Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde
— 2.1900-1902
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0026
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Heft 1
DOI Artikel:Boeheim, Wendelin: Einzelheiten in der Ausrüstung zum alten deutschen Gestech
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Zeitschrift für historische Waffenkunde.
II. Band.
noch den Hals bis zum Brustbeine bedeckte. Die-
selbe Hess durch einen Ausschnitt nur einen kleinen
Teil des Gesichtes, nämlich nur Augen und Nase frei.
Am Ober- wie am Unterrande dieser Oeffnung
waren querlaufende schmale Lederriemen derart be-
festigt, dass deren gleichlange Enden an den
Seiten herausragten.1) An vier, zuweilen auch nur
an drei Stellen des Scheitels, dann an vier Stellen
an den beiden Seiten waren Lederschnüre derart
angenäht, dass auch hier die gleichlangen Enden
der übrigens nicht selten auch an deutschen Stech-
helmen auftritt. Das Scheitelstück ist sehr schön ge-
kehlt. Die Helmwände mit gotisierenden Lochungen
und Durchbrechungen sind in geschweifter Linie
stark gegen den Hals eingezogen, wodurch sich er-
weist, dass der Helm zu den spätesten seiner Gattung
zählt und etwa um 1500 datiert. Wir sehen nun am
Scheitelstücke je drei mit Messing gefütterte Löcher-
paare und je zwei solcher an den beiden Helm-
wänden, (Fig. 2 und 3), ausserdem noch zwei länglich
Fig- 5-
Fig. 6.
frei wegflatterten. An den beiden Seiten, dem
Punkte der Schläfen waren überdies kleine mti Kuh-
haaren gefüllte Pölsterchen angebunden. (Fig. 1.)
Betrachten wir uns nun einen Stechhelm, zu
welchem Behufe wir einen solchen aus der wert-
vollen Sammlung Sr. Durchlaucht des Prinzen Ernst
zu Windisch-Graetz uns vor Augen stellen wollen.
Derselbe ist ungeachtet einer italianisirenden Plattner-
marke RN doch entschieden deutsch und nichts
gemahnt an italienische Formen, als das Helmthür-
lein an der rechten Helmwand, der «Luftgeber»,
*) Bei älteren Helmhauben laufen zuweilen auch zwei Leder-
riemen von der Stirne .aus.
geformte Spalten, deren Zweck uns nach Beschrei-
bung der Helmhaube sogleich verständlich wird, wenn
wir andere gleichzeitige Abbildungen zu Rate ziehen.
Wir bringen hier in drei getrennten Figuren
die Darstellungen einer getuschten Handzeichnung
Albrecht Dürers vom Jahre 1514 aus dem königl.
Kupferstichkabinete zu Berlin, die auch im IV. Hefte
von Fr. Lippmanns «Handzeichnungen A. Dürers»
erschienen ist.1) (Fig. 4, 5 und 6.)
J) Nach einem Lichtbilde, das uns Herr Direktor Fr. Lipp-
mann gütigst zugesandt hat, wofür wir hier unsern verbindlichsten
Dank aussprechen. Das Blatt stammt aus der Sammlung L6on
Bonnat in Paris.
Zeitschrift für historische Waffenkunde.
II. Band.
noch den Hals bis zum Brustbeine bedeckte. Die-
selbe Hess durch einen Ausschnitt nur einen kleinen
Teil des Gesichtes, nämlich nur Augen und Nase frei.
Am Ober- wie am Unterrande dieser Oeffnung
waren querlaufende schmale Lederriemen derart be-
festigt, dass deren gleichlange Enden an den
Seiten herausragten.1) An vier, zuweilen auch nur
an drei Stellen des Scheitels, dann an vier Stellen
an den beiden Seiten waren Lederschnüre derart
angenäht, dass auch hier die gleichlangen Enden
der übrigens nicht selten auch an deutschen Stech-
helmen auftritt. Das Scheitelstück ist sehr schön ge-
kehlt. Die Helmwände mit gotisierenden Lochungen
und Durchbrechungen sind in geschweifter Linie
stark gegen den Hals eingezogen, wodurch sich er-
weist, dass der Helm zu den spätesten seiner Gattung
zählt und etwa um 1500 datiert. Wir sehen nun am
Scheitelstücke je drei mit Messing gefütterte Löcher-
paare und je zwei solcher an den beiden Helm-
wänden, (Fig. 2 und 3), ausserdem noch zwei länglich
Fig- 5-
Fig. 6.
frei wegflatterten. An den beiden Seiten, dem
Punkte der Schläfen waren überdies kleine mti Kuh-
haaren gefüllte Pölsterchen angebunden. (Fig. 1.)
Betrachten wir uns nun einen Stechhelm, zu
welchem Behufe wir einen solchen aus der wert-
vollen Sammlung Sr. Durchlaucht des Prinzen Ernst
zu Windisch-Graetz uns vor Augen stellen wollen.
Derselbe ist ungeachtet einer italianisirenden Plattner-
marke RN doch entschieden deutsch und nichts
gemahnt an italienische Formen, als das Helmthür-
lein an der rechten Helmwand, der «Luftgeber»,
*) Bei älteren Helmhauben laufen zuweilen auch zwei Leder-
riemen von der Stirne .aus.
geformte Spalten, deren Zweck uns nach Beschrei-
bung der Helmhaube sogleich verständlich wird, wenn
wir andere gleichzeitige Abbildungen zu Rate ziehen.
Wir bringen hier in drei getrennten Figuren
die Darstellungen einer getuschten Handzeichnung
Albrecht Dürers vom Jahre 1514 aus dem königl.
Kupferstichkabinete zu Berlin, die auch im IV. Hefte
von Fr. Lippmanns «Handzeichnungen A. Dürers»
erschienen ist.1) (Fig. 4, 5 und 6.)
J) Nach einem Lichtbilde, das uns Herr Direktor Fr. Lipp-
mann gütigst zugesandt hat, wofür wir hier unsern verbindlichsten
Dank aussprechen. Das Blatt stammt aus der Sammlung L6on
Bonnat in Paris.