Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde
— 2.1900-1902
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0153
DOI Heft:
Heft 5
DOI Artikel:Thierbach: Die ältesten Radschlösser deutscher Sammlungen
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5. Heft.
Zeitschrift für historische Waffenkunde.
139
Für das Fussvolk, welches damals sich die Waffen
selbst anschaffen musste und danach angeworben
wurde, war das Radschloss zu teuer und genügte
für dieses auch das Luntengewehr. Man findet
daher Radschlossgewehre nur als Jagd- und Scheiben-
gewehre — als Luxuswaffen — in den Sammlungen.
An Scheibenbüchsen bevorzugte man das Radschloss
noch bis weit in das 18. Jahrh. hinein, besonders
in Süddeutschland, wegen des ruhigen, das Auge
nicht störenden Ganges desselben beim Abdrücken.
Das noch vielfache Vorkommen einzelner Rad-
schlösser, ohne Gewehre, erklärt sich dadurch, dass
kaum dass man die Schönheit der Arbeit erkannte
und würdigte.
Das dem Verfasser sicher als älteste bekannte
Radschloss befindet sich an einem Gewehre in der
fürstlichen Sammlung auf Schloss Osterstein bei
Gera. Es trägt die Jahreszahl 1541 auf dem
Schlosse und zwar auf der Pfanne; ausserdem
auf dem Schlossbleche das Monogramm J. V., da-
zwischen die Beschaumarke. Fig. 1 zeigt dieses
Schloss in 1/2 der natürlichen Grösse. Die eigen-
tümliche gerade Form des Hahnes erinnert an die
des Luntenschnapp- oder Schwammschlosses; ausser-
np/'sss'flB Ifil'll'li I I i 1 i ; 1 ! 1 mCi-'ini'n
Fig. 2 a.
npn ssstab um_i_1_1_
Fig.
die Herstellung eines solchen Schlosses als zunft-
mässige Probearbeit des Büchsenmacher-Handwerks
noch lange Zeit galt.
Aus dem Obigen geht hervor, dass man die
ältesten Schlösser dieser Art nur in Deutschland zu
suchen hat. Der Verfasser hat alle grösseren und auch
die meisten kleineren und Privat-Sammlungen Deutsch-
lands, Oesterreichs und der Schweiz besucht, um den
Entwicklungsgang der Handfeuerwaffen festzustellen.
Wie wenig ältere Radschlösser hat derselbe aber
dabei gefunden! Möglich, dass man dieselben nach
ihrer Vervollkommnung durch neuere ersetzt, oder
auch, dass man sie nicht beachtet hat und verfallen
liess. Wie kurze Zeit erst werden alte Waffen ge-
schätzt und wird die Geschichte derselben studiert;
i 1 I I 1 10 OtNJ IMf T£ q
2b.
dem kennzeichnet sich das Alter in der Form der
Schraubenköpfe, welche vierseitig, mit demselben
Schlüssel zu bewegen sind, welcher zum Spannen
des Rades wie der Hahnschraube passt.1) Ferner
ist eine Sicherung des gespannten Schlosses ange-
bracht, indem der Abzug mit einem Fusse durch
das Schlossblech hindurchreicht und äusserlich ein
im Scharnier beweglicher Hebel sich mit seiner Kopf-
seite vor den Fuss legen lässt, so dass er und somit
*) Es muss hierbei bemerkt werden, dass zur Grundlage
der hier gebrachten Zeichnungen Lichtbilder von den Nach-
bildungen der Originale gefertigt sind, zu welchen nicht das
alte, originale Gewinde der Schrauben verwendet werden
konnte, weil das betreffende Werkzeug dazu fehlte. Besonders
an der Hahnschraube ist dies auffällig.
Zeitschrift für historische Waffenkunde.
139
Für das Fussvolk, welches damals sich die Waffen
selbst anschaffen musste und danach angeworben
wurde, war das Radschloss zu teuer und genügte
für dieses auch das Luntengewehr. Man findet
daher Radschlossgewehre nur als Jagd- und Scheiben-
gewehre — als Luxuswaffen — in den Sammlungen.
An Scheibenbüchsen bevorzugte man das Radschloss
noch bis weit in das 18. Jahrh. hinein, besonders
in Süddeutschland, wegen des ruhigen, das Auge
nicht störenden Ganges desselben beim Abdrücken.
Das noch vielfache Vorkommen einzelner Rad-
schlösser, ohne Gewehre, erklärt sich dadurch, dass
kaum dass man die Schönheit der Arbeit erkannte
und würdigte.
Das dem Verfasser sicher als älteste bekannte
Radschloss befindet sich an einem Gewehre in der
fürstlichen Sammlung auf Schloss Osterstein bei
Gera. Es trägt die Jahreszahl 1541 auf dem
Schlosse und zwar auf der Pfanne; ausserdem
auf dem Schlossbleche das Monogramm J. V., da-
zwischen die Beschaumarke. Fig. 1 zeigt dieses
Schloss in 1/2 der natürlichen Grösse. Die eigen-
tümliche gerade Form des Hahnes erinnert an die
des Luntenschnapp- oder Schwammschlosses; ausser-
np/'sss'flB Ifil'll'li I I i 1 i ; 1 ! 1 mCi-'ini'n
Fig. 2 a.
npn ssstab um_i_1_1_
Fig.
die Herstellung eines solchen Schlosses als zunft-
mässige Probearbeit des Büchsenmacher-Handwerks
noch lange Zeit galt.
Aus dem Obigen geht hervor, dass man die
ältesten Schlösser dieser Art nur in Deutschland zu
suchen hat. Der Verfasser hat alle grösseren und auch
die meisten kleineren und Privat-Sammlungen Deutsch-
lands, Oesterreichs und der Schweiz besucht, um den
Entwicklungsgang der Handfeuerwaffen festzustellen.
Wie wenig ältere Radschlösser hat derselbe aber
dabei gefunden! Möglich, dass man dieselben nach
ihrer Vervollkommnung durch neuere ersetzt, oder
auch, dass man sie nicht beachtet hat und verfallen
liess. Wie kurze Zeit erst werden alte Waffen ge-
schätzt und wird die Geschichte derselben studiert;
i 1 I I 1 10 OtNJ IMf T£ q
2b.
dem kennzeichnet sich das Alter in der Form der
Schraubenköpfe, welche vierseitig, mit demselben
Schlüssel zu bewegen sind, welcher zum Spannen
des Rades wie der Hahnschraube passt.1) Ferner
ist eine Sicherung des gespannten Schlosses ange-
bracht, indem der Abzug mit einem Fusse durch
das Schlossblech hindurchreicht und äusserlich ein
im Scharnier beweglicher Hebel sich mit seiner Kopf-
seite vor den Fuss legen lässt, so dass er und somit
*) Es muss hierbei bemerkt werden, dass zur Grundlage
der hier gebrachten Zeichnungen Lichtbilder von den Nach-
bildungen der Originale gefertigt sind, zu welchen nicht das
alte, originale Gewinde der Schrauben verwendet werden
konnte, weil das betreffende Werkzeug dazu fehlte. Besonders
an der Hahnschraube ist dies auffällig.