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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 7
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0294

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278

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

II. Band.

einfacherer mit 90 Kr., drei österreichische Sturmhauben
mit 72 Kr. bezahlt. Gotische Schwerter wurden für 52 und
102 Kr., italienische für 98 und 196 Kr., ein Richtschwert
für 64 Kr. losgeschlagen; die Preise für Degen bewegten
sich zwischen ro und 242 Kr., während eine Karabela
60 Kr., ein goldtauschierter türkischer Säbel 80 Kr., ein
Hirschfänger mit Schiessvorrichtung 92 Kr. einbrachte.

Für einen Dolch, dessen Klinge feine Giftzüge durch-
zogen, wurden 80 Kr., für persische Dolchmesser (Bit-
sc'nak) mit Damascenerklingen 58 Kr., für einen schönen
Kinschal 40 Kr. gegeben. Helmbarten brachten, bis
auf eine Trabantenhelmbarte (244 Kr.), 22 bis 42 Kr. ein.
Dr. Potier.



Antwort auf Frage 2: Die vorliegende Feuerwaffe
lässt ein Konstruktions-Prinzip erkennen, welches bereits in
Konrad Kyesers Bellifortis in verschiedener Form in An-
wendung gebracht erscheint. Dasselbe zeigt das prak-
tische Bestreben, durch Nebeneinanderlegen geladener Läufe
(Büchsen) im Falle der Notwendigkeit ein schnelleres Feuer
abgeben zu können.
Von den in Kyesers «Bellifortis» dargestellten Konstruk-
tionen seien erwähnt:
No. 1 fol. 109 a, hat sechs kurze, gleiche, offenbar nur
für Bleikugeln eingerichtete Läufe, welche mittels eines Eisen-
bandes an der Aussenseite eines Holzcylinders befestigt sind.
No. 2 fol. 108b, zeigt drei verschieden grosse Läufe,
welche ohne Holz-, sondern nur mit Metaliverbindung mit-
einander vereinigt sind; das mittlere grosse Rohr war für
Steinkugeln bestimmt.
Die beigefügten Erklärungen lauten:
No. 1. «Contus iile magnus pyxidum sex stat revolvendus,
Emissa prima redit altera demum secuta
Decipiuntur hostes, post primam non timent ttllam.»
No. 2. «Similiter prima det vocem, statim sinistra
Demum lapis magnus inimicis repente nocebit.»
Vergleicht man dieses Konstruktions-Prinzip mit der vor-
liegenden Waffe, so zeigt dieselbe die Vereinigung mehrerer
kleiner und gleicher Läufe wie bei No. 1, und weiter die
Metallverbindung wie bei No. 2.
Nachdem dieses Konstruktions-Prinzip im 15. Jahrhundert,
wie die Darstellungen aus den Feuerwerksbüchern lehren,
allgemein bekannt war, so liegt es nahe, dass derartige
Feuerwaffen in verschiedener Grösse versuchsweise ange-
fertigt wurden; der praktische Erfolg entschied, ob die neue
Waffe nur ein vereinzelter Versuch bleiben sollte, oder ob
aus derselben in weiterer Folge eine brauchbare Kriegswaffe
sich entwickeln konnte.
Die langsame Ladeweise der Handfeuerwaffen im 15. und
16. Jahrhundert liess ferner das Bedürfnis nach kleinen
Feuerwaffen entstehen, welche noch kurz vor dem Hand-
gemenge abgeschossen werden sollten, deren wirksame
Schussweite daher nicht viel weiter als Spiesslänge zu sein
brauchte, und welche infolgedessen in Ausmass und Gewicht
kleiner als die Handbüchsen sein konnten.
Eine Abbildung im Cod. germ. 734 der kgl. Hof- und
Staats-Bibliothek in München (1460—1470) zeigt die Ver-

wendung derartiger kleiner Handfeuerwaffen; das Gewicht ist
nur so gross, dass der Reiter dieselbe mit ausgestrecktem
Arm abfeuern konnte; die Schussentfernung beträgt augen-
scheinlich nur einige Schritte.
Massgebend für die Grösse und Schwere dieser Feuer-
waffen wird somit die Kraft der Hand, der Faust, aus welchem
Grunde dieselben in späterer Zeit, zur Unterscheidung von
den Handbüchsen und nach der Art der Handhabung «Faust-
büchsen» oder «Fäusterling» genannt werden. Das Inventar
von Landshut vom Jahre 1497 erwähnt schon einfache und
zweifache Faustblichsen.
Die vorliegende Waffe hat ein Gewicht von 2,85 kg, ist
eine mehrläufige Handbüchse, welche dem Gewichte nach als
Faustbüchse bezeichnet werden kann, da deren Handhabung
auch aus freier Faust, mit einer Hand, möglich war.


Die Länge des Laufes beträgt 85 mm, das Kaliber
15 mm, die dazu gehörige Bleikugel hatte somit ein Gewicht
von 0,018 kg. Kaliber und Geschossgewicht entsprechen den
bei den kleinsten Handbüchsen üblichen Aussmassen.
Der Lauf ist für diese Zeit, in welcher die Faustbüchsen
aufkommen und sich entwickeln, auffallend kurz; allein in-
folge der kleinen Schussentfernung benötigte man keine
Führung des Geschosses und eine
Verlängerung des Laufes ohne
zwingende Notwendigkeit hätte
nur das Gewicht der Waffe ver-
grössert und die eigentliche Kriegs-
bestimmung der Waffe wieder
verschoben. Das Verhältnis vom
Kaliber zur Länge der Seele ist
ähnlich dem bei den ersten Feuer-
waffen ; wurde nun die Seele, wie
bei diesen, 3/s der ganzen Länge
mitPulver gefüllt, so erhielt man einen Pulvercylinder von 50mm
Höhe und 15 mm Durchmesser, auf welchen die Bleikugel
fest aufgesetzt wurde. Diese Pulverladung vermochte zweifei-
 
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