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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

DOI issue:
Heft 7
DOI article:
Rose, Hermann: Das mittelalterliche Wurfbeil
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0256

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Zeitschrift für historische Waffenkunde.

240

Beilklinge viermal,1) und von der Mitte des Griftes
bis zum Ende desselben sowohl auf der Vorder-
wie auf der Rückseite je fünfmal tief ins Gesenk
geschlagen, so dass die Waffe dieses Zeichen also
insgesamt vierzehnmal aufweist.
Das Alter dieser Waffe versetzt Szcndrei in
den Beginn des 14. Jahrhunderts, ohne jedoch
nähere Gründe hierfür anzugeben.
Fig. 2 stellt ein weiteres Exemplar aus der-
selben Sammlung dar.
Auch dieses Wurfbeil besteht aus einem Stück
Eisen. Seine Gesamtlänge von der oberen nach
der unteren Spitze beträgt 35 cm, die ganze Breite
von der Mitte der Beilschncidc bis zum Ende des


Pig. 1. Eisernes Wurfbeil mit Waffenschmiedsmarke.
14. Jahrh. Beginn.
(Sammlung des Grafen Hans Wilczek in Wien.)
Rückendorncs iS cm, die Länge der Beilschneide
17 cm, des Stiels 25,5 cm, des kantig zugespitzten
oberen und Rückendorncs 8 bezw. 6,5 cm. Der
vierkantige Stiel dieses im ganzen mehr abgeflachten
Wurfbeiles hat in der Mitte einen Umfang von 5,5 cm,
er erweitert sich nach dem unteren Ende zu einem
runden Handgriff mit 7,5 cm Umfang. Dieser runde
und unten in eine scharfe Spitze verlaufende Hand-
griff ist hohl, wie dies nicht nur das leichtere Ge-
wicht dieses Teiles, sondern auch der Umstand
beweist, das man beim Schütteln deutlich ein Eisen-
partikelchen in dem Hohlraum klappern hört. Eine
*) Die Abbildung bei Szendrei a. a. O. ist daher nicht
ganz genau, da das Meisterzeichen an dieser Stelle nur
e i n mal sichtbar ist.

II. Band.

Waffenschmiedsmarke ist an diesem Wurfbeil nicht
zu entdecken, sein Gewicht beträgt 525 Gramm.
Gefunden2) ist dasselbe bei Fischament (Nieder-
Oester. a. d. Donau), woselbst es ausgegraben wurde.
Ein drittes, der Abbildung 2 völlig gleichendes
Exemplar dieser Waffe ist kürzlich von Herrn Staats-
rat von Lenz unter den Beständen der Kaiserlichen
Eremitage zu Petersburg aufgefunden worden (siehe
Fig'- 3)-
Nach den von Herrn von Lenz in liebens-
würdigster Weise zur Verfügung gestellten näheren
Angaben, wofür ihm der Verfasser seinen verbind-
lichsten Dank ausspricht, beträgt die ganze Läng'e
dieses gleichfalls aus einem Stück Eisen geschmie-


Fig. 2. Eisernes Wurfbeil. 15. Jahrh. Beginn.
Gefunden bei Fischament (Nieder-Oesterreich a. d. Donau).
(Sammlung des Grafen Hans Wilczek in Wien.)
deten Wurfbeiles 43 cm, die ganze Breite 16 cm,
Länge des Stieles 36,5 cm, der Beilschneide 20,5 cm
und der Dornen 6,5 bis 7 cm, der Umfang des
Handgriffs 9,5 cm und das Gewicht 784 Gramm.
Ueber die Herkunft dieses Exemplars ist nichts
bekannt, doch scheint die tief eingeschlagene Marke
auf eine steirische Werkstatt hinzuweisen, ln eine
kreisförmige Oeffnung am schwach gerundeten
unteren Teile des Bartes ist eine Messingscheibe
eingeschlagen, deren eine Seite das auf der Abbil-
dung sichtbare roh eingekratzte Zeichen, vielleicht
die Hausmarke des Besitzers, trägt.
-) Nach der gütigen Mitteilung des Archivars Sr. Exc.
des Herrn Grafen Wilczek, k. k. Sektionsrates Herrn Prä-
laten Dr. Schrauf, dem hiermit ergebenster Dank gesagt sei.
 
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