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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 7
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Erben, Wilhelm: Noch einige Worte über Fringia, Genoa und Sichelmarke
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0292

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276

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

II. Band.

aber weder was die Beschreibung- der Waffen be-
trifft, noch in Bezug auf die zugehörigen schrift-
lichen Zeugnisse haben sie den Gegenstand erschöpft.
Es wäre die schönste Frucht dieser Erörterungen,
wenn sie den um ihre heimatliche Geschichte so

eifrig und erfolgreich bemühten steirischen Forschern
den Anlass geben würden, uns auf Grund der
Schätze des Landeszeughauses und des Landes-
archivs in Graz eine umfassende Geschichte der
steirischen Klingenindustrie zu schenken.



Nachtrag zu: Die Fürstlich Radziwillsche Rüst-
kammer zu Nieswiez. Herr Ladislaus Ritter von Lo-
zinski in Lemberg hat die Freundlichkeit, uns mitzuteilen,
dass im dortigen Rathausmuseum zwei Kanonenrohre
bewahrt werden, wovon das eine neben der Jahreszahl
1534 die Inschrift trägt: «Lenart Hirt hat mich
gossen >, während das andere Rohr mit der Jahres-
zahl 1529 und dem Monogramm L H gezeichnet ist.
Ausserdem wird um diese Zeit in den Ratsakten ein
Stückgiesser Lenart Herle, im Jahre 1549 in den Kon-
sulatsakten ein Leonardus pixidarius,1) d. i. Büchsen-
meister, im modernen Sinne etwa Artilleriechef, auf-
gefuhrt. Herr von Lozinski spricht nun die Meinung
aus, dass der in Lemberg genannte Meister und der auf
den beiden Geschützrohren in Nieswiez vorkommende
Lenhard bezw. Lenhardt eine und dieselbe Person und
dass die Worte «here» bezw. «hiere» (vgl. Heft 6,
S. 221) als Verstümmelung des Familiennamens Hirt an-
zusehen seien. Wir stimmen dem verehrten Fachgenossen
in Bezug auf den ersten Teil seiner Annahme unbedingt
bei, was indes deren zweiten Teil anbetrifft, so wiesen
wir darauf hin, dass die naive Bezeichnung «hier» au
Stelle des Ortsnamens uns schon einigemal auf Gegen-
ständen aus jener Zeit vorgekommen ist, wie es denn
auch keineswegs zu den Seltenheiten gehörte, dass Hand-
werker und Künstler ihre Werke nur mit dem Vornamen,
der ihnen und ihren Mitbürgern geläufiger war als der
Familienname, zeichnete. Indes hat ja auch die Meinung
des Herrn von Lozinski, dass die Worte here, bezw.
hiere, «Hirt» bedeuten sollten, wegen der Verwandt-
schaft der Laute manches für sich. — Der Name Hirt
ist übrigens in der Geschichte der Waffenerzeugung des
16. Jahrhunderts bereits vertreten. Ein Arnold Hirt,
der 1504 aus Nürnberg kam, war bis 1515 Stadtplattner
in Leipzig. Auch eine Nürnberger Stückgiesserfamilie
Hirder gab es, von welcher ein Sebaldus Hirder
(t 1563) für den Kurfürsten Friedrich III. von der Pfalz
arbeitete und es zu grossem Ansehen in seiner Kunst

*) Von pix, Büchse; pixidarius bedeutet nacli Du Ca 11 ge:
qui inacliinac bellicae, pixis nppcllatac, praeest.

brachte. Es erscheint daher nicht unmöglich, dass unser
Lemberger Meister einer von diesen Familien entstammte,“)
denn Nürnberger Waffenschmiede genossen damals einen
Weltruf und fanden, wie zahlreiche Beispiele es darlegen,
an anderen Orten unschwer lohnende Beschäftigung.
M. v. E.
Ein Nachwort zur Versteigerung der Waffen-
sammlung des Grafen Alfred Szirmay in Wien. Im
Herzen Mitteleuropas gelegen, waren die Lande der
österreichisch-ungarischen Monarchie seit Jahrhunderten
so recht der Tummelplatz, auf welchem die Völker des
Morgen- und Abendlandes den Kampf ums politische
Dasein miteinander ausfochten. In die engen Thäler
Noricums, in die Ebenen Pannoniens hatte der römische
Legionär die Gesittung der antiken Welt verpflanzt, welche
zarten Keime nur zu bald die bogenkundigen Reiter-
schwärme der Gottesgeissel zerstampfen sollten. Hier ver-
suchte unter Strömen Blutes der Krieger des fränkischen
Heerbannes dem Christengotte eine neue Heimstätte zu
bereiten; durch das Donauthal wälzten sich später jene
Scharen hin, welche im gelobten Lande die himmlische
Seeligkeit sich zu erstreiten hofften und auf ihrem langen
Wege nur Not und Enttäuschung fanden. Auf der Ost-
mark Boden erlag mongolische List bajuvarischer Schwer-
fälligkeit. Und wieder verging Jahr und Tag, als sich
dort unten, wo die Donau die ungarische Tiefebene ver-
lässt, finsteres Gewölk zusammenballte, drohend und un-
heilschwanger: Der Osraane hatte den Weg über den
Balkan herüber gefunden und fast zweihundert Jahre lang
sollte Ofen den Vorort von Stambul bilden. Aber aus
Qualm und Feuerglast, aus dem Schutte geborstener
Mauern sehen wir die Geister jener Helden von Erlau,
Raab und Szigetv.ir emporsteigen, welche freudig für
Pflicht und Wafifenehre starben, und meteorgleich streben
vor unseren Augen die trotzigen Magnaten empor, 11m
deren Personen schon bei Lebzeiten Frau Sage ihre
bunten Fäden spann, von deren selbstbewusstem Stolze
noch heute des Zigeuners Fiedel zum Volke spricht. Von
den Alpen bis nach Zenta und Belgrad trug siegreich
der «Edle Ritter» die kaiserlichen Fahnen, und wie gut
die Fäuste ergrimmter Bergbauern zu zausen verstehen,
das spürte mehr als einmal der gallische Hahn.
Es ist begreiflich, dass sich auf einem an kriegeri-
schen Erinnerungen so überaus reichen Gebiete auch
Bei den vielfachen handeis- lind kunstgeschichtlichen
Beziehungen Nürnbergs zu jenen östlichen Städten — nament-
lich Krakau ist hier zu nennen — gewinnt diese Annahme
sehr an Wahrscheinlichkeit. Die Schriftleitung.
 
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