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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 3
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0096

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82

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

II. Band.

Faltung des Visiers besteht aus fünf herausragenden
Streifen.
Die Erhaltung des Helmes ist gut, auch die Feder-
knöpfe etc. sind intakt, sowie Teile des inneren Leder-
bezuges noch erhalten. Eine Marke trägt der Helm nicht.
Der hohe Wert des Stückes besteht, wie gesagt,
vor allem in seiner vorzüglichen Form. Alles ist indi-
viduell gebildet, wie für das Gesicht des einstigen Trägers
eigens modelliert. Besonders Kinn- und Wangenpartie
sind von seltener Schönheit.
Ein Vergleich mit ähnlichen Exemplaren lässt die
Vorzüge unseres Helmes noch deutlicher erkennen: Ver-
wandt ist der zur Rüstung No. 867 im Bayerischen Na-
tionalmuseum gehörige Helm, aber er erscheint dagegen
kurzhalsig und gedrungen, auch wirkt das Metall trotz
seiner grösseren Schwere blechern. Ebenso bei einem
Helm im Germanischen Museum zu Nürnberg, den Essen-
wein unter No. 60 und 61 in seinem Kataloge abbildet.
Am nächsten noch kommt unserem Stücke der schöne
Helm der Sammlung Dr. v. Hefner-Altenecks zu München.
Als Entstehungszeit kommen die letzten Regierungs-
jahre Kaiser Maximilians in Betracht, etwa 1510—1520.
Hans Burgkmair hat auf seinem zweifarbigen Holzschnitt
von 1508 den Kaiser in einem ähnlichen Helme ab-
gebildet, die gleiche Form zeigt auch die Handzeich-
nung Dürers in Berlin, doch ist bei beiden Helmen das
Kinnreff nicht um die Rosette drehbar, sondern öffnet
sich in Scharnieren nach der Seite.
Das Stück wurde von Herrn E. Bassermann-Jordan
aus der Sammlung 0. Seitz in München erworben; die
Provenienz im übrigen ist unbekannt. Dr. E. B.-J.

Vom k. und k. Heeresmuseum in Wien. Im
Laufe des vergangenen Jahres wurden die umfangreichen
Sammlungen dieser Anstalt ansehnlich bereichert. An
Waffen wurden dem Museum zugewendet: Ein eisernes
Hinterladegeschützrohr mit Gabel (Schiffsgeschütz) aus
dem 15. oder 16. Jahrhundert; 2 Infanteriegewehre, 1 mexi-
kanisches Infanteriegewehr System Snider, 1 österreichischer
Repetier-Karabiner M. 95; 2 rumänische Säbel, je ein
Galadegen, Heiduckensäbel, Bajonett für die rumänische
Infanterie, Degenstock aus dem 18. Jahrhundert; eine
Ulanenpike. Besonders ergiebig war jedoch der Zuwachs
an Fahnen, welche teils von Truppenkörpern, teils von
weltlichen und geistlichen Behörden, Kirchen u’nd Klöstern,
sowie auch von Privatpersonen an das Heeresmuseum
eingesendet worden waren. Vom k. u. k. 52. Infanterie-
Regimente traf die von 1837 bis 1863 getragene Leibfahne
dieses Regimentes ein; das Militär-Stationskommando in
Triest wies dem Museum vier Infanteriefahnen aus der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, darunter drei zu,
welche von dem 22. Infanterie-Regimente getragen wor-
den waren; vom Kriegsministerium wurde gespendet die
Fahne des Depot-Bataillons des 5. Infanterie-Regimentes;
vom Chorherrenstifte in Klosterneuburg vier verschiedene
Fahnen aus dem 18. Jahrhundert, darunter eine grüne
österreichische Infanteriefahne nach der Vorschrift von
1743 und die um 1770 geweihte Leibfahne des 17. Infanterie-
Regimentes. Die Pfarrämter von Nagy-Kikinda und Vin-
kovce übergaben 2 Fahnen des 29. Infanterie-Regimentes,
beide im Gebrauche von etwa 1828 bis 1863, die eine
mit einem Bande vom Jahre 1805, dann Reste einer
Standarte aus dem theresianischen Zeitalter. Erzherzog
Friedrich schenkte eine Standarte, welche vermutlich

vom 3. Husaren-Regimente um 1737 getragen worden war;
Fürst Rudolf zu Liechtenstein spendete 4 Standarten von
den Liechtenstein-Dragonern mit den Standartenbändern
aus den Jahren 1832, 1841 und 1848; Fürst Edmund
Batthyäny-Strattmann eine Landsknechtfahne aus dem
16. Jahrhundert, 5 österreichische Infanteriefahnen, 4 Kü-
rassier-, 2 Dragonerstandarten, 5 kahle Standartenstangen,
sämtlich aus der Zeit des Kaisers Karl VI., dann
2 schwedisch-hessische Infanteriefahnen und eine Stan-
darte des französischen Dragoner-Regimentes Orleans,
Beutestücke aus dem österreichischen Erbfolgekriege.
Ausser diesen hier angeführten Objekten wurden die
Schätze des Heeresmuseums durch zahlreiche Spenden
an Medaillen, Orden, einer Fülle von Ausrüstungsgegen-
ständen für Mann und Pferd, Modellen, Büchern und
Bildern vermehrt, welche für die Kenntnis der Heeres-
geschichte von Wert sind.
Als ein besonders erfreuliches Zeichen dafür, dass
auch in den breiteren Volksschichten das Interesse für
die Aufgaben eines Heeresmuseums zu erwachen beginnt,
ist wohl der Umstand anzusehen, dass so viele «kleinere
Leute» ihr Scherflein zur Vermehrung der Sammlungen
beizutragen beginnen. Ist dieses auch mitunter nur eine
Degenkuppel, eine verschossene Lagermütze, welche vom
Aeltervater ererbt wurden, so liefert das Volk eben schon
dadurch, dass es derartige Kleinigkeiten in die Direktions-
kanzlei eines Museums anstatt zum Trödler trägt, den
Beweis, dass es den bildenden Einfluss einer derartigen
Anstalt — mag auch dieselbe für den Besuch sehr
ungünstig gelegen sein — recht wohl erkennt und zu
schätzen weiss. Dr. Poti er.

Auktion.1) In Wien gelangte im März unter der
Leitung des k. k. beeideten Schätzmeisters H. Cubasch
eine grössere Sammlung von Kunstgegenständen zur frei-
willigen Feilbietung, unter welchen sich auch eine Partie
vorwiegend morgenländischer Waffen befand. Es muss
bemerkt werden, dass auch in diesem Falle leider der
Anktionskatalog wieder nach der herkömmlichen Schab-
lone gearbeitet war. Wiederholt schon hatten wir darauf
hingewiesen, dass es dem Sammler nicht genügt, wenn
er im Katalog liest: Hellebarte, langer Dolch, Reiter-
pistole etc. Dass dieser Degen, dieses Pulverhorn, welche
da an der Wand hängen, kein Kasten, kein Humpen ist,
das sagt dem oberflächlichsten Beschauer ein flüchtiger
Blick auf die ausgestellten Gegenstände, dazu braucht
man keinen Katalog. Für den Kunstfreund, besonders
für den auswärts befindlichen, hat nur eine gewissenhafte
Beschreibung der feilgebotenen Objekte Wert; das Weshalb
brauchen wir hier nicht neuerdings wieder auseinander zu
setzen; diese Beschreibung zu geben ist eben die Aufgabe
eines guten Kataloges.
Auch einige Irrtümer des Kataloges seien hier richtig
gestellt. Die fachliche Bezeichnung für diejenige Waffe,
welche unter der Nr. 652 als ein Yatagan mit einer un-
gewöhnlich langen, geraden Klinge angeführt wurde, ist
die einer Flissa aus dem nordwestlichen Afrika; die unter
Nr. 673—674 angeführten und angeblich aus dem Himalaya
stammenden indischen Kurzschwerter waren nichts anderes,
als tscherkessische Kinshals.

*) Mit Rücksicht auf die vorgeschrittene Zeit war es nicht
mehr möglich, diesen Bericht im 2. Hefte der Zeitschrift zum Ab-
drucke zu bringen. Die Schriftleitung.
 
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