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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 7
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Schalk, Karl: Die historische Waffensammlung der Stadt Wien im Zusammenhange mit der militärischen Organisation der Stadt, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0267

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7. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

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dürfte also höchstens teilweise erfolgt sein. Von
Interesse ist die Eingabe übrigens darum, weil sie
einen Fingerzeig bieten kann zur Erklärung, wie die
nicht geringe Zahl von in der Sammlung befind-
lichen Helmbarten regierender Persönlichkeiten in
dieselbe gekommen sind, nämlich auf dem Wege
der Schenkung. Die ältest datierte Helmbarte ist
die mit Jahreszahl 1508 und L (Kat.-Nr. 639) viel-
leicht auf Ludwig XII. von Frankreich zu deuten,
dann eine grössere Zahl von solchen mit Wappen
und Monogramm Ferdinands I. und seines Nachfolgers
Maximilian II.
Klar tritt uns die Doppelseite des bürgerlichen
Zeughauses als eines Waffendepots und eines Museums
entgegen aus dem ältest erhaltenen Zeughaus-
Inventare des Jahres 16S6,1) das neben Waffen
Gegenstände von historischem Interesse ausweist, die
mit einem Zeughause, einer lediglich in bestimmter
Richtung praktischen Zwecken dienenden Anstalt
nichts zu thun haben als: (Fol. 5b) «Ein gemahlenes
blatt von der ehrenporten P'erdinandi IVt!, Rom.
khön., so an den boden angehefit,
Zwölf schildt oder symbola auf leinwath mit
wasserfarb gemahlen von der festivität unser lieben
frauen nach der contagion,
(Fol. 14a) In einem fuetterall ein modell der
ehrenporten Ferdinandi IIP" höchstsei. gedächtnuss,
Item ein modell von holz dess kays. oratorii
bey St. Stephan,
Item ein modell einer kunstspriczen von mössing,
darbey ein amper von gcwixter leinwath,
Mehr allerhand modell von holz über undter-
schiedliche gebäu.»
Das folgende Inventar von 17012) enthält auf
Fol. 11 b noch weitere Modelle ausgewiesen und auf
Fol. 13 a, b Kirchengeräte verzeichnet.
(Fol. 15 a) «Ain weiss langlete truchen mit eysen
beschlagen, darinnen unterschidliche riiss auf parga-
ment und pappier,

*) Manuskript im Wien. St.-A. Rep. 184, Nr. 46 mit
31 beschriebenen Folien.
ä) Manuskript im Wien. St.-A. Alte Reg. m/1701.

(Fol. 18 a) Zwey statuen von holz : vogl Phoenix
und Monsicus8) Scaevola.»
Aus dem Angeführten ergiebt sich, dass das im
Jahre 1886 im Neuen Rathause eröffnete «Historische
Museum», seit 1898 die «Städtischen Sammlungen»,
keine Neuschöpfung sind, sondern nach ihrem all-
gemeinen Bestände direkt auf die alte allgemeine
Zeughaussammlung3 4 5) zurückgehen, die schon längst
keine ausschliessliche Waffensammlung, geschweige
ein reines Waffenaushilfs- und Zeugsdepot ge-
wesen war.
6. Ausser durch Geschenke wird die städtische
Waffensammlung auch durch Fundgegenstände aus
dem Wiener Boden vermehrt.
7. Im Jahre 1849 (14. April) wurde ein Aus-
weis über die der Magistratischen Kommission im
k. k. Zeughause zur Inventur übergebenen Privat-
wafifen verfasst,6 *) der 24186 Schusswaffen, 50112
Hieb- und Stichwaffen und 1013 Armatursorten um-
fasste, davon wurden als aerarische Waffen 1433
Schusswaffen, 1057 Plieb- und Stichwaffen und 2 Ar-
matursorten dem Zeughaus-Kommando übergeben.
In der Sitzung des Magistrats vom 3. Februar
1859 referierte Magr. Krones,8) dass infolge der in
den Jahren 1848 und 1849 von der Bevölkerung ein-
geforderten Waffen dem bürgerlichen Zeughause
aus dem k. k. Arsenale eine solche Menge
namenloser Waffen zugeführt wurden, dass sie die
aus dem alten Besitze des Zeughauses abgängigen
in der Zahl von 3587 mehr als zehnfach ersetzen.
Im folgenden sollen nun Objekte der Waffen-
sammlung im Zusammenhänge mit I. der Wiener
Bürgerwehr, mit II. Freikorps, dem allgemeinen Auf-
gebot und der Landwehr, mit III. dem städtischen
Söldnertum und IV. die Beutestücke und Trophäen
einer allgemeinen Betrachtung unterzogen werden.

3) So in der Vorlage.
4) Eine Abbildung eines der Säle des Zeughauses im
Jahre 1740 findet sich in einer inhaltsleeren Wiener Dissertation
rhetorischen Schwulstes mit dem Titel: Civicum augustae
Vieanensium armamentarium.
5) Manuskript im Wien. St.-A. Rep. 186, Nr. 29.
°) Akt im Wien. St.-A. Oecon. 40/1857.
(Fortsetzung folgt.)
 
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