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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 3
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Reimer, Paul: Das Geschützprobieren
DOI Artikel:
Ehrenthal, Max von: Genuesische Klingen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0088

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74

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

II. Band.

Grenze beim Probeschiessen mit erhöhter Ladung
um Weniges überschritten, so bilden sich, mag die
Metalldicke auch noch so gross sein, in der Scclen-
wand feine Risse t on zunächst nur geringer Tiefe,
die sich aber bei fortgesetzter, wenn auch geringerer
Beanspruchung immer mehr vertiefen und so sicher
zu einer Zerstörung des Rohres führen. Diese ge-
fährlichen Risse konnten bei der geschilderten Art
der Geschützprobe auch durch die Wasserprobe
nicht erkannt werden, es lag also in diesem Ver-
fahren nicht nur keine Gewähr, sondern eher eine
Gefahr für die Haltbarkeit der Rohre.
Die angedeuteten theoretischen Betrachtungen

im Verein mit der von Rodman und Uchatius be-
wiesenen Möglichkeit, den Gasdruck in jedem Teile
des Rohres zu messen, und den grossartigen Fort-
schritten auf dem Gebiete der Metalltechnik und
der Festigkeitslehre führten zu Geschützkonstruk-
tionen, welche, auf rationellen Berechnungen fussend,
in sich die Gewähr der Haltbarkeit gegenüber der
ihnen zu Grunde gelegten Beanspruchung bieten.
Wenn trotzdem jedes neu gefertigte Rohr heute
noch einer Schussprobe mit normaler Ladung unter-
worfen wird, so geschieht dies lediglich, um das
richtige Funktionieren der Verschlüsse und Lider-
ungen zu prüfen.



Genuesische Klingen.
Von M. von Ehrenthal in Dresden.
(Fortsetzung und Schluss.)

ehr häufig findet sich die Sichel-
marke an ungarischen Sä-
beln; der Absatz nach diesem
Lande scheint demnach ganz
besonders lebhaft gewesen zu
sein. Es geht dies auch noch
aus anderen Umständen her-
vor. Denn sicher ist es kein
Zufall, dass die genuesischen Klingenschmiede für
ihre Säbelklingen die ungarisch-kroatische Form an-
nahmen; vielmehr dürfte dabei das Handelsinteresse
ausschlaggebend mitgewirkt haben. Auch die öfters
auf Säbelklingen angebrachte Inschrift FRINGIA
(FRANGIA) deutet auf die Handelsverbindung der
Genuesen mit den Magyaren; denn das Wort be-
deutet jedenfalls Ferdinandus Rex (Hungariae) In
Germania Imperator Augustus und bezieht sich auf
Ferdinand I. (J* 1564), der infolge seiner Vermählung
mit Anna, der Tochter Wladislaws von Böhmen und
Ungarn, 1526 bezw. 1527 in beiden Ländern König
geworden war. Seine 37 jährige Regierung abertrug
das Signum fast ununterbrochener blutiger Kämpfe
mit den Türken, so dass es sehr erklärlich erscheint,
wenn auf Säbelklingen, die zum Teil wohl in seinem
persönlichen Aufträge von Genueser Fabrikanten
geliefert wurden und mit denen die Magyaren für
ihren König und ihre Freiheit kämpften, gleichsam
als Kampfdevise die Initialen des Herrschers ange-
bracht waren. Dass diese Devise auch nach dem
Tode des Königs bis weit ins 17. Jahrhundert hinein
auf Genueser Klingen vorkommt, rührt wohl daher,
dass die Bedeutung des Wortes im Laufe der Zeit
in Vergessenheit geraten war und dass man unter
Fringia-Klingen später überhaupt .solche von be-
sonders guter Qualität verstand, welche sich weit über

die Grenzen ihres Heimatlandes grosser Beliebtheit
erfreuten. So findet sich nach Szendrei in der
Aufnahme des Nachlasses Peter Zrinys vom Jahre
1672 ein Vermerk, in welchem der Beschreibung
eines Säbels die Worte hinzugefügt sind: Framea
cum ferro Fringiae Genuae. Es geht daraus hervor,
dass man das Wort Fringia zu jener Zeit thatsäch-
lich auf das Material bezog. Bemerkt sei hier, dass
die Deutung des Buchstaben F in dem Worte Fringia
auf Kaiser Friedrich III. uns deshalb unrichtig er-
scheint, weil der Genannte nach dem Tode von
Ladislaws Posthumus (1457), sowie auch nach dem
Ableben des Matthias Corvinus (1490) zwar An-
sprüche auf die Krone von Ungarn erhob, diesen
aber keine Geltung zu verschaffen vermochte. Ucber-
dies treten unseres Wissens die Fringia-Klingen erst
nach der Mitte des 16. Jahrhunderts auf. Noch
unwahrscheinlicher aber ist die Herleitung des Wortes
von «fränkisch» (vgl. Dr. W. Erbens Katalog des
k. und k. Heeresmuseums, S. 107); denn die Magya-
ren bezeichneten die Westeuropäer durchaus nicht
kurzweg als Franken, wie z. B. die Türken es thun,
sondern benannten die Völker des Westens nach
ihren Ländernamen, die Deutschen aber bekanntlich
als «Schwaben». Dass die Ungarn, wie schon er-
wähnt, Hauptabnehmer der genuesischen Klingen-
schmiede speziell in Bezug auf Säbelklingen gewesen
sind, hat uns im besonderen noch die Millenniums-
ausstellung vor Augen geführt. Dort waren eine
Menge Klingen mit der Sichelmarke und ungarischen
Gefässen, teils aus magyarischem Besitz, teils aus
anderen Sammlungen in der historischen Abteilung
vereint. Das vortreffliche Werk «Ungarische kriegs-
geschichtliche Denkmäler in der Millenniumsaus-
stellung 1896» von Dr. Johann Szendrei erwähnt
 
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