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Zeitschrift für historische Wafifenknnde.
II. Band.
kauft ain kleine haufnitz und aine kleine terraspüchsen,
jede auf ain gerüst, wegen bed 3 zent 32 1®.»
1473, Fol. 511 «von Enterichen Koppl kauft ain
kuphraine haufnitz und zwo klain terras wegen alle
drei 9 Centn, und 60 ®.»
«demselbenkoppleinumb zwo eisnein terras 24 ®.»
Fol. 53 «umb 8 zentn eisnein kugln zu terras-
puchsen.»
Fol. 54 «Cristian wagner umb 6 rad zu den
puchsen, haufnitz und terras.»
1477, Fol. 49 «herrn Hannsen Mulfelder seligen
wittib umb zwo kuphrain puchsen, ain haufnitz und
ain terras 42 ® dn.»
«umb modlstain allenhalben under die toer, kugln
zw terrassen zu giessen.»
1485, Fol. 19 «maister Wolfgangen puxnmaister
von ainer neuen terraspuxen zu giessen, hat in wag
7 zentn.» (7 Ztr. Kupfer, 70 ® Zinn).
1494, Fol. 7, Einnahme aus dem Bürgerrecht:
14 hakenpuxen, 2 terraspüchsen, 1 ubermachts armbst.
den Tarasbüchsen «auf Scheiben». Diese wurden
schon oben erwähnt und sind in Fig. 55 dargestellt.
Die Tarasbüchsen «auf zwei Rädern» sind hin-
gegen eine neue Erscheinung und für die Entwicke-
lung und Kriegsbrauchbarkeit der Feuerwaffen von
grosser Bedeutung, indem durch die Ausrüstung mit
hohen Rädern die Fortbringung auf besonderen
Wagen entbehrlich und die direkte Transportierung
mittels vorgespannter Pferde möglich wurde.
Derartige fahrbare Tarasbüchsen wurden nach
der Chronik von Diebold Schilling wiederholt ab-
gebildet.1) Fig. 56.
Die Abbildung zeigt eine grosse Lotbüchse,
welche in einen massiven Holzblock zur Hälfte ein-
gelassen und mit Metallbändern befestigt ist. Der
Holzblock, im rückwärtigen Teile verstärkt, endigt
in einen spitzen, bei einzelnen Darstellungen auch
verbreiterten, mit zwei Löchern versehenen Balken,
welcher bei schussbereiter Waffe am Boden aufsteht;
um nun die Pferde Vorspannen zu können, wurden
Fig. 56.
1498, Fol. 611 «an pfinztag vor sand Michelstag
hab ich kauft ain kleine eiserne terrespüchsen, 2 ® 6 dn.»
Die vorstehenden Daten geben ziemlichen Be-
scheid über die Tarasbüchsen in dieser Zeitperiode.
Dieselben stehen den Haufnitzen gegenüber,
waren fiir Blei- oder Eisenkugeln eingerichtet und
hatten mit einer einzigen Ausnahme 11/2—3 Zentner
Gewicht; interessant ist, dass in den Einnahmen aus
dem Bürgerrechte 2 Tarasbüchsen angeführt er-
scheinen. Das Gerüst, auf welches die Büchse auf-
gesetzt war, war in einzelnen Fällen fahrbar gemacht.
Aehnlich sind die Angaben aus dem Zeugregister
der Stadt Passau vom Jahre 14881), in demselben
werden genannt: «eine grosse Tarras auf zwei Rädern,
zwei Tarras auf Scheiben .. . eine Zeugtruhen mit
31 Klotzkugeln, überzogen mit Blei, für die Tarras.»
«Eine Tarras, eingefasst auf zwei Rädern, schiesst
grosse Klotzkugeln.»
«Auf dem St. Gilgenthor: Eine grosse Tarras,
gefasst und auf zwei Rädern unter dem Thor, schiesst
einen grossen Klotzen mit Blei überzogen.»
Es ist hier ein Unterschied gemacht zwischen
einer grossen Tarasbüchse «auf zwei Rädern» und
eine Deichsel und ein Drittel am rückwärtigen Balken-
ende befestigt.
Man verband in dieser Konstruktion die ver-
stärkte und weitere Wirkung der grossen Lotbüchse
mit der von der Kriegsführung verlangten Beweglich-
keit; man hatte die praktische Durchführung
von Prinzipien aufgenommen, aus welchen
ob ihrer entscheidenden Wichtigkeit das
heutige Feldgeschütz entstehen musste!
Der Name «Terras» findet sich noch in den
Zeugbüchern des Kaisers Maximilian I., und bezeichnet
daselbst Geschütze auf niederen Bocklafetten, die
sogenannten Halbschlangen.2)
Nach diesen Darlegungen kann man die vor-
handenen grossen und mittleren Lotbüchsen in den
einzelnen Zeitperioden dann als Tarasbüchsen be-
*) Emanuel v. Rodt: Geschichte des Bernerischen Kriegs-
wesens I, 86 u. T. I. Bern 1831. Fav£ giebt auf PI. 9, Fig. 1,
3 u. 4 dieselben Abbildungen nach einem Manuskripte von Schilling,
jedoch nach der Ausgabe von M. Massd: «Apergu historique sur
l’introduction de l'artillerie en Suisse.»
2) Wendelin Boeheim: Die Zeugbücher des Kaisers Maxi-
milian I. (Wir behalten uns vor, auf diese für die Waffenkunde
nnd das Kriegswesen ebenso wichtige wie interessante Publikation
später noch eingehend zurückzukommen.)
*) Würdinger II. 405.
Zeitschrift für historische Wafifenknnde.
II. Band.
kauft ain kleine haufnitz und aine kleine terraspüchsen,
jede auf ain gerüst, wegen bed 3 zent 32 1®.»
1473, Fol. 511 «von Enterichen Koppl kauft ain
kuphraine haufnitz und zwo klain terras wegen alle
drei 9 Centn, und 60 ®.»
«demselbenkoppleinumb zwo eisnein terras 24 ®.»
Fol. 53 «umb 8 zentn eisnein kugln zu terras-
puchsen.»
Fol. 54 «Cristian wagner umb 6 rad zu den
puchsen, haufnitz und terras.»
1477, Fol. 49 «herrn Hannsen Mulfelder seligen
wittib umb zwo kuphrain puchsen, ain haufnitz und
ain terras 42 ® dn.»
«umb modlstain allenhalben under die toer, kugln
zw terrassen zu giessen.»
1485, Fol. 19 «maister Wolfgangen puxnmaister
von ainer neuen terraspuxen zu giessen, hat in wag
7 zentn.» (7 Ztr. Kupfer, 70 ® Zinn).
1494, Fol. 7, Einnahme aus dem Bürgerrecht:
14 hakenpuxen, 2 terraspüchsen, 1 ubermachts armbst.
den Tarasbüchsen «auf Scheiben». Diese wurden
schon oben erwähnt und sind in Fig. 55 dargestellt.
Die Tarasbüchsen «auf zwei Rädern» sind hin-
gegen eine neue Erscheinung und für die Entwicke-
lung und Kriegsbrauchbarkeit der Feuerwaffen von
grosser Bedeutung, indem durch die Ausrüstung mit
hohen Rädern die Fortbringung auf besonderen
Wagen entbehrlich und die direkte Transportierung
mittels vorgespannter Pferde möglich wurde.
Derartige fahrbare Tarasbüchsen wurden nach
der Chronik von Diebold Schilling wiederholt ab-
gebildet.1) Fig. 56.
Die Abbildung zeigt eine grosse Lotbüchse,
welche in einen massiven Holzblock zur Hälfte ein-
gelassen und mit Metallbändern befestigt ist. Der
Holzblock, im rückwärtigen Teile verstärkt, endigt
in einen spitzen, bei einzelnen Darstellungen auch
verbreiterten, mit zwei Löchern versehenen Balken,
welcher bei schussbereiter Waffe am Boden aufsteht;
um nun die Pferde Vorspannen zu können, wurden
Fig. 56.
1498, Fol. 611 «an pfinztag vor sand Michelstag
hab ich kauft ain kleine eiserne terrespüchsen, 2 ® 6 dn.»
Die vorstehenden Daten geben ziemlichen Be-
scheid über die Tarasbüchsen in dieser Zeitperiode.
Dieselben stehen den Haufnitzen gegenüber,
waren fiir Blei- oder Eisenkugeln eingerichtet und
hatten mit einer einzigen Ausnahme 11/2—3 Zentner
Gewicht; interessant ist, dass in den Einnahmen aus
dem Bürgerrechte 2 Tarasbüchsen angeführt er-
scheinen. Das Gerüst, auf welches die Büchse auf-
gesetzt war, war in einzelnen Fällen fahrbar gemacht.
Aehnlich sind die Angaben aus dem Zeugregister
der Stadt Passau vom Jahre 14881), in demselben
werden genannt: «eine grosse Tarras auf zwei Rädern,
zwei Tarras auf Scheiben .. . eine Zeugtruhen mit
31 Klotzkugeln, überzogen mit Blei, für die Tarras.»
«Eine Tarras, eingefasst auf zwei Rädern, schiesst
grosse Klotzkugeln.»
«Auf dem St. Gilgenthor: Eine grosse Tarras,
gefasst und auf zwei Rädern unter dem Thor, schiesst
einen grossen Klotzen mit Blei überzogen.»
Es ist hier ein Unterschied gemacht zwischen
einer grossen Tarasbüchse «auf zwei Rädern» und
eine Deichsel und ein Drittel am rückwärtigen Balken-
ende befestigt.
Man verband in dieser Konstruktion die ver-
stärkte und weitere Wirkung der grossen Lotbüchse
mit der von der Kriegsführung verlangten Beweglich-
keit; man hatte die praktische Durchführung
von Prinzipien aufgenommen, aus welchen
ob ihrer entscheidenden Wichtigkeit das
heutige Feldgeschütz entstehen musste!
Der Name «Terras» findet sich noch in den
Zeugbüchern des Kaisers Maximilian I., und bezeichnet
daselbst Geschütze auf niederen Bocklafetten, die
sogenannten Halbschlangen.2)
Nach diesen Darlegungen kann man die vor-
handenen grossen und mittleren Lotbüchsen in den
einzelnen Zeitperioden dann als Tarasbüchsen be-
*) Emanuel v. Rodt: Geschichte des Bernerischen Kriegs-
wesens I, 86 u. T. I. Bern 1831. Fav£ giebt auf PI. 9, Fig. 1,
3 u. 4 dieselben Abbildungen nach einem Manuskripte von Schilling,
jedoch nach der Ausgabe von M. Massd: «Apergu historique sur
l’introduction de l'artillerie en Suisse.»
2) Wendelin Boeheim: Die Zeugbücher des Kaisers Maxi-
milian I. (Wir behalten uns vor, auf diese für die Waffenkunde
nnd das Kriegswesen ebenso wichtige wie interessante Publikation
später noch eingehend zurückzukommen.)
*) Würdinger II. 405.