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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 1
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Boeheim, Wendelin: Einzelheiten in der Ausrüstung zum alten deutschen Gestech
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0024

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IO

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

II. Band.


Fig. i.

Schriftsteller lautlos hinweggehen.1) Wir können
darum sagen, dass sich in älteren Schriften kaum
ein Beleg für den Gegenstand wird finden lassen,
den wir heute näher berühren: Der Beschluss
der Ausrüstung eines Reiters zum Gestech,
durch Aufsetzen und Befestigen des schwe-
ren Stechhelms. In allen Bildwerken der Zeit,
dem «Freidal», den Turnierbüchern Hans Burgk -
mayr’s, Ostendorfers, den Einzelskizzen Hans
Baidung Grien’s aber finden sich über diese
schwierige Partie in der Ausrüstung, von der
die Aktionsfähigkeit, ja oft selbst das Leben
des «Stechers oder Stickers» abhing, und die
die ganze Tüchtigkeit und Erfahrung des
«Wappenmeisters» in Anspruch nahm, ent-
weder gar keine oder nur geringe und un-
verständliche Andeutungen.

der Ausrüstung alles angewendet, um den wichtig-
sten Teil des menschlichen Körpers: den Kopf
selbst bei einem Aufschläge auf den weichen Boden,
zu sichern.
Um diesen Zweck zu erreichen, war schon die
Form des Stechhelmes darauf eingerichtet. Letzterer
war nämlich so umfangreich, dass weder der Hals
noch aber irgend ein Teil des Kopfes bei auf-
gesetztem Helm mit diesem im Innern in Berührung
kamen. Der Kopf selbst war durch eine «Helm-

Unter allen von den Autoren verschwiegenen Vor-
kehrungen zählen auch jene, welche getroffen wurden,
um nach erfolgtem Anpralle, also dem Effekte, die
«vom Ross gesetzten» und zu Boden fallenden
Stecher möglichst noch im Falle aufzufangen. Diesen
eine grosse Gewandtheit und Geistesgegenwart er-
fordernden Dienst besorgten die «Grieswärtel», und
von ihnen hing es zumeist ab, dass durch den Fall
keine erheblichen Verwundungen verursacht wurden.
Dessungeachtet war dieser Augenblick für den Stecher
der allergefährlichste, und es wurde darum schon in

*) Ich bemerke, dass ich den Faselhans und Lügner Rüxner
und sein „Turnierbuch“ in die Quellenlitteratur nicht einbeziehe.

haube» aus dick mit Werg wattierter grober Lein-
wand geschützt, welche, damit sich selbe nicht ver-
rücken könne, teils durch Riemen, teils durch
Lederschnüre an den Helm geschnallt und gebunden
wurde. Von solchen Helmhauben sind in Origina-
lien nur mehr acht Stück vorhanden, sämtliche
in der kaiserl. Waffensammlung zu Wien, wohin sie
aus dem Schlosse Ambras in Tirol, zugleich mit
den zugehörenden Stechzeugen gelangt sind.
Wir beschreiben nun eine dieser Helmhauben,
die nach Ort und Zeit allerdings nicht eine und
dieselbe Form gehabt haben, aber doch in der
Hauptsache ähnlich gewesen sind. Sie bestand aus
einer an den Kopf enge anliegenden Haube, welche
 
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