bordeaux, vom 22. Jult. ;
Endlich hat General Clauzel ſich entschloſſen. Er
erkenut den Könlg vou Frankreich wleder an, und läßt

heute die weiße Fahne auf allen öffentlichen Gebäuden,

und auf den Kirchthürmen der Dörfer auſpflanzet;.
Der elfrigſte Diener des Köuigs kann ſich uichr beſſer

ausdrücken, als er es In ſelner Preflamation, vom 20ten

dleſes, gethan hann. î Gaz. de Fr.)
; . DHParls, vom 26. Jull.

Das Journal des débats enthält unter andern ei-
nen Auſſa.z, worin es ſich bitter darüber beklagt, daß dle
"Factlonen noch immer kein Ende nehmen wollen, nud
daß Emilſſäre das Land, besonders jenſelts der Loire, durch-
ftreifen und allerlei lügenhafte Gerüchte verdreiten,

„Und Bonaparte, (so führt es dileſe Emiſſäre
sragend eln), wo iſt er? Hat man ihn nicht an der Bar-
riere von Parts geſeheu ? Ilt er nicht an der Spltze der

Loire Armee ? Hat er ſich nicht in Dijan gezeigt? Häle
er ſich nicht in Bourdreaux verborgen? Mapoleon U,

kommt er nicht, auf den Armen selner Mutter getragen, an
der Spltze von 300,000 Veſtreichern an? Iſt es nlcht
wahr daß der Kalſer von Öeftreich unſern König |elt

einer Ankuuſt zu P r1s nicht gejehen hat? Wet) man

nicht, vaß er mit ſeinen Staaten drel franzöſiſche Provins

reren Veränderungen, welche bet der Verwaltung der |lu-

zen vereinigen will, Preußen vier, und England afle See-
häfen? Iſt es nicht klar, daß der König auf Frankreich
elnen unerträglichen Despsttsmus und etn eiſernes Joch
laſten laſſen will, indem er will, daß die Wahl- Collegten
vollzählig gemacht werden, und nur aus Etigenthümern
und Menſchen beſtehen sollen, deren Erziehung urid Glücks-
güter eine hinreichende Gewähr für die Liebe zur Ortnung,
und das JIutereſſe darbicten, welches Ke an der öffentlls
chen Sache nehmen?‘! .. Z1

„War nlcht dte Repräſentantenverſammlung, welche
Bonaparte zusammen bervfen, die, welche man behairen
mußte, und w es nicht klar, daß für das Barerland kein

Heil t[t auger dieſer Verſommiung, uad olzzre Bertrand,

Barrere, Felix Lepelletier, Durbach und Dumeolard ? /e
Man muy geſtehen, man hätte nie dieſes leßtere -

Factionsgeſchwätz jûr möglich gehalten, weun ulcht etns

unſerer Journale cs uns bekannt gemacht hätte. Wle
konnte man auch In d.r That auf einen solchen Auskag
von Frechheit und Unverichämthelt vorbereltet ſeyn ?

_ Dem König zu rathen, als Narionalrepräſentanten
diejenigen anzuerkennen, welche, gegen den Wuaſch der
ganzen Narion, aus allen Kräften den König vom Thron
und aus Frankreich verorängren! u. sf. w. –

ö Der König, Monuſieur und der Herzog von Berry

haben heut bei dem O |kreichiſchen Kaiser geſpeiſet.

Madame, die Herzogin von Augouleme, iſt diesen
Morgen br1 Dieppe geiandet: Ihre Königl. Hoh. sſchläfe
hie Nacht zu Rouen, uud wird morgen in Parls an-
ommen. j

Etne Deputation, von der Garniſon zu Straßburg
und den anderen franzöſiſchen. Corps tim Elſaß, iſt in
Parls angekommen, um dem Köntge dite Unterwerfung
der Truppen anzutragen. Die Garniſon von Srraßourg
je: ÑÑ ſtandhaft, den Platz den Verbündeten zu

érgebenn. Zz: :

Die Oeſtreichiſche Armee hat Bourgogne und das
Departement der Nievre iunen,. und iſt an den Ufern

der Loire angelangt. Ein Ruſſiſches Armee- Corps, so

wie ein Batleriſches, und Würtemsergiſches beovachten
ebenfalls die Loire- Armee, welche täglich durch Deſercion

geringer nurd. u
(Journal des debats.)

_ Man macht im Hotel Petit. Luxembourg Zube-
reitungen, um dajſelb+ dem Erz- Kanzler von Frautkreich,
Präſidenten der Pärvkammer, elne Wohnuug elnzurichten.

Die Preußtjche Garde, welche vor drel Tageu die
Revüe paſſirce, iſt 16000 Mann ſtark. Diete Truppen wußs
ten das vorige Jahr durch ihre genane Mannszucht die
Achtung der Frauzoſen ſich zu erwerben; hoffen wir alſo,
daß ſie dieſes Jahr das uähmliche Verdlenſt erndten werden,
ft zelchnen ſich auch durch Haitung und Schönheit der
eute aus. –~ - |

Seit der Nückkuust des Köatigs, hetßt es, haben dle
Verwaitungschete des Schatzes, des Minijſtertums des In-
nern, und anderer, ſehr viele Beamte wleder tn thre
Stellen eingesetzt, welche unter Bonapartes Herr chaſt
daraus verdrängt gewejſen waren. Man jpricht von me-
dlrekten Steuern Statt finden werden., j

Mr. Lavalette (btéher General- Poſtdirector, der m
16. Jult war arrecirt worden) hat ]chon mehrere Veryire