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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 3
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0098

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84

Zeitschrift für historische Waffenkande.

II. Band.

Die Totenbeschau ergab folgendes Bild: Der mör-
derische Stahl war bei der vierten Rippe in den Körper
eingedrungen und hatte diese gebrochen. Dann hatte
die Waffe die Lunge und den Herzbeutel durchstochen
und war in die linke Herzkammer eingedrungen. Die
8,5 cm lange Stichwunde hatte eine starke innere Blutung
hervorgerufen, welche den Tod nach sich zog.
Von welcher Art war nun die Mordwaffe, welche
eine so unscheinbare Wunde erzeugt hatte, dass man
erst an einen Nervenchoc dachte, dass man anfänglich
dem Mörder gar nicht nachsetzte? Nach dem «Journal
de Gen£ve» war es eine dreikantige, 93 mm lange
Feile, deren Seitenflächen etwa je 3 mm an der Basis
massen.
Und nun frage ich: Ist der Unterschied zwischen
diesem dürftigen, aus sprödem Feilenstahl zurecht ge-
schliffenen Stilette in Lucchenis Faust und unseren kräf-
tigen Nadeln ein so grosser, um die Möglichkeit, dass
letztere unter Umständen vorzügliche Meuchlerwaffen ab-
geben könnten, als absurd, als gar so romantisch er-
scheinen zu lassen? Dr. Potier.

Zur Geschichte der Burgunderbeute hat G.Tobler
im «Anzeiger für schweizer. Altertumskunde» 1900 einen
interessanten Beitrag geliefert durch Abdruck der Ver-
handlungen, welche — im bernischen Staatsarchiv auf-
bewahrt — dazu führen sollten, die in alle Welt zer-
streute Burgunderbeute wieder zusammenzubringen und
sie dann zu gleichen Teilen unter die Mitkämpfer in
Geld oder Gut wieder zu verteilen. In dieser Korrespon-
denz werden neben anderen interessanten Dingen auch
mancherlei Waffen u. dgl. erwähnt.
Neben «silbrin löffeln, guldin ketten, silbrin schalen,
köstlich edelgesteins, buecher, gülden tuecher, tuoch (aller
färben), zinnschüsseln, tischlaken, ledrin fleschli, erin
(ehernen) hefeli, modelisen, strel (Kämmen), schribzug
u. s. w.» begegnen wir da vielen Kostümstücken,
wie «farbigen puret und piret (Baretten), rocken aller
färben, mänteln, kappenzipfein (Gugelmützen), schuoch
(Schuhen), hosen, hentschuch, kragen, vil sidin roeck,
1 langen swartzen gefütreten rock, zwechelen (Leinen-
tüchern), zwilchen wamsel, 1 alt sidin wamsel, 1 keppli
(Kappe), hüten, 1 tüfelgewand, 1 rock mit einer welschen
kappen und sidin roeck der herzogin von Safoy, sowie
26 Kleider, so zuo Murten unter des herzogen (von
Burgund) zaelt funden und in seck gestossen und von
dannen getragen wurden. ... Auch köstlich edelgesteins,
des Burgundischen herzogs bettbuoch, den orden des
Burgundischen herzogen . . . der luter gold si . . . ein
köstlich kleinot... ob 2000 gülden wert (Diamant) u. s. w.»
Einer trug seine Beute «800 stück golds oder silber un-
geverlich» in einem «Kocher» fort.

Von Schutzwaffen werden erwähnt «schilt, helmlin,
isenhuet, harnesch, küris, kreps, pantzerermel, kragen,
blechhantschuh, elbogen (-kacheln), pantzer.» Daneben
erscheinen «1 lidirn kurset (die ledernen Wämmser, die
man über der Eisenrüstung trug), 1 kreps, x kragen,
2 stifel, 1 isenhuot, 1 pfawenwedel (Helm- oder Pferde-
busch), paner und venlinen».
Unter den Angriffwaffen: «swert, swertle, lang-
messer, scheidmesser, breit bimesser, degen und messer.»
Unter den Schusswaffen finden wir «handbogen,
1 armbrust, 1 winden, bogen, pfile, pfilisen, grosse isen-
büchsen und 1 hantbüchs».
Unter dem Reitzeug begegnen wir: «biss (Pferde-
gebissen), soumbiss, zoum, biss und leder, ungersche
riemen, rott riemen, halfteren, komet, sattel und sporen».
R. Forrer.

Jelmän. In meiner «Entwickelungsgeschichte der
alten Trutzwaffen» sage ich S. 240: «In Russland finden
sich die orientalischen, meist aus Griechenland einge-
fuhrten Krummschwerter unter dem angeblich aus dem
Tatarischen genommenen Namen jelmän.» Diese Be-
merkung ist unrichtig und beruht auf dem Missverständnis
einer Angabe in des Staatsrates von Lenz ausgezeich-
netem Kataloge der Waffensammlung des Grafen Schere-
metew. Nicht das Krummschwert wird in der russischen
Sprache mit dem Worte jelmän bezeichuet, sondern die
an orientalischen Krummschwertem sehr häufige, breite,
zweischneidige, an der Rückseite eckig eingezogene
Spitze, wie deren auch in Westeuropa vom 13. Jahr-
hundert an nicht selten Vorkommen (Fanchon, badelaire,
Malchus u. s. w.). — Ich beeile mich, auf dies Miss-
verständnis aufmerksam zu machen, damit es nicht fort-
wuchere und damit ich Herrn von Lenz gerecht werde.
Max Jähns.

Alamannisches Kriegergrab. Bei Stützheim,
11 Kilometer von Strassburg, wo ich Mai und Juni 1900
eine prähistorische Ansiedlung mit intakt erhaltenen Keller-
gruben ausgegraben habe, fand ich bei diesen Arbeiten
einen alamannischen Begräbnisplatz mit Männer- und
Frauengräbem. Eines der ersteren war ein Kriegergrab.
Der Tote trug als einzige Waffe einen schräg über den
Unterleib gelegten eisernen Scramasax von 45 cm Länge.
Der Sax schien in zwei Oesen hoch am Gürtel gehängt
zu haben. Dabei lag ein Feuerstahl und ein doppel-
seitiger Beinkamm. Im Kopfe trug der Tote eine z. T.
vernarbte alte Hiebwunde. R. Forrer.

Berichtigung. Auf S. 29 des vorigen Heftes muss
es unter der Abbildung natürlich anstatt Bruchstück
«Bruststück» heissen.
 
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