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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 1
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Sixl, P.: Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen, [9]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0028

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14

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

II. Band.

nuar 1388 enthält wiederholt die Bezeichnung «hant-
puhsen» zur Unterscheidung von anderen Feuer-
waffen; auch das Inventar von Vestenberg vom
6. März 1389 nennt neben einer Lotbüchse «groz
pühse schewst 6 @ bleis», «2 hantpühsen».1)
Weitere Angaben über Handfeuerwaffen und
der Zeit nach an diese Daten anschliessend enthält
eine Reihe von Inventarien-Verzeichnissen für die
Hauptschlösser des deutschen Ordens aus den Jahren
1370—1440, welche zum Zwecke der Uebergabe
derselben von abgehenden Komthuren, Vögten oder
Pflegern an ihre Nachfolger aufgesetzt und in einem
grossen Buche — dem sogenannten grossen Aemter-
oder Bestallungsbuche — vereinigt sind.2)
Für die einzelnen Aemter in der Marienburg
und den zum Gebiete von Marienburg unmittelbar
gehörigen Schlössern giebt es ähnliche Inventarien-
Verzeichnisse, welche in das «Marienburger Aemter-
buch»3) eingetragen sind; endlich sind noch er-
gänzende Inventarien zu nennen, welche bei Gelegen-
heit der Visitationen der Ordensämter von 1419 und
von 1437 aufwärts angefertigt und in dem grossen
Zinsbuche4) enthalten sind.
Ferner ist das Tresslerbuch5) anzuführen; dieses
war das Hauptbuch der Einnahmen und Ausgaben
des Hochmeisters, umfasst jedoch nur die Jahre von
1399—1409, wird aber teilweise ergänzt durch «das
neue Rechenbuch der Stadt Elbing von 1404—1414.°)
M. Toeppen hat vorzugsweise diese Quellen für
seine interessante Abhandlung: «Die ältesten Nach-
richten über das Geschützwesen in Preussen»7) be-
nützt; bei den folgenden Darlegungen werden zu-
meist die daselbst gegebenen Daten angeführt und
verwertet.
Die älteste Nachricht über Feuerwaffen enthält
ein Inventar vom Jahre 1374, welches in dem Ordens-
schlosse Leipe 2 Büchsen nachweist; im Jahre 1377
hatte Schwetz 2 Büchsen und in der wichtigen Grenz-
festung Ragnit waren im Jahre 1379 nebst anderen
Waffen 6 Büchsen.
Vom Jahre 1385 stammt folgende in einem
Aufgebote der Ordensmacht vorkommende Notiz:
«Königsberg das Haus soll führen 2 Büchsen, dazu
2 Schock Steine; desgleichen 2 Lotbüchsen, je
zur Büchse 200 Schüsse und Pulver genug.»8) ln
*) Die Chroniken d. deutschen Städte, 1.
3) Grosses Aemterbuch im Königsberger Archiv, A 15.
3) Marienburger Aemterbuch im Königsberger Archiv, A 31.
4) Grosses Zinsbuch im Königsberger Archiv, A 138.
5) Tresslerbuch im Königsberger Archiv, A 17. Im Jahre
1896 im Druck herausgegeben von Dr. Joachim, Archivrat in
Königsberg i. Pr., im Auszuge veröffentlicht von B. Engel, Land-
richter in Thorn; Zeitschrift f. hist. Waffenkunde I. H. 8 u. 9.
ü) Gleichzeitige Handschrift, erhalten im Konventschranke
des Archivs zu Elbing.
7) Archiv für die Offiziere der königl. preuss. Artillerie und
Ingenieur-Korps. Berlin 1868.
s) Fol. A, 186. Allerley Missive des Königsberger Archivs,
220b, ohne Zeitangabe, aber unmittelbar vor einem ähnlichen
Aufgebote von 1386 und von derselben Hand geschrieben.
(Toeppen 128.)

dem Hause Christburg sind in demselben Jahre
1 grosse Büchse, 1 kleine Steinbüchse und 2 Pfeil-
büchsen. Im Jahre 1389 hatte Memel 4 Lot- und
2 Steinbüchsen; im Jahre 1390 waren im Hause
Osterode 1 grosse Büchse, 3 kleine Büchsen und
2 Lotbüchsen; im Jahre 1392 in Königsberg 2 grosse
Büchsen, 5 kleine Steinbüchsen und 12 Lotbüchsen;
im Jahre 1393 im Ordens-FIaupthause Marienburg
53 Lotbüchsen und 2 Steinbüchsen. Im Jahre 1395
wurde auf einer Tagfahrt zu Marienburg u. a. fest-
gesetzt, dass «Thorn 2 lotbuxen und bly czu dem
gelote 2 stucke» und die Stadt Elbing «4 steyn-
buxsen und steyne und pulver daczu» von dem Hoch-
meister in Empfang nehmen sollten. Im Jahre 1396
hat Ragnit 14 Lot- und 2 Steinbüchsen; das Haus
Elbing konnte den Bürgern der Stadt 1 Mittel- und
3 kleine Büchsen leihen, und im Ordenshause Mewe
lagen 9 Lotbüchseii und 1 grosse Steinbüchse.
Im Jahre 1401 liess der Hochmeister Conrad
von Jungingen Kupfer und Zinn ankaufen und aus
diesem Material 6 Büchsen giessen, welche zusammen
15 Centner wogen; gleichzeitig werden 12 eiserne
Büchsen angefertigt.
Im Jahre 1403 werden 2 neue kleine Büchsen
gegossen, welehe zusammen 4 Centner 20 Pfund
wogen, deren jede aber aus 4 Stücken bestand; im
folgenden Jahre waren in Elbing 1 grosse Büchse,
1 Mittelbüchse, 1 kleine Steinbüchse und 1 Lot-
büchse. Von den Ordenshäusern im Culmerlande
hatte im Jahre 1405 Brateau 2 eiserne Lotbüchsen;
in demselben Jahre kaufte der Hochmeister 4 kupferne
Lotbüchsen, welche einzeln ein Gewicht von 48x/2
Pfund hatten.
Im Jahre 1409 goss der Büchsengiesser und
Büchsenschütze von Danzig, Werner auf dem Berge,
eine, «deine lange bochse», die jedoch n1/2 Centner
wog; in demselben Jahre goss der Glocken- und
Büchsengiesser, Heinrich Dümchen, 2 kleine Stein-
büchsen, jede von 2 Stücken, eine geschraubt (ge-
schruwet) mit 1 Pulvergehäuse, die anderen nicht
geschraubt, mit 3 Pulvergehäusen; in Bobrowniki
«waren 4 Lotbüchsen, 3 kleine Steinbüchsen, eine
geschraubt, die andere mit 2 und die dritte mit 3
Pulvergehäusen.»
Heinrich von Plauen übergab als Comthur zu
Schwetz, welches Amt er in den Jahren 1407—1410
bekleidete, im Jahre 1411 seinem Nachfolger 2 grosse
Steinbüchsen, 1 eiserne Steinbüchse, 2 kupferne
Steinbüchsen, 8 Flandbüchsen und 3 Tarrasbüchsen.
Es ist dies das erste Inventar, in welchem Hand-
büchsen erwähnt werden; nachdem in den Nürn-
berger Urkunden die Handbüchsen schon im Jahre
1388 Vorkommen, so erscheint dieser späte Zeitpunkt
auffallend und vermag nur dadurch eine Erklärung
zu finden, dass man annimmt, dass die Hand- und
auch die Tarrasbüchsen unter den Lotbüchsen auf-
gezählt wurden; in dem Inventar von Schwetz im
Jahre 1415 sowie im Jahre 1411 wurden die 5 Stein-
büchsen gezählt, allein anstatt der 8 Hand- und 3
 
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