Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

DOI Heft:
Heft 5
DOI Artikel:
Sixl, P.: Entwickelung von Gebrauch der Handfeuerwaffen, [13]
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0179

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
5- Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

165

stifte sind durch den Laufring in den Schaft ein-
getrieben und dienen zur Befestigung desselben.
Der vordere Laufring ist ein ca. 3 cm breites
Eisenband, welches Lauf und Schaft umfasst und
unterhalb des Schaftes zu einem etwas nach rück-
wärts zurückgebogenen spitzen Haken zusammen-
geschweisst ist. Die Befestigung am Laufe erfolgt
durch einen Querstift.
Der Schaft ist augenscheinlich bedeutend jün-
geren Datums; vielleicht ist der neue Schaft den |
Fragmenten des alten Schaftes beiläufig nachgebildet.
Nach den Abbildungen in den Biiderhandschriften
war der Schaft in dieser Zeit entweder stangenförmig,
wie in Fig. 18, 20 und 38, oder kolbenartig geformt,
wie in Fig. 22, 23, 24 und 25.
Es ist wahrscheinlich, dass von dem alten Schaft
den von den Laufringen umfasste vordere Teil noch

das Zündloch jedoch abnehmend, so dass auch hier
eine Erweiterung der Seele gegen die Mündung vor-
handen ist; das Verhältnis des Kalibers zur Länge
der Seele beträgt 1 : 13,5.
Das Zündloch befindet sich oberhalb und ist
trichterförmig vertieft; knapp hinter demselben befindet
sich ein kurzer Zapfen, um welchen ein eiserner Deckel
drehbar war, mittels welchen man das Zündloch
verschliessen konnte; der Deckel fehlt.
An der Mündung ist der Lauf leistenförmig ver-
stärkt und hat vorn oben eine Rinne eingeschnitten,
welche augenscheinlich zum Zielen diente.
An der äusseren Peripherie des Mündungskopfes
und an weiteren zwei Stellen des Laufes sind Ver-
zierungen, bestehend aus gekreuzten Stäben, ein-
geschnitten, welche den Lauf der Länge nach in
drei Felder einteilen. Im Mittelfeld und im rückwär-



Fig;. 64. Handbüchse mit Ringhaken im historischen Museum der kg). Stadt Pilsen.

vorhanden war und dass man den fehlenden rück- i
wärtigen Teil nach Gutdünken ersetzte.
Nach dem geringen Gewicht des Laufes von
3,87 kg war diese Handbüchse bestimmt eine eigent-
liche Handbüchse, d. h. dieselbe konnte zweifellos
aus freier Hand abgeschossen und gehandhabt werden.
Jetzt wiegt die ganze Handbüchse 6,2 kg und •
dürfte von dem ursprünglichen Gewichte nur wenig
abweichen.
Im historischen Museum der Kgl. Stadt Pilsen
befindet sich noch eine zweite Büchse, welche in
ihren Einzelheiten ebenso interessant ist als die
vorige. (Fig. 64.)
Diese Handbüchse besteht aus dem Laufe, zwei
Laufringen und dem Schafte.
Der Lauf ist 41,5 cm lang, achtkantig, cylindrisch,
wahrscheinlich aus Gusseisen, gut gearbeitet und hat
5,49 kg Gewicht.
Die Länge der Seele beträgt 39,3 cm, der Durch-
messer derselben 29 mm an der Mündung, gegen

tigen Feld vor dem Zündloch ist je ein Kreuz ein-
geschnitten; im rückwärtigen Feld vorne oben ist
ein Wappenschild mit einem einköpfigen Adler en
relief aufgesetzt.
Die beiden Laufringe sind von einfacher Arbeit;
der vordere ist ein Ringhaken, der Lauf und Schaft
umfasst; der rückwärtige Laufring verdeckt jedoch
teilweise das Zündloch, und nachdem dieses mit
einem verschiebbaren Deckel versehen war, so muss
angenommen werden, dass entweder der Lauf ur-
sprünglich nach rückwärts in einen massiven ein-
geschweissten Eisenkern endigte, auf welchen der
Laufring g'elegt wurde, oder dass die Laufringe mit
dem Lauf und Schafte erst später in die vorliegende
Verbindung zusammengestellt wurden.
Der Schaft ist nahezu von derselben Konstruktion,
wie bei der vorhergehenden Handbüchse; die dort
gemachte Bemerkung hat auch hier volle Geltung.
Nach dem Wappen und den gekreuzten Stäben
könnte man annehmen, dass diese. Handbüchsc ur-

22
 
Annotationen