Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde
— 2.1900-1902
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0173
DOI Heft:
Heft 5
DOI Artikel:Lenc, Ėduard Ėduardovič: Mitteilungen aus der Renaissance-Abteilung der Kaiserlichen Eremitage zu St. Petersburg, [2]
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5. Heft.
Zeitschrift für historische Waffenkunde.
*59
Fig. 2.
Was zunächst die Form betrifft, so entspricht
sie durchaus der angegebenen Zeit; ganz gleich
gestaltete Schallern kamen im XV. Jahrhundert
auch ausserhalb Italiens vor, wie das in Fig. 3
abgebildete ganz analoge Stück aus der Sammlung
Meyrick zeigt, welches als in England zur Regie-
rungszeit Heinrichs VI. und Eduards IV. gebräuch-
lich bezeichnet wird.1) Dass auch die zeitgenössi-
schen Glieder der Familie Bentivoglio diese
Kopfbedeckung ohne Bart trugen, ist an einer im
Museum von Bologna aufbewahrten Medaille des
Giovanni II. Bentivoglio (1443—1509) ersicht-
lich, wenn auch hier die Schallern in der Form
etwas von unserer abweicht, indem sie, soweit sich
aus der Zeichnung Littas2) beurtheilen lässt, mit
einem Visier und tief herabreichendem, nicht ge-
schobenem Nackenschirm versehen ist (Fig. 4).
Die Meistermarke (Fig. 5) deutet ebenfalls auf
dieselbe Periode, und wenn sie uns auch in dieser
1) G. Finke, Abbildungen und Beschreibung von alten
Waffen und Rüstungen, welche in der Sammlung von Llewelyn
Meyrick zu Goodrick-Court in Herefordshire aufgestellt sind.
Berlin 1836. Cf. pl. 74 No. 4.
2) Die beistehenden zu Vergleichen herangezogenen
italienischen Medaillen, Schaumünzen und Wappen, chrono-
logischen und genealogischen Daten entnehmen wir dem
Capitalwerke: Litta, famiglie celebri italiane. (Fase. XXXI
Bentivoglio di Bologna, XLI Pallavicino u. a.)
Form (H? A) noch nicht begegnet ist, so glauben
wir doch nicht fehlzugehen, wenn wir sie einem
Mailänder Plattner und zwar einem der älteren
Missaglia zuschrciben.
Endlich aber bieten die Verzierungen des Stirn-
schildes genügende Anhaltspunkte, um die Persön-
lichkeit des Besitzers mit Sicherheit festzustellen;
es sind nämlich an den Schmalseiten: rechts der
ovale schrägrechts dreizehnmal mit Spitzen geteilte
Schild (Fig. 6) und links das vollständige Wappen
der Bentivoglio — der geviertete Schild mit nach
rechts gewandtem Adler in 1 und 4 und der schräg-
rechten Spitzenteilung in 2 und 3 (Fig. 7) — ein-
geätzt, letzteres genau in der Form, wie es sich
auf den von Giovanni II. Bentivoglio geprägten
Münzen vorfindet (Fig. 8). An der Spitze des Stirn-
blechs sieht man noch: rechts die Wappenfigur der
Bentivoglio — den Adler auf einem Nest, über
dem Haupte ein fliegendes Band mit Inschrift
NUN MICHI (Nunc mihi), (Fig. 9) links einen Stier,
ein Schwert und einen zweiten, nicht mehr zu be-
stimmenden Gegenstand (Blatt? Garbe?) haltend, mit
einer Lilie zwischen den Hörnern (Fig. 10). Den
Adler mit dem angeführten Wahlspruch sehen wir
auf zwei dem Museum in Bologna und der Kollek-
tion Schiassi daselbst gehörigen Schaumünzen
(Fig. 11 u. 12), letztere mit den Namen der beiden
Zeitschrift für historische Waffenkunde.
*59
Fig. 2.
Was zunächst die Form betrifft, so entspricht
sie durchaus der angegebenen Zeit; ganz gleich
gestaltete Schallern kamen im XV. Jahrhundert
auch ausserhalb Italiens vor, wie das in Fig. 3
abgebildete ganz analoge Stück aus der Sammlung
Meyrick zeigt, welches als in England zur Regie-
rungszeit Heinrichs VI. und Eduards IV. gebräuch-
lich bezeichnet wird.1) Dass auch die zeitgenössi-
schen Glieder der Familie Bentivoglio diese
Kopfbedeckung ohne Bart trugen, ist an einer im
Museum von Bologna aufbewahrten Medaille des
Giovanni II. Bentivoglio (1443—1509) ersicht-
lich, wenn auch hier die Schallern in der Form
etwas von unserer abweicht, indem sie, soweit sich
aus der Zeichnung Littas2) beurtheilen lässt, mit
einem Visier und tief herabreichendem, nicht ge-
schobenem Nackenschirm versehen ist (Fig. 4).
Die Meistermarke (Fig. 5) deutet ebenfalls auf
dieselbe Periode, und wenn sie uns auch in dieser
1) G. Finke, Abbildungen und Beschreibung von alten
Waffen und Rüstungen, welche in der Sammlung von Llewelyn
Meyrick zu Goodrick-Court in Herefordshire aufgestellt sind.
Berlin 1836. Cf. pl. 74 No. 4.
2) Die beistehenden zu Vergleichen herangezogenen
italienischen Medaillen, Schaumünzen und Wappen, chrono-
logischen und genealogischen Daten entnehmen wir dem
Capitalwerke: Litta, famiglie celebri italiane. (Fase. XXXI
Bentivoglio di Bologna, XLI Pallavicino u. a.)
Form (H? A) noch nicht begegnet ist, so glauben
wir doch nicht fehlzugehen, wenn wir sie einem
Mailänder Plattner und zwar einem der älteren
Missaglia zuschrciben.
Endlich aber bieten die Verzierungen des Stirn-
schildes genügende Anhaltspunkte, um die Persön-
lichkeit des Besitzers mit Sicherheit festzustellen;
es sind nämlich an den Schmalseiten: rechts der
ovale schrägrechts dreizehnmal mit Spitzen geteilte
Schild (Fig. 6) und links das vollständige Wappen
der Bentivoglio — der geviertete Schild mit nach
rechts gewandtem Adler in 1 und 4 und der schräg-
rechten Spitzenteilung in 2 und 3 (Fig. 7) — ein-
geätzt, letzteres genau in der Form, wie es sich
auf den von Giovanni II. Bentivoglio geprägten
Münzen vorfindet (Fig. 8). An der Spitze des Stirn-
blechs sieht man noch: rechts die Wappenfigur der
Bentivoglio — den Adler auf einem Nest, über
dem Haupte ein fliegendes Band mit Inschrift
NUN MICHI (Nunc mihi), (Fig. 9) links einen Stier,
ein Schwert und einen zweiten, nicht mehr zu be-
stimmenden Gegenstand (Blatt? Garbe?) haltend, mit
einer Lilie zwischen den Hörnern (Fig. 10). Den
Adler mit dem angeführten Wahlspruch sehen wir
auf zwei dem Museum in Bologna und der Kollek-
tion Schiassi daselbst gehörigen Schaumünzen
(Fig. 11 u. 12), letztere mit den Namen der beiden