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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

DOI issue:
Heft 1
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Reimer, Paul: Die älteren Hinterladungsgeschütze, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0019

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i. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

5

1. solche, bei denen der Riickstoss der Kam-
mer von der Laffctierung aufgenommen wird,
und
2. solche, bei denen das Widerlager für die
Kammer konstruktiv mit dem Rohr ver-
bunden ist.
Geschütze der ersteren Art sind zumeist die
älteren. Das Rohr lag, durch eiserne Bänder fest-
gehalten, in einer hölzernen Lade, mit der cs seine
Erhöhung erhielt und die zugleich der Kammer als
Widerlager diente. Fig. i veranschaulicht diese

Denkmäler der Eiscngicsscrei überhaupt darstellen
dürften. Das Berliner Zeughaus besitzt an der-
artigen Stücken 2 Rohre und eine Kammer, die in-
dessen nicht zu einander gehören. Eins dieser
Rohre, sowie die Kammer sind in Fig. 2 und 3
wiedergegeben. Immerhin könnte der sehr breit
gehaltene, ebene Boden der Kammer auf eine Ver-
wendung dieser Geschütze ohne besondere Lafette,
nur mit einem Balkenlagcr hindcutcn, wobei das
Rohr vielleicht mit Pfählen und Stricken befestigt
und für die Kammer aus Pfählen und Bohlen ein



Construction an einem Geschütz des Berliner Zeug-
hauses, allerdings ist die Lafetticrung nach Zeich-
nungen nachgebildct. Auf die Lade ist hinten ein
Klotz aufgesetzt und durch seitliche, starke Winkel-
eisen befestigt, zwischen dieses Widerlager und die
Kammer werden zwei hölzerne Keile geschlagen,
die ohne Zweifel den bei der Leichtigkeit des Ge-

bcwegliches Widerlager geschaffen wurde. Diese
Verwendungsart scheint eine Abbildung1) aus der
1468 hergestellten Breslauer Prachthandschrift der
Werke des Jean Froissart zu bestätigen, welche die
Vermählung des Markgrafen Sigmund von Branden-
burg mit Maria von Ungarn darstcllt (1385). In
dem Zeltlager im Vordergründe liegen am Boden

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Fig. 4.


schosses verhältnismässig geringen Rückstoss aus-
halten konnten. Ganz ähnlich ist die Konstruktion
der jetzt ebenfalls im Berliner Zeughaus befindlichen,
von Essenwein1) abgebildeten 45 Kaliber langen
Kammerschlange, bei der zwei starke, senkrecht in
die Lade eingeschlagene eiserne Haken, die sich
noch gegen ein hölzernes Querstück lehnen, den
Rückstoss aufnehmen. Zu dieser Klasse sind auch
die verschiedentlich gefundenen gusseisernen Hinter-
lader zu rechnen, die zugleich wohl die ältesten
’) Essenwein, Quellen zur Geschichte der Feuerwaffen,
S. A. XXXI.

auf hölzernen Rollen mehrere Rohre, die ihrer
charakteristischen Form wegen unverkennbar dieser
Art angehören, während mehrere Kammern, sowie
eiserne Kugeln umherliegen. Die Verwendung einer
hölzernen Lade würde sich bei der augcnschein-
j liehen Schwere dieser Geschütze von selbst ver-
bieten. Erwähnt sei hierbei, dass selbst I Iauptstücke
unter Umständen aus zwei Teilen bestanden, an-
scheinend nur, um den Transport dieser schweren
Geschütze zu erleichtern, ähnlich wie heute bei den
auf Maultieren zu befördernden Gebirgsgeschiitzen.

) In E. Berner, Geschichte des prcussischen Staates.
 
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