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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Koetschau, Karl: Am Beginne des II. Bandes unserer Zeitschrift
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0016

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Der Waffenkunde war von Anbeginn unter den verwandten historischen Fächern ein besonders
günstiges Geschick beschieden. Als vor wenig Jahren der Versuch gewagt wurde, sie als eine zur
Selbständigkeit berechtigte Wissenschaft mit viel verheissenden Entwickelungskeimen in das reiche
Gartenland geistiger Arbeit einzupflanzen, war der Boden, in dem sie geborgen wurde, ein schon in
seinen Anfängen kräftiger Verein. Die befördernden Mittel zum Wachsen bot ihr eine Zeitschrift, die
als einzige auf diesem Gebiete von vornherein den breitesten Wirkungskreis sich gesichert sah, und der
sorgsame Gärtner, der mit einem von der Liebe zur Sache geschärften Auge alle Vorgänge des Wachs-
tums beobachtete, mit sorglich pflegender Hand sie regelte und aus der Sonne eines warmen Herzens
Licht spendete, war ein Mann, den man wegen seiner zusammenfassenden und zu gesteigerter Entwicklung
führenden Thätigkeit als den Organisator der historischen Waffenkunde jetzt schon bezeichnen darf, und dem
einst die Geschichte dieses Wissenszweiges einen der Ehrenplätze zuerkennen muss: Wendelin Boeheim.
Nun ist der erste Sturm gekommen und hat an dem kräftig wachsenden Stamm gerüttelt: der
bisherige Leiter dieser Zeitschrift sieht sich gezwungen, anderen Händen sein Amt anzuvertrauen. Ich
brauche nicht zu sagen, wie sehr die Mitglieder des Vereins und die Leser dieser Zeitschrift den Ent-
schluss zu beklagen alle Ursache haben, jeder wird hierin mit mir eines Sinnes sein. Aber auch darin
weiss ich mich eins mit allen Freunden unserer Wissenschaft, dass, wenn wir schon der Klage keine Worte
leihen, doch dem herzlichsten Danke wärmsten Ausdruck geben dürfen. Der Herr Vorsitzende unseres
Vereins und bisherige Leiter seines Organs möge ihn sich gefallen lassen! Er ist wohl verdient in jahre-
langer, eifrigster Arbeit.
Man wird es mir leicht nachfühlen können, wie ich nur zaghaft und nach manchen Bedenken
mich entschloss, dem an mich ergangenen Rufe zu folgen. Ich würde es schliesslich doch nicht gethan
haben, wenn mir nicht mein verehrter Herr Vorgänger versichert hätte, trotz seines Rücktritts von leiten-
der Stelle noch alle Kraft der Zeitschrift nach Möglichkeit zu widmen. Ich würde es auch nicht haben
thun können, wenn nicht eine Reihe der anderen, schon bewährten Mitarbeiter, die mich kennen, mir
ihre Unterstützung von vornherein zugesagt hätten. Ihnen allen gebührt mein herzlichster Dank. Aber
es ist nötig, dass nicht nur einige der Vereinsmitglieder zur Arbeit bereit sind, es ist vielmehr zu
wünschen, dass möglichst alle mithelfen, auf der gesteckten Bahn zum Ziele vorzudringen. Der Weg ist
weit und nicht überall gleich gut zu begehen. Unverdrossene Ausdauer, engster Zusammenschluss aller
Kräfte wird die Schwierigkeiten überwinden helfen. Und so bitte ich denn alle die verehrten
Leser dieser Zeitschrift einzutreten in die Reihe derer, die die Waffe der Arbeit führen
für die Geschichte der Waffe.

Veste Koburg, im November 1899.

Dr. Karl Koetschau.
 
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