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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

DOI issue:
Heft 1
DOI article:
Reimer, Paul: Die älteren Hinterladungsgeschütze, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0021

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I. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

7

Handhabe befinden sich entsprechend der Schwere
des Rohres hinten am Widerlager Ansätze zum
Untersetzen von Hebebäumen beim Richten.
Die Kammern der Kamrnerschiangen sind meist
cylindrisch oder schwach konisch, hinten am stärk-
sten, wohl alle haben einen, hier und da auch zwei
Henkel, oder auch Oesen mit Ringen zum leichteren
Handhaben. Das Zündloch befindet sich meist seit-
lich davon und bezeichnet den obersten Punkt der
richtig eingesetzten Kammer, so dass der Zielende
am Henkel vorbeisehen konnte. Einzelne Kammern,
besonders solche für geschlossene Kammergehäuse,
haben am unteren Teil des sonst ebenen Bodens
einen segmentförmigen Ansatz (s. Fig. 6 a), welcher

Rohrende passte und so eine Liderung konischer
Flächen entstand, wie sie ja auch später beim Zünd-
nadelgewehr und dem Armstrongschen Hinterlader
Verwendung gefunden hat. Hatte Kammer und
Rohr gleiches Kaliber, so musste das hintere Rohr-
ende zur Aufnahme des Liderungsansatzes der
Kammer eine entsprechende Ausdrehung haben,
wie sie auch Fig. 2 aufweist. Bei dem im Berliner
Zeughause befindlichen, in Fig. 1 wiedergegebenen
Rohr befindet sich indessen zwischen Liderungsansatz
und Seelen wand ein beträchtlicher Spielraum, der
kaum durch Abrosten des sonst recht gut erhaltenen
Rohres entstanden sein könnte. Man muss hier an-
nehmen, dass der Ansatz vor jedem Schuss mit



unter den horizontalen Keil greift und so das Her-
ausspringen der Kammer beim Schuss verhindert.
Die Bohrung der Kammer ist entsprechend den
mit fester Kammer versehenen Geschützen (z. B.
Mörsern) wesentlich enger als die Seele des Rohres,
es finden sich jedoch eine Anzahl, besonders guss-
eiserne Rohre, bei denen Kammer und Rohr gleiches
Kaliber haben. In diesem Falle dürfte auch das
Geschoss gleich in die Kammer geladen worden sein.
Das vordere Ende der Kammer ist verschieden ge-
staltet, je nach der Art, in welcher die Lösung der
Liderungsfrage herbeigeführt wurde. Am häufigsten
finden sich Kammern mit über die Vorderfläche
vorstehendem Liderungsansatz, der, aussen mitunter
schwach konisch, in den Rohrkörper eingreift
(s. Fig. 3). Leider sind nur wenige zueinander
gehörige Rohre und Kammern erhalten, aus denen
die Wirkungsweise der Liderung ersichtlich ist.
Meist waren wohl Kammer und Rohr so zusammen-
gearbeitct, dass dieser Ansatz saugend in das hintere

Lehm, gefettetem Werg oder dcrgl. umwickelt wurde,
eine Massnahme, die auch bei den genau gearbeite-
ten Stücken gelegentlich angewandt worden sein
dürfte. Ferner finden sich eine Anzahl Kammern,

die sich einfach vorne mehr oder weniger verjüngen
und so in die hinten etwas erweiterte Seele des
Rohres eingepresst wurden. Wenn man auch hier
die Verwendung von Werg etc. geradezu voraus-
setzen muss, so konnte trotzdem von einer auch
nur annähernden Liderung kaum die Rede sein. So
 
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