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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 5
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Lenc, Ėduard Ėduardovič: Mitteilungen aus der Renaissance-Abteilung der Kaiserlichen Eremitage zu St. Petersburg, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0171

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5. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

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gewandte Stechhelm mit der Lilie als Zimier und
den Buchstaben F. S. an den Seiten, daneben das
geteilte Nürnberger Wappen. Es ist zu beachten,
dass über der hier abgebildeten Meistermarke auf
dem rechten Diechling vier, über der des linken
sechs in horizontaler Linie liegende Punkte ein-
geschlagen sind, eine Beigabe, die wohl kaum
zufällig genannt werden kann und deren Vor-
kommen auf anderen mit dem-
selben Zeichen des unbekannten
Meisters versehenen Arbeiten
festgestellt zu werden verdiente.
(Fig. 3-)
Die Randauszierungen des
Harnisches bildet schwungvoll


Zeichnung nach zu urteilen, wohl kaum als Reichs-
adler aufgefasst werden kann.
Ueber die Provenienz des Harnisches, der die Ka-
talognummer I. 523 trägt, ist leider nur bekannt, dass
er aus dem Bestände der Sammlung des ehemaligen
kais. russischen Gesandten in Wien Tatischtschew,
in den Besitz des Kaisers Nikolaus I. über-
ging. Abgebildet findet sich die Rüstung in dem
Prachtwerke «Musee de Zarskoe-
Selo von Gille und Rockstuhl»,
pl. 145, woselbst der Harnisch
dem Erzherzog Karl von
Steiermark zugeschrieben
wird. Es geschieht dies wohl
kaum mit Berechtigung, denn



Fig-, 4.

gezeichnetes Rankenwerk in Schwarzätzung auf
ausgespartem Tupfgrund; Spuren von Vergoldung
lassen sich nirgends nachweisen. Auf dem Strei-
fen am oberen Brustrande ist ein Gigantenkampf
dargestellt, bei dessen Ausführung dem Aetzmaler
augenscheinlich ein Stich eines der Nürnberger
Kleinmeister als Vorlage gedient hat; entschieden
misslungen ist dem Meister die im Verhältnis zu
den übrigen Gestalten zu klein geratene Reiterfigur
in der Mitte des Bildes. (Fig. 4.) Am Rücken
sehen wir zwischen Ranken zwei in Schnörkel aus-
laufende Hirschfiguren und eine bizarre Vogelgestalt
mit überlangem Halse, am Plarnischkragen einen
doppelköpfigen Vogel, welcher, der unheraldischen

wenn beim Ableben Siebenbürgers der Erzher-
zog Karl auch bereits im 24. Lebensjahre stand, so
lässt sich doch kaum annehmen, dass dieser der
Besteller oder erste Besitzer des fraglichen Stückes
gewesen ist. Abgesehen selbst von der auffallenden
Aehnlichkcit mit dem um 1533 geschlagenen Har-
nisch des Conrad von Bemelberg, kann dieses
Werk Siebenbürgers nach seinen typischen Formen
wohl nicht später als um 1540 entstanden sein und
ist die noch frühere Fertigung um so wahrschein-
licher, als ein Zurückgreifen des Meisters auf vor
Jahren bereits einmal ausgeführte und den letzten
Anforderungen der Mode doch nicht mehr ganz
entsprechende Formen kaum vorauszusetzen wäre.

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